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Die Nachtmahr Wunschträume

Die Nachtmahr Wunschträume

Titel: Die Nachtmahr Wunschträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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tatsächlich reglos verharren. »Was denkst du, machst du gerade?«
    »Mich für die Schule fertig?!«
    »Du gehst heute bestimmt nicht.«
    »Aber ...«, begann ich, stoppte aber, als ich den Ausdruck auf seinem Gesicht sah. Das hier war nicht verhandelbar. Kein bisschen.
    »Okay, keine Schule«, stimmte ich zu.
    Sein Blick wurde misstrauisch, glitt von meinem Laptop zum Telefon. »Ich könnte dich jetzt fragen, ob du etwas Dummes tun wirst, aber da dein
Dummes
und mein
Dummes
sehr unterschiedlich sein würden ...« Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Ich hoffe, du bist noch müde?!«
    Mit gerunzelter Stirn nickte ich.
    »Schlaf!« Das Wort war ein Befehl, kam aus dem Hinterhalt und überrumpelte sogar mein Unterbewusstsein und ich fühlte mich auch wirklich ...

    Ich wusste, dass ich noch während des Gedankens und dem Versuch eines Widerstandes eingeschlafen war. Keine Ahnung, wie Klaus es geschafft hatte, mich aufzufangen und ins Bett zu bringen, noch bevor ich komplett umgefallen war. Anscheinend hatte er eine Menge Übung – oder war deutlich schneller als jeder andere, den ich kannte. Beide Gedanken gefielen mir kein bisschen, waren aber beinahe so rasch wieder verschwunden, wie sie gekommen waren.
    Und dann war er wieder da. Der Traum von letzter Nacht. Klar und ungetrübt und genauso manipulativ. Ich konnte das Flirren sehen, das konfettiartige, dunkle Vibrieren in der Luft. Anders als in der Nacht ließ ich es geschehen, wehrte mich nicht, sondern ließ die Emotionen zu, die Gedanken und alle Wünsche, die mit dem Traumgeschehen verknüpft waren. Alle Logik, jedwede Ratio, wurden von den Wogen der Gefühle fort gespült. Selbst die Tatsache, dass es nur ein Traum war, wurde bedeutungslos. Es gab nur eine Sache, die standhielt und die mich davor rettete, von dem Traum konsumiert und vollständig verschlungen zu werden. Eine Hoffnung, an die ich mich klammerte, wie an einen Rettungsanker ...
    Als ich mit einem triumphierenden Schrei die Augen öffnete, starrte ich direkt in Klaus’ besorgtes Gesicht. Er musste beim ersten Anzeichen auf einen Albtraum in mein Zimmer gestürzt sein – wieder. Immer noch wirkte er leicht außer Atem, aber erleichtert, weil es nicht so schlimm war, wie in der Nacht.
    »Es hat nichts genutzt?« Er sah sich um, als könne er etwas sehen, was mir verborgen blieb.
    »Nein!«, antwortete ich deswegen. Was immer er, Forman und Donovan getan hatten, ganz offensichtlich war es ein Fehlschlag gewesen. Ich war der lebende, träumende Beweis dafür.
    »Das war kein normaler Traum«, erklärte ich, weil ich noch nach den richtigen Worten suchte, um zu beschreiben, was genau das gerade gewesen war.
    »Ich weiß! Es war ein Albtraum.«
    »Nein ... ich weiß was Menschen verrückt macht und das war definitiv solch ein Traum. Kein Albtraum!«
    »Von Bränden, Ertrinken, Doppelgängern ...?«, riet Klaus und wirkte kein bisschen überzeugt von meinen Worten. Im Gegenteil. Er listete die typischen Archetypträume der Kategorie 3 Nachtmahre auf.
    »Nein ... es war der schönste mögliche Traum ... und als ich auf den nicht reagiert habe, wurde es der schlimmste mögliche Albtraum.«
    »Woher willst du es denn wissen?« Klaus setzte sich auf die Kante meines Betts und sah mich an. Dabei verließ seine Aufmerksamkeit nicht für eine Millisekunde mein Gesicht. »Und wenn es dein schlimmster Albtraum war, wieso bist du dann nicht verrückt geworden? Und warum hast du dann nicht wie die anderen versucht, deinen schönsten möglichen Traum zu leben?«
    Ich verzog die Lippen zu einem halben Lächeln, so wie er es manchmal tat. Wenn es mich in den Wahnsinn trieb, würde es dasselbe vielleicht bei ihm machen. Tatsächlich folgten seine Augen der Bewegung und beobachteten, wie ich meine Lippen mit der Spitze meiner Zunge befeuchtete, bevor ich erklärte: »Erstens weil ich bereits verrückt bin und mein schlimmster Albtraum sehr realistisch ist. Ich musste lange Zeit jeden Tag meines Lebens mit ihm leben – und mit der Angst.«
    »Saint Blocks?«, riet Klaus.
    »Jein.« Aber er war schon dicht dran. Dicht genug, um die Wahrheit zuzugeben: »Dass ihr mich wieder fortschickt. Einfach so, ohne mir eine Chance zu geben, ohne Wiederkehr, ohne ... dass mich jemals jemand um meiner selbst willen lieb hat und mich freiwillig um sich haben will.«
    So! Da war es. Das Schlimmste, was ich mir vorstellen konnte. Ich hatte es schon einmal erzählt und dieses Mal nur den kleinen, unbedeutenden Fakt fortgelassen,

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