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Die Nadel.

Titel: Die Nadel. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follettl
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darauf. Jetzt ließ er
     den anderen Arm folgen. Als beide Hände fest im Erdreich verankert waren, zog er sich
     hoch. Es ging quälend langsam, aber schließlich lag sein Kopf auf gleicher Höhe mit
     seinen Händen, und seine Hüften erreichten festen Boden, so daß er sich herumdrehen und
     vom Rand wegrollen konnte.
    Der Geländewagen wendete erneut. Faber rannte darauf
     zu. Sein Fuß schmerzte, war aber nicht gebrochen. David beschleunigte, um wieder
     anzugreifen. Faber wandte sich um und lief im rechten Winkel in Richtung des Wagens,
     wodurch er David zwang, in die Kurve zu gehen und langsamer zu werden.
    Faber war
     klar, daß er das nicht lange durchhalten konnte. Er würde bestimmt eher ermüden als
     David. Einen weiteren Versuch mußte er vereiteln.
    Er lief schneller. David wollte
     ihn abfangen und hielt auf einen Punkt vor Faber zu. Faber rannte zurück, der Wagen fuhr
     zickzack. Er war inzwischen sehr nahe gekommen. Faber begann zu sprinten; sein Kurs
     nötigte David, auf engstem Raum zu wenden. Der Wagen wurde langsamer, und Faber kam immer
     näher. Zwischen ihnen lagen nur noch ein paar Meter. David bemerkte, was Faber
     vorhatte. Er riß das Lenkrad herum, aber es war zu spät. Faber rannte seitlich auf das
     Gefährt zu und sprang an ihm hoch, so daß er mit dem Gesicht nach unten auf dem
     Leinenverdeck landete.
    Er blieb ein paar Sekunden lang regungslos liegen und
     schöpfte Atem. Sein verletzter Fuß fühlte sich an, als würde er über ein Feuer
     gehalten, und er hatte stechende Schmerzen in der Lunge.
    Das Auto fuhr immer
     noch. Faber zog das Stilett aus der Scheide unter seinem Ärmel und machte einen langen
     gezacktenSchnitt in das Verdeck. Der Stoff flatterte nach unten, und
     Faber sah unvermittelt Davids Hinterkopf vor sich.
    David blickte hoch. Ein Ausdruck
     der Überraschung glitt über sein Gesicht. Faber holte aus, um zuzustoßen.
    David
     gab Vollgas und riß das Lenkrad herum. Der Geländewagen sprang nach vorn und stellte sich
     auf zwei Räder, während er quietschend eine enge Kurve beschrieb. Faber versuchte mit
     aller Kraft, sich festzuhalten. Das Fahrzeug, das immer schneller wurde, fiel krachend auf
     seine vier Räder zurück und hob sich dann von neuem. Schwankend fuhr er ein paar Meter
     weiter, dann verloren die Räder den Halt auf dem durchweichten Boden, und das Fahrzeug
     kippte mit knirschenden Reifen auf die Seite.
    Faber wurde mehrere Meter weit durch
     die Luft geschleudert und landete unglücklich. Der Aufprall raubte ihm den Atem. Es
     dauerte einige Sekunden, bis er sich bewegen konnte.
    Der Zickzackkurs hatte das
     Fahrzeug wieder gefährlich nahe an die Klippe gebracht.
    Faber sah sein Messer ein
     paar Meter von sich entfernt im Gras liegen. Er hob es auf und wandte sich dem Wagen
     zu. David saß im Rollstuhl – er hatte ihn irgendwie durch das aufgeschlitzte Verdeck aus
     dem Auto herausgezwängt – und schob sich gerade vom Klippenrand weg. David hatte Mut –
     das mußte Faber anerkennen.
    David mußte seine Schritte gehört haben, denn kurz
     bevor Faber ihn einholte, hielt er abrupt an und wirbelte herum. Faber bemerkte einen
     schweren Schraubenschlüssel in Davids Hand.
    Faber warf sich gegen den Rollstuhl und
     stieß ihn um. Sein letzter Gedanke war, daß sie beide zusammen mit dem Stuhl ins Meer
     stürzen könnten – dann traf der Schraubenschlüssel seinen Hinterkopf, und er verlor
     das Bewußtsein.
    Als er wieder zu sich kam, lag der Rollstuhl neben ihm, doch David
     war nirgends zu sehen. Faber rappelte sich auf und blickte sich erstaunt und benommen
     um.
    »Hierher!«
    Die Stimme tönte hinter dem Abhang hervor. Anscheinend war David aus dem
     Stuhl geschleudert worden und über die Klippe gerutscht. Faber kroch an den Felsrand und
     schaute hinunter.
    David klammerte sich mit der einen Hand an einen Strauch, der
     genau unter dem Überhang wuchs. Die andere Hand hatte er in eine schmale Felsspalte
     geklemmt. Er hing frei in der Luft – genau wie Faber ein paar Minuten zuvor. In seinen
     Augen stand nacktes Entsetzen. »Zieh mich hoch, um Gottes willen«, rief er mit heiserer
     Stimme.
    Faber beugte sich näher zu ihm. »Woher wußtest du von dem Film?«
    »Hilf mir, bitte!«
    »Erzähl mir von dem Film.«
    »O Gott!« David
     machte eine gewaltige Anstrengung, um sich zu konzentrieren. »Als du zu Tom nach oben
     gegangen bist, hing deine Jacke zum Trocknen in der Küche. Da habe ich deine Taschen
     durchsucht. Dabei

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