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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Oberfeldwebel?«
    »Bist du einen Dollar wert ?«
    »Ich habe ihn meiner Mutter gegeben.«
    »Hast du ihr gesagt, woher er stammt?«
    »Ich wol te ihn gar nicht!«, entfuhr es Sam. »Aber Korporal Schrul e
    meinte…«
    »War er es wert, auf ihn zu hören?«
    »Ich weiß nicht, Oberfeldwebel.«
    »Du weißt es nicht? Ich wette, deine Mutter hat dich nicht dazu
    erzogen, auf diese Weise zu denken«, sagte Mumm. Nein, das hat sie
    gewiss nicht, dachte er. Ob Polizist oder nicht: Sie würde dir das Fel
    über die Ohren ziehen, wenn sie wüsste, dass es ein schmutziger Dol ar
    ist.
    »Nein, Herr. Aber sie machen es al e, Herr. Unsere Jungs meine ich
    nicht, aber man braucht sich nur mal in der Stadt umzusehen. Die
    Mieten steigen, die Steuern ebenfal s, und es gibt immer neue Steuern,
    und es ist al es schrecklich, Oberfeldwebel, einfach schrecklich. Winder
    hat uns an seine Schergen verkauft, das ist die reine Wahrheit, Herr.«
    »Hm«, erwiderte Mumm. O ja. Verkauf von Steuern. Eine tol e
    Erfindung. Guter alter Winder. Er hatte das Recht, Steuern zu erheben,
    an die Meistbietenden verschachert. Wirklich eine großartige Idee, fast
    so gut wie das Verbot, nach Einbruch der Dunkelheit Waffen zu tragen.
    Man sparte a) die Kosten, die Steuereintreiber und Finanzverwaltung
    verursachten, und bekam b) gleich jede Menge Bargeld im Voraus. Und
    die Aufgabe der Besteuerung kam c) Leuten zu, die einerseits sehr
    einflussreich waren und sich andererseits nicht gern in der
    Öffentlichkeit zeigten. Allerdings beauftragten diese Leute wiederum
    Leute, die nicht nur ins Licht traten, sondern es sogar verdunkelten,
    und es war erstaunlich, was diese Burschen al es besteuerten. Sie erhoben sogar Abgaben auf Was-starrst-du-mich-so-an-Kumpel. Wie hatte es
    Vetinari einmal ausgedrückt? »Die Besteuerung ist nur eine raffinierte
    Methode, mit Drohungen Geld zu verlangen.« Die neuen
    Steuereintreiber zeigten große Entschlossenheit, ihre Investitionen
    wieder hereinzubekommen.
    Mumm erinnerte sich an jene… an diese Tage. Die Stadt hatte nie
    ärmer gewirkt, aber bei den Göttern: Es wurden jede Menge Steuern
    gezahlt.
    Unter solchen Umständen fiel es schwer, einem Jungen wie Sam zu
    erklären, warum es falsch war, einen zusätzlichen Dol ar einzustecken,
    wenn man Gelegenheit dazu bekam.
    »Sieh es einmal so…«, sagte Mumm, als sie um eine Ecke schritten.
    »Würdest du einen Mörder für tausend Dollar laufen lassen?«
    »Nein, Herr!«
    »Tausend Dol ar gäben deiner Mutter die Möglichkeit, sich an einem
    hübschen Ort in einem guten Teil der Stadt niederzulassen.«
    »Ausgeschlossen, Oberfeldwebel. Ich gehöre nicht zu dieser Sorte.«
    »Du warst einer von dieser Sorte, als du den Dollar genommen hast.«
    Sie gingen weiter, begleitet von verdrossenem Schweigen. »Schmeißt
    du mich raus, Oberfeldwebel?«, fragte Sam schließlich.
    »Für einen Dollar? Nein.«
    »Aber vielleicht wäre es besser, wenn du mich rausschmeißt«, sagte der junge Sam trotzig. »Letzten Freitag mussten wir los und eine
    Versammlung drüben bei der Universität auflösen. Die Leute sprachen
    nur miteinander! Und wir mussten Befehle von einem Zivilisten
    entgegennehmen, und die Jungs von der Ankertaugasse waren ein
    wenig grob, und… die Leute hatten gar keine Waffen oder so. Ich finde
    das nicht richtig, Herr. Und dann brachten wir einige Leute in den Wagen, nur weil sie redeten. Und Frau Aulichs Sohn Emil kam vorletzte Nacht nicht nach Hause – angeblich hat man ihn zum Palast gebracht,
    weil er Seine Lordschaft ›verrückt‹ nannte. Jetzt sehen mich die Leute in
    unserer Straße komisch an.«
    Bei den Göttern, ich erinnere mich daran, dachte Mumm. Ich habe
    mir damals vorgestellt, es ginge nur darum, Schurken zu verfolgen, die
    nach einigen Dutzend Metern aufgeben und »Bist ein guter Polizist,
    Chef« sagen. Ich war sicher, am Ende der ersten Woche eine Medaille
    zu bekommen.
    »Du solltest vorsichtig sein mit dem, was du sagst, Junge«, sagte
    Mumm.
    »Ja, aber meine Mutter meint, es gäbe nichts dagegen einzuwenden,
    wenn sie die Unruhestifter und Irren fortbringen, aber es sei nicht
    richtig, wenn sie ganz normale Leute wegschaffen.«
    Bin das wirklich ich?, dachte Mumm. Hatte ich tatsächlich das
    politische Bewusstsein einer Kopflaus?
    »Und außerdem ist er verrückt. Schnappüber sol te ihn ersetzen.«
    … und den Selbsterhaltungstrieb eines Lemmings?
    »Ich gebe dir einen guten Rat, Junge. Wenn du derzeit in dieser Stadt
    nicht weißt,

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