Die Nachtmahr Wunschträume
im Kühlschrank«, verkündete ich und zauberte die Papiertüte aus ihrem Versteck. »Ich habe gestern schon etwas gemacht.«
»Das ist schummeln.«
»Nein, das nennt man gute Vorbereitung!«, korrigierte ich. Schließlich hatte ich nicht umsonst einen Einkaufsplan gemacht und bereits für heute vorgekocht. Frikadellen, frische Brötchen und Kartoffelsalat sollte auch für den »Auftragskiller« als »Mitnimmpäckchen« genügen.
Allerdings würde ich in Zukunft ein wenig mehr Zeit morgens einplanen müssen, denn für mich genügte es nicht mehr. Zumindest nicht mehr für ein entspanntes Frühstück. Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich das Paket für Tante Meg auf ihren Platz. Schließlich sollte es nicht an meiner Verspätung liegen, dass sie verhungerte. Dann holte ich auch die beiden Pakete für mich und David aus dem Schrank und drückte sie ihm in die Hand als er abgehetzt um die Ecke bog. Zum Glück war mein Stiefbruder davon so überrascht, dass er glatt vergaß, mich an den Countdown bis zu seinem Geburtstag zu erinnern. Noch neun Tage.
Wenig später wäre ich froh gewesen, wenn wir das Ganze hätten vorziehen können. Denunziation und Mord – aka Exekution – eingeschlossen. Für manche Schüler war ein Schulausflug nichts Schlimmes. Aber diese Schüler gingen vermutlich nicht auf meine Schule, hatten nicht meine Lehrer und gingen vor allem nicht mit einem ganzen Haufen ihrer Lieblingsfeinde in diesen Zoo.
»Es ist doch besser als Unterricht!«, war Darias Devise und selbst Rebecka, Superschülerin, stimmte ihr zu. Sie war ja auch mit Jessica befreundet. Der Star-Chearleaderin, die mit der die coolen Jungs abhing. Ich war nur das Dranhängsel, was hinter den etwas älteren Schülern hinterherlief und sich bemühte, weder mit Jonah, noch mit Elijah zu reden. Mit David hätte ich gerne geredet, aber der war wieder in den Ignorieren-Modus übergegangen. Etwas, was ihm seine Best-Buddies Dominique und Paul sofort nachmachten. Ich hatte keine Ahnung, was er mit seinem Verhalten bezweckte, oder ob er überhaupt über sich selbst nachdachte, aber so langsam begann es wirklich zu nerven und meinem Ego zu schaden – von meiner ständigen Panik einmal ganz abgesehen. Jemand, der sich so verhielt, dem traute man früher oder später einfach alles zu.
Missmutig stieg ich in eines der Boote ein, die eine kleine Gruppe nach der anderen durch einen Teil »Afrikas« fuhren und von dem aus man – mit etwas Glück – so gut wie alle Tierarten sehen konnte. Mit Darias Hilfe ergatterte ich den Einzelsitzplatz ganz vorne, so dass ich wenigstens ein wenig Freiraum hatte und mich nicht umzingelt fühlen musste. Paranoid? Wer, ich?!
Tatsächlich war die Fahrt ganz amüsant, zumindest, wenn man den Rest der Truppe ausblendete und weder auf dumme Sprüche noch auf seltsame Blicke achtete. Affen, Krokodile, Gazellen, Nashörner, Giraffen, Elefanten ... alles befand sich in der Nähe. Und das so gekonnt, dass man die Abgrenzungen zwischen den verschiedenen Tierarten erst auf den zweiten Blick erkennen konnte. Allein das wäre einen Zoobesuch wert gewesen.
»Guck mal, wir haben Glück!«, weckte mich Daria aus den Gedanken. Ich sah in die Richtung, in die sie deutete. Die Giraffen bekamen gerade etwas zu futtern. Es sah aus wie Heu in einem großen, hängenden Spielball. Der ältere Pfleger wie gerade aus einem Modemagazin entsprungen. Nur dass sein schwarzer Anzug komplett schwarz war und ... sich um ihn herum zu bewegen schien. Ich blinzelte, doch der Eindruck blieb. Seltsam. Die anderen schienen nichts zu bemerken. Aber sie trugen auch fast alle Sonnenbrillen. Vielleicht war es nur eine Spiegelung durch das Licht? Ich kniff die Augen zusammen, doch der Pfleger war schon wieder verschwunden.
Ich zuckte mit den Achseln, da mich die Sonne tatsächlich blendete. Außerdem hatte ich Durst und fühlte meinen Blutzuckerspiegel sinken, was natürlich vollkommener biologischer Quatsch war. Aber der Colaschmacht hielt an, bis wir wieder an Land gehen konnten.
Obwohl ich zum Snackshop abbog, gingen die anderen weiter. Nicht einmal meine beiden Verehrer registrierten, dass ich zurückblieb. Ungewöhnlich, aber nicht unangenehm. Ich stellte mich in der kleinsten Warteschlange an und wartete darauf, stolze 3,10 Dollar loszuwerden, um einen halben Liter der schwarzen Limonade zu bekommen.
Ich drehte mich eine Sekunde, bevor Paul mich von hinten überrumpeln konnte, zu dem Neuankömmling um. Er erschrak, aber nicht genug, um
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