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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Anschließend sprang
    er dem Streichholzsucher entgegen, schlang ihm den Arm um die Kehle
    und riss ihn von den Beinen.
    Es hätte geklappt. Später wusste er, dass es wirklich geklappt hätte. Ja,
    es hätte geklappt, wenn nicht die beiden anderen Halunken gewesen wären. Einem von ihnen trat er gegen die Kniescheibe, bevor sich die
    Garotte um seinen Hals schloss.
    Man zog ihn hoch, und die Narbe heulte Schmerz, als er den Strick zu
    lockern versuchte.
    »Halt ihn fest«, sagte eine Stimme. »Seht euch nur an, was er mit Jez
    gemacht hat. Verdammt! Ich trete ihm in die…«
    Die Schatten bewegten sich. Mumm rang nach Luft, und sein linkes
    Auge tränte. Er bekam nur halb mit, was geschah. Jemand ächzte, und
    einige sehr seltsame Geräusche erklangen, und dann ließ der Druck an
    seinem Hals plötzlich nach.
    Er sank nach vorn, keuchte und kam mühsam auf die Beine. Zwei
    Männer lagen auf dem Boden. Einer von ihnen krümmte sich und
    blubberte leise. In der Ferne, und die Entfernung wuchs schnel , rannte
    jemand.
    »Zum Glück haben wir dich noch rechtzeitig gefunden«, sagte eine
    Stimme direkt hinter Mumm.
    »Für einige andere war es kein Glück, Schätzchen«, sagte eine Stimme
    direkt daneben.
    Rosie trat vor und löste sich aus den Schatten. »Du solltest besser mit
    uns zurückkehren. Wenn du weiter so herumläufst, stößt dir früher
    oder später etwas zu. Komm. Natürlich bringe ich dich nicht zu mir…«
    »Natürlich nicht«, murmelte Mumm.
    »Aber ich schätze, Moosig kann einen Platz für dich finden.«
    »Moosig Rasen!«, entfuhr es Mumm. Ihm wurde plötzlich
    schwindelig. »Das ist er! Der Doktor! Ich erinnere mich!« Er versuchte,
    den Blick des einen müden Auges auf die junge Frau zu richten. Ja, die
    Knochenstruktur war richtig. Das Kinn… Mit einem solchen Kinn war
    nicht zu spaßen. Ein solches Kinn setzte sich durch. »Rosie… Du bist
    Frau Palm!«
    »Fräulein Palm«, erwiderte sie kühl, während die Schmerzlichen
    Schwestern schrill kicherten.
    »Nun, ich meine…« Mumm unterbrach sich. Nur den älteren Damen
    ihres Gewerbes gebührte der Ehrentitel »Frau«. Diese Rosie war noch
    zu jung…
    »Ich habe dich nie zuvor gesehen«, sagte Rosie. »Ebenso wenig wie
    Dutzie und Putzie, und sie haben ein erstaunlich gutes Gedächtnis für
    Gesichter. Aber du benimmst dich wie der Herr im Haus, John Keel.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Es liegt an der Art, wie du stehst. Offiziere stehen so. Du isst gut.
    Vielleicht ein wenig zu gut. Es wäre nicht schlecht für dich, ein paar
    Pfund zu verlieren. Und du hast überal Narben. Ich habe sie bei
    Moosig gesehen. Deine Beine sind von den Knien abwärts gebräunt,
    was auf ›Wächter‹ hindeutet, denn die sind mit bloßen Beinen
    unterwegs. Aber ich kenne jeden Wächter in der Stadt, und du gehörst
    nicht zu ihnen. Vielleicht bist du beim Militär. Du kämpfst instinktiv
    und wirst dabei ziemlich gemein. Das bedeutet, du bist daran gewöhnt,
    in einem Handgemenge um dein Leben zu kämpfen, und das ist
    seltsam, denn es bedeutet ›Fußsoldat‹, nicht ›Offizier‹. Es heißt, man
    hätte dir eine gute Rüstung abgenommen, und auch das weist auf einen
    Offizier hin. Aber du trägst keine Ringe, und das heißt wieder
    Fußsoldat – Ringe bleiben an Dingen hängen, und auf diese Weise kann
    man einen Finger verlieren. Und du bist verheiratet.«
    »Woher weißt du das ?«
    »Das kann jede Frau feststellen«, sagte Rosie Palm glatt. »Und nun…
    pass gut auf. Wir sind nach dem Abendläuten draußen, und das ist
    verboten. Um uns kümmert sich die Wache nicht, aber bei dir sähe die
    Sache vermutlich anders aus.«
    Abendläuten, dachte Mumm. Ausgangssperre. Das lag viele Jahre
    zurück. Vetinari hatte nie eine Ausgangssperre verhängt. So etwas war
    schlecht fürs Geschäft.
    »Ich glaube, ich habe das Gedächtnis verloren, als man mich
    überfal en hat«, sagte er. Das klang gut, fand Mumm. Er brauchte jetzt
    vor al em einen ruhigen Ort, an dem er nachdenken konnte.
    »Ach? Und ich glaube, ich bin die Königin von Herscheba«, erwiderte
    Rosie. »Du solltest Folgendes nicht vergessen, werter Herr: Ich helfe dir
    nicht, weil ich an dir interessiert bin, obgleich sich eine gewisse makabre Faszination mit der Frage verbindet, wie lange du wohl am Leben
    bleibst. Wäre es nicht eine kalte, nasse Nacht gewesen, hätte ich dich
    auf der Straße liegen lassen. Ich bin eine hart arbeitende junge Frau und
    möchte nicht in Schwierigkeiten geraten. Aber du

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