Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nachtmahr Wunschträume

Die Nachtmahr Wunschträume

Titel: Die Nachtmahr Wunschträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
Vom Netzwerk:
sechs Monaten zappeln ließ.
    »Was erwartest du? Du verbaust mir alles. Jede Zukunft als normaler Mensch. Du verbannst mich in den Untergrund und was? Soll ich alleine fliehen und ein Eremitendasein fristen?«
    »Alles ist besser, als mit Jonah oder Elijah zu fliehen, oder?« David bedachte seinen einstigen besten Freund, mit dem ihn jetzt eine Art Hassliebe verband, mit solch einer wütenden Herablassung, dass ich sprachlos war. Aber nur kurz.
    »Ich bin mit keinem von beiden zusammen«, erklärte ich in der Hoffnung, meinen Stiefbruder beruhigen und endlich davon überzeugen zu können, mich in acht Tagen nicht ans Messer zu liefern.
    »Mit mir auch nicht!«
    Jetzt galt Davids kalter Blick mir.
    »
Das
ist nicht meine Schuld.« Sein Vorwurf war so ungerecht, dass ich gar nicht sicher war, welches Wort in meinem Protest ich betonen sollte. Ungerührt hielt ich seinem Blick stand, bis er zuerst fortsah.
    »Ich bringe dich zu deiner Fahrstunde«, meinte er schließlich. Es klang wie ein Friedensangebot.
    »Ich
bringe sie zu ihrer Fahrstunde«, meinte Jonah.
    Noch während sich die beiden anfunkelten, nutzte ich die Gunst der Stunde, um einfach weiterzugehen. Wenn sie meinten, konnten sie mir ja folgen. War ein freies Land und ... Doktor Slater stürmte an mir vorbei, kaum, dass ich ins Freie getreten war. Einen Bruchteil später hatten David und Jonah vor mir Position bezogen, wie um mich zu beschützen. Doch Slater war schon weitergelaufen und fuchtelte in der Luft herum, als wenn er nach jemanden greifen würde.
    »Doktor?« Ich rief, obwohl mir David gestikulierte, ruhig zu sein.
    Slater drehte sich zwar zu uns um, nahm uns aber nicht wahr. Sein Gesichtsausdruck wirkte verzückt. Als sähe er etwas unermesslich Schönes. Etwas, nach dem er wieder griff. Erst jetzt merkte ich, was mich wirklich an diesem Bild irritierte. Es war nicht das Auto, in dem Mayer und Jessica fahren übten und welches sich uns nun näherte, es war nicht das »in die Luft greifen und verfolgen«, es war die Tatsache, dass Slater einen Smoking trug.
    Einen eleganten Smoking mit einem weißen Hemd und einer schwarzen Fliege. Dazu einen kleines Blumenbouquet und ... war das wirklich ein Ring, den er in der anderen Hand hielt und immer wieder versuchte einem fiktiven Finger anzulegen?

    Erst als wir unser Zuhause betreten hatten und die Tür hinter uns zugefallen war, konnte ich es nicht mehr aushalten. Bei aller Liebe und allem Trotz nicht. Schließlich hatte ich keine Alternativen, zumindest keine echten.
    »David?« Ich blieb neben meinem Ex-Freund stehen und sah zu, wie er seine Jacke aufhing.
    »Mm...« Ungerührt ob meiner Observierung ließ sich mein Stiefbruder Zeit und ignorierte mich weitgehend. Das gab mir immerhin die Gelegenheit, meine Worte mit Bedacht zu wählen. Schließlich wusste man in diesem schrecklichen Haus nie, wer noch zuhörte. Ach was, in meinem ganzen schrecklichen Leben nicht.
    Als David endlich die Güte hatte, seine Aufmerksamkeit mir zuzuwenden, schenkte ich ihm ein trauriges Lächeln, welches um Erlösung bat. »Was wirst du tun?«
    »Das Richtige.«
    Ich erstarrte innerlich. Sein Richtiges, oder Meines? Es gab nicht einfach
das
Richtige.
    »Verdammt, David!« Ich bekam fast keine Luft mehr, weil jede Emotion in mir wie erstarrt war, es kein Gefühl mehr gab außer purer Panik. »Was denn nun? Wirst du es sagen,
ja
oder
nein

    »Ja.«
    Was? Ich starrte ihn an und konnte nicht fassen, dass er es wirklich tun würde. Er hatte es mir angekündigt, angedroht, so oft wiederholt, dass es mehr als einfach nur weh tat. Aber es ihn so kaltherzig sagen zu hören, mein Todesurteil, war etwas ganz anderes.
    Wie betäubt ging ich die Treppe hoch und war sogar zu leer, um den entgegenkommenden Klaus mit mehr als einem »Hallo« zu bedenken.
    »Liz?« David hetzte hinter mir her und holte mich vor meinem Zimmer ein. Unten hörte man die Wohnzimmertür zugehen.
    »Wenn du mich zurücknimmst, dann ist die Antwort
Nein.«
    Meine Hand hatte zugeschlagen, bevor er das letzte Wort ganz ausgesprochen. Ich war sogar zu enttäuscht, um mich an seinem fassungslosen Gesichtsausdruck zu weiden oder an dem roten Abdruck, der auf seiner Wange Farbe gewann. Kommentarlos ging ich in mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir ab. Erst dann schlugen Verzweiflung und Enttäuschung ein weiteres Mal über mir zusammen. Es war Davids Entscheidung gewesen, unsere Beziehung zu beenden und bis vor dreißig Sekunden hätte er nur mit den Fingern

Weitere Kostenlose Bücher