Die Nadel.
darauf. Jetzt ließ er
den anderen Arm folgen. Als beide Hände fest im Erdreich verankert waren, zog er sich
hoch. Es ging quälend langsam, aber schließlich lag sein Kopf auf gleicher Höhe mit
seinen Händen, und seine Hüften erreichten festen Boden, so daß er sich herumdrehen und
vom Rand wegrollen konnte.
Der Geländewagen wendete erneut. Faber rannte darauf
zu. Sein Fuß schmerzte, war aber nicht gebrochen. David beschleunigte, um wieder
anzugreifen. Faber wandte sich um und lief im rechten Winkel in Richtung des Wagens,
wodurch er David zwang, in die Kurve zu gehen und langsamer zu werden.
Faber war
klar, daß er das nicht lange durchhalten konnte. Er würde bestimmt eher ermüden als
David. Einen weiteren Versuch mußte er vereiteln.
Er lief schneller. David wollte
ihn abfangen und hielt auf einen Punkt vor Faber zu. Faber rannte zurück, der Wagen fuhr
zickzack. Er war inzwischen sehr nahe gekommen. Faber begann zu sprinten; sein Kurs
nötigte David, auf engstem Raum zu wenden. Der Wagen wurde langsamer, und Faber kam immer
näher. Zwischen ihnen lagen nur noch ein paar Meter. David bemerkte, was Faber
vorhatte. Er riß das Lenkrad herum, aber es war zu spät. Faber rannte seitlich auf das
Gefährt zu und sprang an ihm hoch, so daß er mit dem Gesicht nach unten auf dem
Leinenverdeck landete.
Er blieb ein paar Sekunden lang regungslos liegen und
schöpfte Atem. Sein verletzter Fuß fühlte sich an, als würde er über ein Feuer
gehalten, und er hatte stechende Schmerzen in der Lunge.
Das Auto fuhr immer
noch. Faber zog das Stilett aus der Scheide unter seinem Ärmel und machte einen langen
gezacktenSchnitt in das Verdeck. Der Stoff flatterte nach unten, und
Faber sah unvermittelt Davids Hinterkopf vor sich.
David blickte hoch. Ein Ausdruck
der Überraschung glitt über sein Gesicht. Faber holte aus, um zuzustoßen.
David
gab Vollgas und riß das Lenkrad herum. Der Geländewagen sprang nach vorn und stellte sich
auf zwei Räder, während er quietschend eine enge Kurve beschrieb. Faber versuchte mit
aller Kraft, sich festzuhalten. Das Fahrzeug, das immer schneller wurde, fiel krachend auf
seine vier Räder zurück und hob sich dann von neuem. Schwankend fuhr er ein paar Meter
weiter, dann verloren die Räder den Halt auf dem durchweichten Boden, und das Fahrzeug
kippte mit knirschenden Reifen auf die Seite.
Faber wurde mehrere Meter weit durch
die Luft geschleudert und landete unglücklich. Der Aufprall raubte ihm den Atem. Es
dauerte einige Sekunden, bis er sich bewegen konnte.
Der Zickzackkurs hatte das
Fahrzeug wieder gefährlich nahe an die Klippe gebracht.
Faber sah sein Messer ein
paar Meter von sich entfernt im Gras liegen. Er hob es auf und wandte sich dem Wagen
zu. David saß im Rollstuhl – er hatte ihn irgendwie durch das aufgeschlitzte Verdeck aus
dem Auto herausgezwängt – und schob sich gerade vom Klippenrand weg. David hatte Mut –
das mußte Faber anerkennen.
David mußte seine Schritte gehört haben, denn kurz
bevor Faber ihn einholte, hielt er abrupt an und wirbelte herum. Faber bemerkte einen
schweren Schraubenschlüssel in Davids Hand.
Faber warf sich gegen den Rollstuhl und
stieß ihn um. Sein letzter Gedanke war, daß sie beide zusammen mit dem Stuhl ins Meer
stürzen könnten – dann traf der Schraubenschlüssel seinen Hinterkopf, und er verlor
das Bewußtsein.
Als er wieder zu sich kam, lag der Rollstuhl neben ihm, doch David
war nirgends zu sehen. Faber rappelte sich auf und blickte sich erstaunt und benommen
um.
»Hierher!«
Die Stimme tönte hinter dem Abhang hervor. Anscheinend war David aus dem
Stuhl geschleudert worden und über die Klippe gerutscht. Faber kroch an den Felsrand und
schaute hinunter.
David klammerte sich mit der einen Hand an einen Strauch, der
genau unter dem Überhang wuchs. Die andere Hand hatte er in eine schmale Felsspalte
geklemmt. Er hing frei in der Luft – genau wie Faber ein paar Minuten zuvor. In seinen
Augen stand nacktes Entsetzen. »Zieh mich hoch, um Gottes willen«, rief er mit heiserer
Stimme.
Faber beugte sich näher zu ihm. »Woher wußtest du von dem Film?«
»Hilf mir, bitte!«
»Erzähl mir von dem Film.«
»O Gott!« David
machte eine gewaltige Anstrengung, um sich zu konzentrieren. »Als du zu Tom nach oben
gegangen bist, hing deine Jacke zum Trocknen in der Küche. Da habe ich deine Taschen
durchsucht. Dabei
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