Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
die Tür eintrittst und rufst ›Legt
    die Daumenschrauben weg!‹«, sagte Mumm. »Ich weise nur darauf hin,
    dass wir den Weg der Gefangenen verfolgen. Wenn du jemanden
    verhaftest, übergibst du ihn Schnauzi, der ihn in die Liste einträgt. Und
    wenn er die Zel e verlässt, trägt Schnauzi oder der zuständige Wächter
    ihn aus. Das ist ganz gewöhnliche Gewahrsamsdisziplin, Mann! Wenn
    du einen Häftling der Ankertaugasse übergibst, so muss jemand von dort
    unterschreiben. Verstanden? Niemand verschwindet einfach.«
    Klopfs Miene offenbarte einen Mann, der über eine Zukunft
    nachdachte, die weniger Chancen zur persönlichen Bereicherung bot,
    aber eine weitaus höhere Wahrscheinlichkeit dafür, angeschrien zu
    werden.
    »Und um sicherzustellen, dass alle verstehen, fahre ich heute Nacht
    mit dem Wagen«, sagte Mumm. »Aber zuerst mache ich einen kleinen
    Spaziergang mit dem jungen Mumm und rüttle ihn ein wenig auf.«
    »Das kann er vertragen«, erwiderte Klopf. »Hat einfach nicht die
    richtige Einstel ung. Hat geschickte Hände, aber man muss ihm al es
    zweimal sagen.«
    »Dann sollte ich besser laut werden«, sagte Mumm. »Mumm!«
    Gefreiter Mumm nahm zitternd Haltung an.
    »Wir machen einen Spaziergang, Junge«, sagte Mumm. »Wird Zeit,
    dass du weißt, was los ist.« Er nickte Klopf zu, legte seinem jüngeren
    Selbst die Hand auf die Schulter und führte es nach draußen.
    »Was hältst du von ihm, Feldwebel?«, fragte Coates, als Klopf dem
    Paar nachsah.
    »Er mag dich «, sagte Klopf bitter. »Oh, ja. Du bist sein Liebling, sein alter Kumpel. Du wirst zum Obergefreiten befördert.«
    »Glaubst du, er hält durch?«
    »Ich gebe ihm zwei Wochen«, sagte Klopf. »Solche Burschen kenne
    ich. Große Männer in kleinen Städten. Kommen hierher und halten sich
    für wer weiß was. Wir holen sie schnell vom hohen Ross. Was meinst
    du?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Coates. »Überlege noch.«
    »Mit der Polizeiarbeit kennt er sich aus, das muss man ihm lassen«,
    sagte Klopf. »Aber er ist zu großspurig. Er wird’s lernen. Ja. Es gibt
    Mittel und Wege. Wir werden ihm einen Dämpfer aufsetzen und ihm
    zeigen, wie es bei uns zugeht…«

    Mumm ging am liebsten allein, und jetzt gab es gleich zwei von ihm, die
    al ein gingen. Es war ein seltsames Gefühl, er schien durch eine Maske
    zu blicken.
    »Nein, so nicht«, sagte er. »Ich muss den Leuten immer zeigen, wie
    man geht. Du musst den Fuß auf diese Weise schwingen. Wenn du es
    richtig hinbekommst, kannst du den ganzen Tag gehen. Du hast es
    nicht eilig. Du willst nichts versäumen.«
    »Ja, Oberfeldwebel«, sagte der junge Mumm.
    Man nannte es Weitergehen. Mumm ging durch die Sirupminenstraße
    weiter und fühlte sich… großartig. Natürlich gab es viele Dinge, über die er sich Sorgen machen musste, aber hier und heute ging er Streife, und
    es fühlte sich gut an. In der alten Wache gab es nicht viel Schreibarbeit
    – mit seinen jüngsten Anordnungen hatte er sie wahrscheinlich
    verdoppelt. Derzeit kam es einfach nur darauf an, dass er seine Pflicht
    erfül te, so wie er es gelernt hatte. Er brauchte nur er selbst zu sein.
    Der junge Sam sprach nicht viel, womit er Vernunft bewies. »Wie ich
    sehe, hast du da eine Glocke, Junge«, sagte Mumm nach einer Weile.
    »Ja, Oberfeldwebel.«
    »Wie sie den Vorschriften entspricht?«
    »Ja, Oberfeldwebel. Feldwebel Klopf hat sie mir gegeben.«
    Kann ich mir denken, fuhr es Mumm durch den Sinn. »Wenn wir
    zurückkehren… tausch sie gegen eine andere aus. Es spielt keine Rol e,
    wessen Glocke du nimmst. Niemand wird etwas sagen.«
    »Ja, Oberfeldwebel.« Mumm wartete. »Warum, Oberfeldwebel? Eine
    Glocke ist eine Glocke.«
    »Diese nicht«, sagte Mumm. »Sie ist dreimal so schwer wie eine
    normale Glocke. Man gibt sie Neulingen, um zu sehen, wie sie darauf
    reagieren. Hast du dich beklagt?«
    »Nein, Herr.«
    »Gut. Halt den Mund und dreh sie jemand anderem an, wenn wir
    zurück sind. So macht ein Polizist das. Warum hast du dich für die
    Wache entschieden, Junge?«
    »Ein Kumpel von mir, Iffy, ist letztes Jahr Wächter geworden. Er
    meinte, das Essen kostet nichts, man bekommt eine Uniform und kann
    hier und dort einen zusätzlichen Dol ar verdienen.«
    »Ich nehme an, du meinst Iffy Hurtig, stationiert im Wachhaus bei
    den Tollen Schwestern«, sagte Mumm. »Du hast den einen oder anderen Dollar hinzuverdient, oder?«
    Einige Sekunden gingen sie schweigend. Dann fragte Sam: »Muss ich
    den Dollar zurückgeben,

Weitere Kostenlose Bücher