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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Honig der Stadtbewohner.
    Heutzutage bekommt Ankh-Morpork Nachschub aus den leichter
    abzubauenden Toffee-Vorkommen bei Quirm.
    natürlich der allgegenwärtige süßliche Sirupduft.
    Die Nachtwache. Er war zurück.
    Als die ersten Angehörigen der Nachtwache zurückkehrten, fanden
    sie einen entspannten Mann vor, der zurückgelehnt auf einem Stuhl saß,
    die Füße auf dem Schreibtisch, und in Papieren blätterte. Der Mann
    trug die Streifen eines Feldwebels, und etwas an ihm wirkte wie eine
    Fal e, die bei der leichtesten Berührung zuschnappen konnte. Er
    schenkte den Neuankömmlingen nicht die geringste Beachtung. Seine
    Nichtbeachtung galt vor allem einem mageren Gefreiten, der noch
    immer neu genug für einen gewienerten Brustharnisch war…
    Sie schwärmten zwischen den Schreibtischen aus und unterhielten
    sich leise.
    Mumm kannte sie genau. Sie gehörten zur Nachtwache, weil sie für
    die Tagwache zu schmuddelig, hässlich, inkompetent, verunstaltet oder
    gemein waren. Sie waren ehrlich, im besonderen Polizistensinne dieses
    Wortes. Sie stahlen keine Dinge, die zu schwer waren, um sie
    fortzutragen. Und sie hatten die Moral von feuchtem Pfefferkuchen.
    Am vergangenen Abend hatte Mumm überlegt, ob er sich mit einigen
    aufmunternden Worten vorstellen sol te, doch er entschied sich
    dagegen. Sie waren Polizisten, wenn auch keine guten, und Polizisten hielten nichts von dem Glückliche-Familie-Quatsch: »Hallo, Leute,
    nennt mich Christopher, meine Tür steht immer offen. Wenn wir al e
    an einem Strang ziehen, kommen wir bestimmt bestens zurecht und
    sind eine glückliche Familie.« Sie hatten zu viele Familien gesehen, um
    auf einen solchen Unsinn hereinzufal en.
    Jemand räusperte sich mit bösem Vorbedacht. Mumm sah auf und in
    das Gesicht von Feldwebel »Klopfer« Klopf. Für den Bruchteil einer
    Sekunde fühlte er sich versucht zu salutieren. Dann erinnerte er sich
    daran, wer Klopf war.
    »Nun?«, fragte er.
    »Du sitzt an meinem Schreibtisch, Feldwebel«, sagte Klopf.
    Mumm seufzte und deutete auf die kleine Krone an seinem Ärmel.
    »Siehst du das, Feldwebel?«, fragte er. »Das nannte man einmal den Hut
    der Autorität.«
    Klopfs kleine Wieselaugen richteten sich auf die Krone. Dann kehrte
    ihr Blick in Mumms Gesicht zurück, und der Schock des Erkennens
    stand in ihnen.
    »Verdammt und zugenäht«, hauchte Klopf.
    »Es heißt ›verdammt und zugenäht, Herr ‹«, sagte Mumm. »Aber du
    kannst mich auch ›Chef‹ nennen. Ist das deine Gruppe? Meine Güte.
    Nun, fangen wir an.«
    Er schwang die Füße vom Schreibtisch und stand auf. »Ich habe mir
    die Rechnungen für Marlenes Futter angesehen«, sagte er. »Interessante
    Lektüre, Jungs. Nach meinen ersten Berechnungen sol te ein Pferd, das
    so viel frisst, fast kugelförmig sein. Stattdessen ist der Gaul so dünn,
    dass ich mit zwei Stöcken und einem Notenblatt Musik auf seinen
    Rippen spielen könnte.«
    Mumm ließ die Papiere sinken. »Glaubt bloß nicht, ich hätte keine
    Ahnung, wohin das Korn verschwindet. Ich wette, ich weiß auch, wem
    die Hühner, Kaninchen und Tauben gehören«, sagte er. »Und das
    Schwein. Der Hauptmann glaubt vermutlich, dass sie allein von den
    Resten Fett ansetzen.«
    »Ja, aber…«, begann jemand.
    Mumm schlug mit der Hand auf den Schreibtisch. »Ihr lasst sogar das
    arme Pferd hungern!«, donnerte er. »Das hört sofort auf! Und mit
    einigen anderen Dingen ist ebenfal s Schluss. Ich weiß, wie’s läuft. Bier
    und einen Krapfen schnorren… Das gehört eben dazu, wenn man
    Polizist ist. Und vielleicht gibt es in dieser Stadt sogar einige Leute, die so froh darüber sind, einen Polizisten zu sehen, dass sie ihm eine Gratismahlzeit anbieten. Es sind schon seltsamere Dinge geschehen.
    Aber Marlene den Hafer zu klauen… Das hört auf. Und noch etwas.
    Hier steht, dass der Gefangenenwagen letzte Nacht acht Personen
    beförderte. Von zweien weiß ich, denn einer von ihnen war ich, und
    den anderen kenne ich. Heute Morgen sind die Zel en leer. Was ist mit
    den anderen sechs passiert? Feldwebel Klopf?«
    Klopf befeuchtete sich nervös die Lippen. »Wir haben sie zum Verhör
    in die Ankertaugasse gebracht«, sagte er. »Wie es die Vorschriften
    verlangen.«
    »Habt ihr eine Empfangsbestätigung bekommen?«
    »Eine was?«
    »Deine Männer haben sechs Personen verhaftet, die noch spät
    unterwegs waren, und sie dann den Unaussprechlichen übergeben«,
    sagte Mumm mit der Ruhe vor dem Sturm. »Habt ihr eine Quittung
    bekommen?

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