Die Nachtmahr Wunschträume
und schäkerte mit zwei Mädchen aus meiner Stufe, die lachend und flirtend ihre blonden Haare zurück warfen und lachten. Die Szene gefiel mir nicht.
»Grundgütiger … kann der echt sein?«, meinte Daria. Fluchen war eigentlich mein Metier, umso eindrucksvoller war es, sie so überrumpelt und fassungslos zu erleben.
»Meiner!«, behauptete Jessica.
Der Fremde drehte sich ins Profil, so dass man mehr von ihm sehen konnte. Seine Sonnenbrille. Ein markantes Gesicht, dunkle Haare, ein wenig zu lang, an den Seiten und Koteletten angegraut, sexy. Eine sehr gerade, relativ flache Nase, die nach unten hin breiter wurde. Ein leichter Bartansatz, grau gesprenkelt. Die Jugendhaftigkeit und Vitalität, die er ausstrahlte, straften die angegrauten Haare Lüge und machten das Gesamtpaket beinahe zu heiß, um wahr zu sein.
»Auf wen der wartet?«, rätselte Daria. Denn dass er wartete, stand außer Frage. Trotz der beiden flirtenden Lolitas schien er den Schuleingang sehr genau im Auge zu behalten.
»Wenn es nach mir geht, auf mich!«, schmachtete Jessica.
Als hätte der Besitzer ihren Satz gehört, legte er seinen Kopf ein wenig nach hinten und lachte. Vermutlich über eine Bemerkung der Mädchen vor ihm. Doch durch die Bewegung offenbarte er nicht nur seinen Adamsapfel, sondern auch einen sehr breiten Mund mit tollen, hellen Zähnen – Zähnen, für die ein Hollywoodschauspieler töten würde – und unglaublichen Lippen. Lippen wie geschaffen für einen Kuss. Dachten zumindest meine Hormone. Die kleinen Verräter. Und obwohl ich mich selbst geistig als Idioten titulierte – keine intelligente Frau würde einen Mann wie diesen, also einen attraktiven Schwerenöter, ernsthaft in Erwägung ziehen -, wurde mein Mund trocken. Aber natürlich schloss ich mich den anderen an, die ganz zufällig in Richtung Auto gingen. Natürlich würde ich mir die Chance, einen Bugatti aus der Nähe zu sehen, nicht entgehen lassen. Nicht einmal, wenn der große, böse Wolf direkt daneben stand.
Seine Aufmerksamkeit wanderte zu uns und langsam wechselte das Lächeln zu sexy und von sexy zu zynisch diabolisch. Unwillkürlich beschleunigte sich mein Herzschlag. Vielleicht sollte ich auch unter die Lolitas gehen?!
»Der meint nicht uns, oder?« Daria
Stimmt! Das konnte nicht wahr sein, oder?
Die anderen Mädchen funkelten uns böse an, während ihr Objekt der Begierde seine Sonnenbrille absetzte.
Die dunklen Augenbrauen und die noch dunkleren Augen mit dem durchdringenden, unglaublich intensiven Blick ließen keinen mehr Zweifel zu. Unter meinem Blick wurde sein Lächeln noch breiter.
Zu gerne hätte ich einen Spiegel gehabt, um die Fassungslosigkeit auf meinem Gesicht zu betrachten. Als ich gesagt hatte, ich liebe es, ihn zum Lachen zu bringen, hatte ich nicht gemeint »Auf meine Kosten.«
Außerdem … anscheinend hatte ich keinen Familienkomplex, sondern einen Vaterkomplex. Wie in Trance schnappte ich den Autoschlüssel, den er mir zuwarf und registrierte, wie er den anderen zunickte, während ich mich aus der Gruppe löste.
Mein Chauffeur ging zur Fahrerseite und meinte: »Ich hatte schon gedacht, ich muss hier Wurzeln schlagen.«
Er öffnete die Tür, die nach oben aufschwang und deutete auf den Sitz. Erst jetzt begriff ich, warum er hier war. Um bei mir seine Erpressungsschuld vom Vortag einzulösen.
»Du musst einen Knall haben, wenn du mich dieses Auto fahren lässt«, behauptete ich leise, konnte aber die Ehrfurcht und den Respekt in meiner Stimme nicht unterdrücken.
Klaus grinste sein katzenhaftes Grinsen. Ohne Bart, bzw. mit gemäßigten Fünftagebartstoppeln rund um den Mund konnte sich der Effekt noch mehr sehen lassen. »Das habe ich nie abgestritten, oder?«
Okay, jetzt flatterten meine Nerven tatsächlich. Sehr. Und würden sich weder durch ein Mantra noch durch irgendetwas sonst beruhigen. Deshalb sprang ich über meinen Schatten, trat einen Schritt näher und erklärte flüsterte: »Ich kann nicht, nicht hier …«
Weiter kam ich nicht, denn meine Stimme versagte. Aber mein Blick musste gereicht haben, um den Satz » wenn mich alle anstarren«, zu vollenden. Denn das taten jetzt wirklich alle. Die gesamte Schülerschaft, die vor der Schule und auf dem Parkplatz herumhing, blickte in unsere Richtung und sah sich das Schauspiel an.
Klaus’ Augen verdunkelten sich und einen Moment lang befürchtete ich, er würde mich zwingen, sein Versprechen zu halten, dann schenkte er mir ein tröstliches Lächeln und meinte zu
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