Die Nachtmahr Wunschträume
nicht, wenn mir Leute zu nahe kamen, nicht einmal meine Freunde. Hölle, nicht einmal Daria. Aber da war nichts. Kein geheimes Warnsignal, kein Schrillen im Hinterkopf.
»Hattest du auch einen Albtraum?«, erkundigte ich mich und gab damit mehr Preis, als ich ursprünglich vorgehabt hatte.
»Nein, ich habe nie Albträume.«
»Nie?«
»Nie!« Er reichte mir die Flasche zurück.
»Du hast noch nie einen Albtraum gehabt?«, fragte ich, während ich den Verschluss wieder aufschraubte und sich mein rasender Puls langsam beruhigte. Da war etwas zwischen Klaus und mir. Ich wusste nur noch nicht was. Nicht einmal, ob es gut oder schlecht war.
»Nein.«
»Keinen einzigen? Nicht einmal einen winzig kleinen?«
»Nein.«
»Ich glaube, ich bin neidisch!« Ich räumte die Flasche wieder in den Kühlschrank. Dann korrigierte ich mich: »Nein, ich bin mir ganz sicher, dass ich neidisch bin.«
»Was hast du denn geträumt?«
»Das willst du nicht wissen«, behauptete ich.
»Sonst hätte ich nicht gefragt.«
»Ich habe geträumt, dass ich dich mit einem Messer ersteche, du es wusstest, aber trotzdem alles ganz cool und selbstverständlich war.« So! Da hatte er es! Selbst schuld!
Klaus trat einen Schritt zurück und trotz der Dunkelheit konnte ich erkennen, dass er mich von oben bis unten musterte. Prüfend.
»Du gehst geschminkt ins Bett?«, meinte er schließlich, statt auf meine Worte und den Traum einzugehen.
Verdammt, ich bin nicht geschminkt gewesen, als ich mich schlafen gelegt hatte!
Es gelang mir den Kopf zu schütteln und Sekunden später zu nicken. »Wahrscheinlich. Ich glaube, ich habe heute vergessen mich abzuschminken. Wahrscheinlich war ich einfach zu müde.«
»Sollen wir das mit dem Kochen und so weiter doch lieber vergessen?«
»Nein!« Ich legte all meine Energie und meinen Protest in dieses Wort.
»Okay, du musst mir nicht gleich den Kopf abreißen«, wiegelte Klaus ab, aber der Humor war deutlich aus seinem Satz herauszuhören.
»Weißt du ...«, ich ging an ihm vorbei. »... irgendwann musst du mir erklären, wie man das macht.« Ich warf einen Blick zurück. Klaus sah mich immer noch sehr aufmerksam an. »Ich meine: Ohne Albträume schlafen.«
»Mache ich!«, versprach er. Aber ich konnte seinen Blick in meinem Rücken spüren. Er verfolgte mich, bis ich außer Sichtweite war.
Der Kuss war sensationell und löste so viele verschiedene Emotionen in mir aus, dass es eine ganze Weile dauerte, bis ich bemerkte, dass es vier Hände waren, die über meinen Körper strichen und mich hielten. Zwei Münder, die mich verwöhnten. Einer beschäftigte meine Lippen, einer liebkoste meinen Hals mit kleinen Küssen.
Verwirrt versuchte ich mich aus der Umarmung zu lösen, aber Jonah ließ mich nicht. Drängte mich sanft aber beharrlich zurück. Tiefer in die Arme seines Bruders. Tiefer in den Kuss, bis er sich schließlich zurückzog und Elijah übernahm. Sein Kuss war sanfter, weniger verlangend, mehr gebend. Fantastisch und auf einer Ebene vertraut, die mir nicht gefiel. Weil sie mir zu gut gefiel.
Ich seufzte leise, als Jonah die Träger meines Tops nach unten schob und mit den Fingerspitzen über meine bloße Schulter strich. Zielstrebig. Noch nie hatte ich einen erotischen Traum gehabt, aber daran könnte ich mich glatt gewöhnen. Auf jeden Fall besser als jeder Albtraum. Viel besser ... ich glitt auf eine tiefere Traumebene und vergaß, was ich eben noch hatte denken wollen.
Kapitel 5
Trotz der beiden seltsamen Träume gelang es mir früh aufzustehen. Automatisch spulte ich mein Mittwoch-Programm ab und variierte nur geringfügig. Brötchen in den Backofen packen und Tisch decken war neu. Joggen gehen, im Garten duschen, schwimmen, war alt. In der Zeit, in der ich meine Bahnen zog, machte sich der Kaffee von allein an, der Backofen mit den frischen Brötchen ebenfalls. Ich duschte hastig, flitzte in die Küche, vertrieb Davids nervigen Tiger-Kater, stellte Butter, Käse und Aufschnitt auf den Tisch und hetzte nach oben, um mich umzuziehen und fertig zu machen.
Als ich wieder in die Küche kam, saß Klaus bereits mit aufgeschlagener Tageszeitung an seinem Platz und sah auf die Uhr.
»Das Make up sieht jetzt besser als, als heute Nacht.«
»War das jetzt eine Beleidigung oder nett gemeint?«
»Such das Kompliment«, meinte er mit der Andeutung eines Lächelns, was ihm etwas katzenhaftes verlieh, und legte mit meinen Zeitungsteil auf den Teller. »Fehlt nur noch das Lunchpaket.«
»Ist schon
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