Die Nadel.
Bloggs einen Blick zu. Bloggs nickte. »Ihre Geschichte ist lächerlich«, fuhr Kincaid fort. »In England herrscht Mangel an Werkzeugmachern, da brauchen Sie nicht nach Arbeit zu suchen. Sie sollten die Wahrheit sagen.«
»Ich sage die Wahrheit.«
Bloggs nahm sein ganzes Kleingeld aus der Tasche und legte es in ein Taschentuch, das er an den Enden zusammenband. Er hörte zu, ohne etwas zu sagen, und er schwenkte das kleine Bündel in der rechten Hand hin und her.
»Wo sind die Photos?«
Die Miene des Mannes änderte sich nicht. »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
Kincaid zuckte die Achseln und schaute Bloggs an. Bloggs sagte: »Aufstehen.«
»Bitte?«
»AUFSTEHEN!« brüllte Bloggs.
Der Mann erhob sich lässig.
»Vorwärts!«
Er machte zwei Schritte auf den Tisch zu. »Name?«
»Peter Fredericks.«
Bloggs stieß sich von der Wand ab und schlug mit dem ?Klingelbeutel? zu. Der Hieb traf den Mann genau auf den Nasenrücken, und er schrie auf. Er hielt die Hände vor das Gesicht.
»Stillgestanden!« rief Bloggs. »Name!«
Der Mann stellte sich aufrecht hin, ließ die Hände an die Seiten sinken und flüsterte: »Peter Fredericks.«
Bloggs schlug wieder auf dieselbe Stelle. Diesmal sank der Mann in die Knie, und seine Augen tränten.
»Wo sind die Photos?« schrie Bloggs.
Der Mann schüttelte stumm den Kopf.
Bloggs riß ihn hoch, stieß ihm ein Knie in den Unterleib und versetzte ihm einen Schlag in den Magen. »Was hast du mit den Negativen gemacht?«
Der Mann fiel auf den Boden und übergab sich. Bloggs trat ihm ins
Gesicht. Ein scharfes Krachen war zu hören, als sei etwas gebrochen. »Was ist mit dem
U-Boot? Wo ist der Treffpunkt? Was für ein Zeichen habt ihr vereinbart?«
Kincaid
packte Bloggs von hinten. »Es reicht, Bloggs. Das ist meine Dienststelle, und ich kann
nicht ewig beide Augen zudrücken.«
Bloggs fuhr ihn an: »Wir haben es nicht mit
einem kleinen Einbruch zu tun, Kincaid – wegen dieses Mannes könnten wir den Krieg
verlieren.« Er hielt dem Kriminaldirektor drohend einen Finger unter die Nase. »Vergessen
Sie nicht: Ich gehöre zum MI5 und kann in Ihrer Dienststelle tun, was mir gefällt,
verdammt noch mal. Wenn der Gefangene stirbt, übernehme ich die Verantwortung.« Er wandte
sich wieder dem Mann auf dem Boden zu.
Der Mann starrte Bloggs und Kincaid an. Sein
blutbedecktes Gesicht war ungläubig verzerrt. »Wovon reden Sie?« fragte er
schwach. »Was soll das?«
Bloggs riß ihn wieder hoch. »Sie sind Heinrich
Rudolph Hans von Müller-Guder, geboren am 26. Mai 1900 in Oln, auch als Henry Faber
bekannt und Oberstleutnant im deutschen Geheimdienst. Innerhalb von drei Monaten werden Sie
wegen Spionage gehängt, wenn Sie lebend für uns nicht nützlicher sind als tot. Es wird
Zeit, daß Sie sich nützlich machen, Oberstleutnant Müller-Guder.«
»Nein«,
sagte der Mann. »Nein, nein! Ich bin ein Dieb , kein Spion. Bitte!« Er wich vor
Bloggs’ erhobener Faust zurück. »Ich kann’s beweisen.«
Bloggs schlug wieder
zu, und Kincaid griff zum zweitenmal ein. »Warten Sie. Also gut, Fredericks – wenn das
Ihr Name ist –, beweisen Sie, daß Sie ein Dieb sind.«
»Ich habe letzte Woche am
Jubilee Crescent in drei Häuser eingebrochen«, keuchte der Mann. »Aus dem ersten habe
ich fünfhundert Pfund geholt und aus dem zweiten etwas Schmuck – Diamantringe und ein
paar Perlen. In dem anderenhabe ich nichts gekriegt, wegen dem Hund
. . . Sie müssen mir glauben, ich sage die Wahrheit. Wurde denn nichts angezeigt? O mein
Gott – «
Kincaid blickte Bloggs an. »Diese Einbrüche hat es tatsächlich
gegeben.«
»Er könnte es aus der Zeitung haben.«
Ȇber den dritten stand
aber nichts in der Presse.«
»Vielleicht war er’s wirklich – aber er könnte
trotzdem ein Spion sein. Auch Spione stehlen.«
»Aber das war in der letzten
Woche. Da war Ihr Mann doch in London, oder nicht?«
Bloggs schwieg einen Moment
lang. Dann sagte er: »Ach, Scheiße« und ging hinaus.
Peter Fredericks sah mit
seinem starren blutigen Gesicht zu Kincaid auf. »Wer ist das – ’n Gestapo-Mann?«
Kincaid blickte ihn nachdenklich an. »Sie sollten froh sein, daß Sie nicht der Mann
sind, den er sucht.«
»Also?« sagte Godliman ins Telefon.
»Blinder Alarm.« Bloggs’ Stimme klang schrill und verzerrt über die Fernverbindung. »Ein kleiner Einbrecher, der zufällig ein Stilett bei sich hat und wie Faber aussieht.«
»Es
Weitere Kostenlose Bücher