Die Nadel.
man ihn nicht.«
»Er
wohnt erst seit etwa einer Woche hier«, bemerkte derHauswirt
vorsichtig. »Ich weiß fast gar nichts über ihn. Er ist aus Nordwales gekommen, um in
einer Fabrik zu arbeiten.«
»Wenn er so gesund gewesen wäre, wie er aussah, hätte
er Soldat sein müssen«, sagte der Sergeant. Er öffnete den Koffer auf dem
Tisch. »Verflucht, was ist das denn?«
Der Hauswirt und der alte Mann hatten sich
inzwischen in das Zimmer vorgeschoben. Der Hauswirt erklärte: »Das ist ein Funkgerät«,
während der alte Mann gleichzeitig sagte: »Er blutet.«
»Rühren Sie die Leiche
nicht an!« warnte der Segeant.
»Er hat ein Messer in den Bauch gekriegt«, sagte
der alte Mann unbeirrt.
Der Sergeant hob behutsam eine der leblosen Hände, die auf
der Brust lagen, hoch und entdeckte einen kleinen Fleck getrockneten Blutes. »Er hat
geblutet«, sagte er. »Wo ist das nächste Telefon?«
»Fünf Häuser weiter
unten«, antwortete der Hauswirt.
»Schließen Sie dieses Zimmer ab, und bleiben Sie
draußen, bis ich zurückkomme.«
Der Sergeant verließ das Haus und klopfte an die
Tür des Nachbarn, der ein Telefon hatte. Eine Frau öffnete. »Guten Morgen, Madam. Darf
ich Ihr Telefon benutzen?«
»Kommen Sie herein.« Sie zeigte ihm das Telefon, das
auf einem Tischchen im Flur stand. »Was ist passiert – etwas Aufregendes?«
»Ein
Mieter ist in einer Pension gestorben, etwas weiter die Straße rauf«, sagte er, während
er wählte.
»Ermordet?« fragte sie mit aufgerissenen Augen.
»Das
überlasse ich den Experten. Hallo? Superintendent Jones, bitte. Hier spricht Canter.« Er
sah die Frau an. »Darf ich Sie bitten, eben in die Küche zu gehen, während ich mit
meinem Chef spreche?«
Sie gehorchte enttäuscht.
»Hallo, Chef. Die Leiche
hat eine Stichwunde, und im Koffer ist ein Funkgerät.«
»Wie war noch die Adresse, Sarge?«
Sergeant Canter gab sie
ihm.
»Ja, das ist die, die sie beobachtet haben. Das ist Sache des MI5,
Sarge. Gehen Sie zu Nummer 42, und erzählen Sie den Beschattern dort, was Sie gefunden
haben. Ich rede mit deren Chef. Also los!«
Canter dankte der Frau und überquerte
die Straße. Er war ziemlich aufgeregt. Dies war erst sein zweiter Mord in 31 Jahren als
städtischer Polizist, und er hatte sogar mit Spionage zu tun! Vielleicht schaffte er es
doch noch bis zum Inspektor. Er pochte an die Tür von Nummer 42. Sie öffnete sich, und
zwei Männer standen vor ihm.
Sergeant Canter fragte: »Sind Sie die Geheimagenten
vom MI5?«
Bloggs traf zur selben Zeit ein wie der Mann vom
Special Branch, Detective-Inspector Harris, den er noch aus seinen Tagen bei Scotland Yard
kannte. Canter zeigte ihnen die Leiche.
Sie standen einen Augenblick lang still und
betrachteten das friedliche junge Gesicht mit dem blonden Schnurrbart.
Harris
fragte: »Wer ist das?«
»Sein Codename ist Blondie«, erklärte Bloggs. »Wir
nehmen an, daß er vor zwei Wochen mit dem Fallschirm abgesprungen ist. Wir fingen einen
Funkspruch ab, in dem er mit einem anderen Agenten ein Treffen ausmachte. Da wir den Code
kannten, konnten wir den Treffpunkt überwachen. Wir hofften, daß Blondie uns zu dem
eigentlich gesuchten Agenten führen würde. Der ist viel gefährlicher.«
»Und was
ist hier passiert?«
»Keine Ahnung.«
Harris warf einen Blick auf die Wunde
in der Brust des Agenten. »Stilett?«
»Wahrscheinlich. Saubere Arbeit. Unter den
Rippen durch direkt ins Herz. Geht ganz schnell.«
»Es gibt schlimmere
Todesarten.«
Sergeant Canter warf ein: »Möchten Sie sehen, wie er hereingekommen ist?«
Er führte sie nach unten in die Küche. Sie schauten sich den Fensterrahmen und die unzerbrochene Glasscheibe an, die auf dem Rasen lag.
»Außerdem ist die Zimmertür mit einem Dietrich geöffnet worden«, sagte Canter.
Sie setzten sich an den Küchentisch, und Canter machte Tee. Bloggs bemerkte: »Es geschah in der Nacht, nachdem ich ihn am Leicester Square aus den Augen verloren hatte. Ich habe alles versaut.«
»Niemand ist vollkommen«, sagte Harris.
Sie tranken ihren Tee und schwiegen eine Weile. »Wie geht’s dir eigentlich?« fragte Harris. »Du läßt dich im Yard nicht mehr sehen.«
»Viel zu tun.«
»Wie geht’s Christine?«
»Bei einem Bombenangriff umgekommen.«
Harris’ Augen weiteten sich. »Du armer Kerl.«
»Bei dir alles in Ordnung?«
»Habe meinen Bruder in Afrika verloren. Kanntest du
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