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Die Nachtmahr Wunschträume

Die Nachtmahr Wunschträume

Titel: Die Nachtmahr Wunschträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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wahrscheinlich stand mein Gesichtsausdruck dem seinen von vorher kein bisschen nach.
So
weit war er nun also schon bereit zu gehen! Mir Liebe vorzuspielen, als wäre ich bescheuert. Bei dem Gedanken drehte ich mich von ihm fort. So konnte er wenigstens nicht mehr sehen, wie sehr mich sein Verhalten traf. Kein Grund, ihm noch diese Genugtuung zu geben.
    »Liz?«
    Ich drehte mich nicht um, sondern ging von ihm fort, Richtung Prüfungsplatz.
    »Lizzy?«
    Ich fuhr auf dem Absatz herum und brüllte: »Lizzy ist ein Scheiß-Name. Ich heiße nicht so, habe ich nicht und werde ich auch nie!«
    Obwohl David immer noch verwirrt aussah, kam er hinter mir her. Seine gesamte Haltung spiegelte ein Vorsicht wieder, eine Sanftheit, die ich nicht kannte. »Liz, ich meine es ernst.«
    Tatsächlich wirkte sein Gesichtsausdruck unglaublich aufrichtig. Und beinahe wünschte ich mir, er wäre es. Aber eben nur beinahe. »Ja, klar. Und morgen ist Weihnachten!«
    »Was muss ich tun, damit du mir glaubst?«
    »Es gibt nichts, was du tun kannst!«
    »Es muss!«, behauptete David und wie um sich selbst zu versichern, murmelte er noch einmal: »Es muss!«
    »Sag es nicht. Sag es niemandem. Nicht an deinem Geburtstag, nie«, verlangte ich und meine Stimme vibrierte ob der darin enthaltenen Emotionen.
    »Was immer du willst!« Er trat noch einen Schritt näher, streckte seine Hand aus und strich mir über die Wange. Ich wich nach hinten aus, doch er folgte mir, sein Blick voller Sehnsucht.
    »David, es ist zu spät!«
    »Es kann nicht zu spät sein!« Er zog mich zurück in seine Arme. Entweder ich gab nach, oder ich würde ihm ernsthaft weh tun müssen. Immerhin konnte ich ihn mit sanfter Gewalt auf Abstand halten, obwohl er mich ganz offensichtlich und halbwegs vehement küssen wollte.
    »Du hättest es nicht mögen müssen. Nur akzeptieren. Ich kann nicht ändern wer ich bin –
was
ich bin!«, protestierte ich. Dabei schaffte ich es, ein Stück weiter von David abzurücken und ihm in die Augen zu blicken. Dort las ich eine Qual, die meine Seele erschütterte. Allerdings hatte sie nichts damit zu tun, dass ich ihn zurückwies und seinen Versprechungen keinen Glauben schenkte. Es war die Qual, Worte auszusprechen und Dinge zu tun, an die er selbst nicht glaubte.
    »David?« Er reagierte nicht, sondern versuchte wieder, mir noch näher zu sein. Und ich versuchte wieder, von ihm abzurücken. »David, bist du da? Bist du okay?«
    Grundgütiger! Erde an David?!
    Am liebsten hätte ich ihn gerüttelt und geschüttelt, bis er sich aus seinem Zustand befreien konnte. Doch das hätte zur Folge, dass ich ihn nicht mehr davon hätte abhalten können, mich zu küssen. Etwas, was es unter allen Umständen zu vermeiden galt.
    »Küss mich, Liz. Küss mich und alles wird gut!«, behauptete mein Stiefbruder wie aufs Stichwort und machte einen auf Gurami. Was an küssenden Fischen erotisch sein sollte, hatte ich nie verstanden, und auch jetzt lösten die Geräusche und Gesten eher einen Tritt-Trieb in mir aus, als sonst was.
    Mein Problem war nur: Jemanden zu treten, der nichts für seine geistige Umnachtung konnte, war unsportlich. Sehr. Denn irgendwie musste irgendwer David zu einem hirnlosen Liebesmonster gemacht haben … und … ich hatte heute keinen Schatten gesehen, keinen Nachtmahr der Kategorie 2, nicht einmal Talbot war in der Nähe gewesen. Nur ich. Und ich war angeblich kein Sukkubus.
    Shit!
    Ich erinnerte mich an die Gefühle, die ich gehabt hatte – direkt bevor David in den Liebesamok verfallen war. Wut, verletzter Stolz, ich war gekränkt gewesen, enttäuscht, Liebesenttäuscht – und hatte mir gewünscht, dass er all das auch fühlen sollte.
    »David, stop!«, befahl ich. Wenn mein Verdacht stimmte, würde er mir doch aufs Wort gehorchen, oder? Ein Sukkubus war ein Wesen, dem man jeden Wunsch erfüllen wollte. Zumindest hatte ich es laut Lexikon so verstanden.
    Funktionierte nicht, natürlich nicht. Scheiß Lexikon!
    »Küss mich!«, bettelte er wieder.
    »Wenn du mich liebst, lässt du mich jetzt los und wir besprechen in Ruhe, wie es mit uns beiden weitergeht!«, erpresste ich. Vollkommen vergebens. David drang weiter auf mich ein und ich versuchte weiter auszuweichen.
    Würde ich ihn nach einem Kuss unter Kontrolle bekommen – oder ihn einschläfern, so wie es Elijah vor einem Jahr getan hatte?
    Ich sah mich nach Alternativen um, doch es gab keine. Alle anderen waren längst in der Schule verschwunden oder hatten gerade Fahrprüfung

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