Die Nachtmahr Wunschträume
schnippen müssen, um mich wieder einzuwickeln. Ich setzte mich auf mein Bett und starrte die Wand an. Warum jetzt? Warum eine Erpressung, wo es doch nur eine Entschuldigung benötigt hätte?
Aber eigentlich spielten seine Beweggründe keine Rolle. Es ging um Vertrauen – und Prinzipien im Großen und Ganzen und ... Als das Telefon klingelte, hatte ich binnen einer Nanosekunde abgehoben, in der Hoffnung, meinen Gedanken und diesem ganzen realen Albtraum entkommen zu können.
»Liz
de Temples
«, meldete ich mich. Natürlich nur für den Fall, dass es wieder Daria war.
»Jessica Slater.«
»Oh, ich sag David Bescheid.«
Oder beiße mir lieber die Zunge ab, als mit ihm zu sprechen
, dachte ich, sprach es aber nicht aus.
»Nein, ich wollte mit dir reden«, stoppte mich meine Mitschülerin. Als ich nichts sagte, meinte sie: »Ich weiß, du bist misstrauisch und ich kann es dir nicht einmal verübeln. ... Ich wollte mich bedanken und mich entschuldigen.«
Seltsamerweise fiel mir der blöde Spruch ein. Von wegen,
wenn Gott dir eine Tür zuschlägt, öffnet er dir ein Fenster
. Bei mir war das Fenster vermutlich im dreißigsten Stockwerk oder direkt über einem Dickicht aus dichten Dornen.»Warum?«
»Ihr habt heute meinem Vater geholfen. Du, David, Jonah und dieser Feuerwehrmann ... Außerdem ist Rebecka mit dir befreundet und ich mag Daria und ... wenn die beiden mit dir befreundet sind, kannst du gar nicht so doof sein, wie David und Jonah mir immer erzählt haben.«
»Ach, versuchst du dir gerade eine eigene Meinung zuzulegen, oder was?«, fauchte ich, nur halbherzig bemüht, meine schlechte Laune nicht an ihr auszulassen. Es war ein Wunder, dass sie nicht auflegte.
»Ja, das versuche ich.« Sie klang entschlossen. Es war nicht einfach, mich zu überraschen, aber sie hatte es geschafft. Ich war baff.
»Wie geht es deinem Vater?«, fragte ich schließlich.
»Ganz gut. Die im Krankenhaus meinen er hätte einen Nervenzusammenbruch gehabt.«
»So wie Paul?«
»So wie Paul«, bestätigte meine neue Freundin, die ja auch erst vor Kurzem einen angeblichen Nervenzusammenbruch gehabt hatte.
Welch seltsamer Zufall. Und wer war vorher immer in der Nähe gewesen? Genau! Ich.
Erst als ich mir hundertprozentig sicher war, dass sich David in sein Zimmer zurückgezogen hatte und vermutlich auch nicht auftauchen würde, wenn er mich im Haus hörte, wagte ich mich wieder nach unten. Dort bereitete ich die Pizza vor, zwei Bleche mit gesamt vier unterschiedlichen Belägen und packte sie in den Ofen. Dann machte ich mich auf, die drei Badezimmer und die Gästetoilette zu säubern. Mit meinem war ich schnell fertig und auch das Bad in der »Kinderetage« war im Grunde in Ordnung. In der zweiten Etage sah es leider anders aus. Immerhin hatte Klaus – oder vielleicht auch Meg – tatsächlich mein Abziehdings benutzt, um die Glaskabine nach dem Duschen von Wasser zu befreien. Leider hatten die anderen Pflegeprodukte und der Schwamm keinen Zuspruch gefunden.
Also würde ich die Dusche später selbst machen müssen. Nämlich wenn ich selbst in ihr duschte. Folglich blieben fürs Erste die Ablagen, der Spiegel und das Waschbecken. Die Toilette sah tatsächlich so aus, als wäre sie eben erst gereinigt worden. Was vermutlich den Tatsachen entsprach, da Klaus vorhin aus dieser Etage gekommen war.
Der Spiegel war einfach, die Ablagen schnell leer geräumt und abgeputzt. Tante Megs Make up räumte ich ungefragt in die Schminktasche, die leere Pillenpackung aus Trotz nicht in den Abfall, sondern in die für die vorgesehene Schatulle und ... ich drehte die Packung um, denn die Tabletten in der Schatulle waren eindeutig nicht die Pillen aus der Verhütungspackung. Die hätte ich überall wiedererkannt. Schließlich besaß ich dieselbe Marke. Verwirrt drehte ich die Packung abermals um. Neben Erinnerungsfetzen wie mein früherer Fund eines Schwangerschaftstests und des gestrigen Kurzstreites bezüglich des Schlafverhaltens von Klaus, spukten in meinem Kopf herum. Allen voran die Aussage, dass ihre Ehe eine Farce war und er sie nie und niemals anrühren würde. Meg hatte das bis dato wohl anders gesehen oder zumindest gehofft, dass er sich irgendwann für sie entscheiden oder gar entflammen würde. Trotzdem dauerte es eine ganze Weile, bis das letzte Puzzleteilchen an seinen Platz gerutscht war. Die Tabletten in der Schatulle waren keine Verhütungspillen. Es waren Tick-Tacks, oder anderweitige, ähnlich aussehende Placebos. Und ich
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