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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Ned.«
    Klopf sah Mumm an und strahlte noch immer, als Coates den
    Schlüssel ins Schloss schob. Mumm erwiderte den Blick mit
    ausdrucksloser Miene.
    Die Tür öffnete sich knarrend.
    »Meine Güte, was haben wir denn da?«, fragte Klopf und sah nicht
    einmal hin.
    »Es ist ein Sack, Feldwebel«, sagte Coates. »Er enthält etwas
    Schweres.«
    »Meine Güte«, sagte Klopf und sah Mumm noch immer an.
    »Öffne ihn, Junge. Vorsichtig. Wir wol en doch nichts beschädigen.«
    Juteleinen knisterte, und dann:
    »In dem Sack ist… ein halber Ziegel«, berichtete Ned.
    »Was?«
    »Ein halber Ziegel, Herr.«
    »Ich spare für ein Haus«, sagte Mumm. Hier und dort kicherte
    jemand, aber die schnel eren Denker wirkten plötzlich besorgt.
    Sie wissen Bescheid, dachte Mumm. Willkommen bei Mumms
    Roulette, Jungs. Ihr habt das Rad gedreht, und jetzt müsst ihr raten,
    wohin die Kugel rol t…
    »Bist du sicher ?«, fragte Klopf und drehte sich zu dem offenen Spind um.
    »Der Schrank enthält nur einen Sack, Feldwebel«, sagte Ned. »Und
    der Sack enthält einen halben Ziegel.«
    »Gibt es irgendwo ein Geheimfach?«, fragte Klopf verzweifelt.
    »Was, in einem Sack?«
    »Also, das waren nun unsere Spinde«, sagte Mumm und rieb sich die
    Hände. »Wer kommt jetzt an die Reihe, Feldwebel Klopf?« Und die
    Kugel rollt und rollt, und alle fragen sich, wo sie liegen bleiben wird…
    »Eigentlich teile ich die Meinung des Hauptmanns und glaube nicht,
    dass jemand von uns…«, begann Klopf, aber er brachte den Satz nicht
    zu Ende. Mumms Blick hätte Nieten festhämmern können.
    »Wir haben mit dieser Sache begonnen und sol ten sie daher auch zu
    Ende bringen, Feldwebel«, sagte Tilden. »Das ist nur gerecht.«
    Mumm trat auf Coates zu und streckte die Hand aus. »Die Schlüssel«,
    sagte er.
    Coates starrte ihn an.
    »Die Schlüssel, Obergefreiter«, sagte Mumm.
    Er nahm sie Coates aus der Hand und wandte sich den Spinden zu.
    »Na schön«, brummte er. »Beginnen wir beim gut bekannten
    Erzspitzbuben Mumm…«
    Eine Tür nach der anderen wurde geöffnet. Die Spinde mochten
    faszinierend sein für jemanden, der Interesse am Geruch
    ungewaschener Wäsche hatte und an dem, was auf vernachlässigten
    Socken wachsen konnte, aber sie gaben nicht ein einziges silbernes
    Tintenfass preis.
    Dafür barg Korporal Colons Spind ein Buch mit dem Titel Die
    erotischen Abenteuer von Mol y Oberweite. Mumm betrachtete die einfachen und fleckigen Darstellungen wie alte Freunde, die er lange nicht mehr
    gesehen hatte. Er erinnerte sich an das Buch. Über Jahre hinweg war es im Wachhaus herumgereicht worden, und der junge Mumm hatte viel
    von den Illustrationen gelernt, obwohl sich später ein großer Teil davon
    als falsch erwies.
    Zum Glück war Hauptmann Tilden die Sicht versperrt. Mumm legte
    das schmuddelige Buch in den Spind zurück und sagte zu Colon, dessen
    Ohren rot glühten: »Befasst dich mit der Theorie, was, Fred?
    Ausgezeichnet. Übung macht den Meister.«
    Als letzter Spind kam der von Coates an die Reihe. Ned beobachtete
    ihn wie ein Falke.
    Die zerkratzte Tür schwang auf. Alle Hälse reckten sich. Der Schrank
    enthielt einen Stapel alter Notizbücher, zivile Kleidung und einen
    kleinen Sack mit schmutziger Wäsche.
    »Überrascht?«, fragte der Obergefreite.
    Nicht annähernd so wie du, dachte Mumm.
    Er zwinkerte Coates zu und wandte sich ab. »Kann ich dich in deinem
    Büro sprechen, Hauptmann?«
    »Ja, natürlich, Oberfeldwebel«, sagte Tilden und sah sich um. »Meine
    Güte…«
    Mumm gab ihm Zeit, die Treppe emporzusteigen, folgte ihm dann ins
    Büro und schloss taktvoll die Tür.
    »Nun, Oberfeldwebel?«, fragte Tilden und sank auf seinen Stuhl.
    »Hast du überall nachsehen lassen, Herr?«, fragte Mumm.
    »Natürlich, Mann!«
    »Ich meine, Herr, vielleicht hast du das Tintenfass in die Schublade
    gestellt? Oder in den Safe?«
    »Bestimmt nicht! Manchmal stel e ich es in den Safe, übers
    Wochenende, aber ich bin… sicher, dass ich das gestern Abend nicht
    getan habe.«
    Mumm nahm die subtile Ungewissheit zur Kenntnis. Er wusste, dass
    dies auf eine kleine Gemeinheit hinauslief, denn Tilden war fast siebzig.
    In einem solchen Alter lernte man, das Gedächtnis nur noch als grobe
    Richtschnur zu benutzen.
    »In der letzten Zeit haben wir al e sehr unter Druck gestanden«, fügte
    Mumm hinzu. Er wusste, dass Tilden nachmittags oft einschlief –
    Schnauzi hustete sehr laut vor seiner Tür, bevor er hineinging und ihm
    den Kakao

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