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Die Nadel.

Titel: Die Nadel. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follettl
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wird.«
    »Großartig. Weiter.«
    »Man glaubt, daß General Patton die First United States
     Army Group in East Anglia zusammenzieht. Ist das die Invasionstruppe, folgt daraus, daß
     sie über die Straße von Dover angreift.«
    »Das klingt logisch. Aber ich habe noch
     keine Anzeichen von dieser Patton-Armee gesehen.«
    »Auch in den höchsten Kreisen
     in Berlin herrscht eine gewisse Unsicherheit. Der Astrologe des Führers – «
    »Was?«
    »Ja, er hat einen Astrologen, der ihm rät, die Normandie zu
     verteidigen.«
    »Du lieber Himmel! Ist es schon so weit gekommen?«
    »Der
     Führer erhält aber auch viele irdische Ratschläge. Ich persönlich glaube, daß er den
     Astrologen nur als Vorwand benutzt, wenn er meint, daß die Generale unrecht haben, sie
     aber nicht widerlegen kann.«
    Faber seufzte. Solche Neuigkeiten hatte er
     befürchtet. »Fahren Sie fort.«
    »Sie haben den Auftrag, die Stärke von FUSAG einzuschätzen:
     Truppenzahl, Artillerie, Luftunterstützung – «
    »Ich weiß, wie man die Stärke
     von Armeen feststellt, vielen Dank.«
    »Natürlich.« Er unterbrach sich. »Ich habe
     den Befehl, die Bedeutung des Auftrags zu unterstreichen, Herr Oberstleutnant.«
    »Das haben Sie ja nun getan. Sagen Sie – sieht’s in Berlin wirklich so schlecht
     aus?«
    Der Agent zögerte. »Nein. Die Moral ist gut, die Waffenproduktion steigt
     jeden Monat, die Menschen spucken auf die Bomber der RAF – «
    »Das genügt«,
     unterbrach ihn Faber. »Propaganda kann ich auch im Radio hören.«
    Der jüngere
     Mann schwieg.
    »Haben Sie mir sonst noch etwas mitzuteilen?« fragte
     Faber. »Offiziell, meine ich.«
    »Ja. Für die Dauer des Auftrags haben Sie einen
     speziellen Fluchtweg.«
    »Die Sache wird tatsächlich für wichtig gehalten.«
    »Sie werden von einem U-Boot in der Nordsee aufgenommen, genau zehn Meilen östlich von
     Aberdeen. Es wird auftauchen, wenn Sie es auf Ihrer normalen Frequenz rufen. Sobald ich
     Hamburg mitgeteilt habe, daß der Befehl weitergeleitet ist, steht die Route zur
     Verfügung. Das Boot wird jeden Freitag und Montag um 18 Uhr da sein und bis 6 Uhr morgens
     warten.«
    »Aberdeen ist eine große Stadt. Haben Sie die genauen Koordinaten?«
    »Ja.« Der Agent nannte die Ziffern, Faber prägte sie sich ein.
    »Ist das
     alles, Major?«
    »Ja, Herr Oberstleutnant.«
    »Was gedenken Sie mit den
     Herren vom MI5 auf der anderen Straßenseite anzufangen?«
    Der Agent zuckte die
     Schultern. »Ich werde Ihnen entwischen müssen.«
    Faber dachte: Es hat keinen Zweck. »Wie sind Ihre Befehle, nachdem Sie
     mich getroffen haben? Haben Sie einen Fluchtweg?«
    »Nein. Ich soll an einen Ort
     namens Weymouth fahren, ein Boot stehlen und damit nach Frankreich zurückkehren.«
    Das war nicht als Plan zu bezeichnen. Faber dachte: Canaris wußte, was geschehen
     würde. Also gut. »Und wenn die Briten Sie schnappen und foltern?«
    »Ich habe eine
     Giftkapsel bei mir.«
    »Und Sie werden sie benutzen?«
    »Ganz sicher.«
    Faber blickte ihn an. »Möglicherweise«, sagte er. Er drückte die linke Hand gegen
     die Brust des Agenten, als wolle er aufstehen. So konnte er genau ertasten, wo die Rippen
     zu Ende waren und der Unterleib begann. Er stieß die Spitze des Stiletts direkt unterhalb
     der Rippen hinein und führte es nach oben zum Herzen. Die Augen des Agenten weiteten sich
     in einem Moment des Entsetzens. Ein Schrei blieb ihm im Hals stecken. Sein Körper
     verkrampfte sich. Faber stieß das Stilett noch einen Zoll tiefer hinein. Die Augen
     schlossen sich, und der Körper wurde schlaff.
    Faber sagte: »Du hast mein Gesicht
     gesehen.«

ZWEITER TEIL – KAPITEL 8
    ch glaube, die Sache ist
     uns aus den Händen geglitten«, sagte Percival Godliman.
    Frederick Bloggs nickte
     zustimmend. »Es ist meine Schuld.«
    Der Junge sieht erschöpft aus, dachte
     Godliman. Er sah schon seit fast einem Jahr so aus – seit der Nacht, in der man die
     zerquetschte Leiche seiner Frau unter den Trümmern ihres zerbombten Hauses in Hoxton
     hervorgezogen hatte.
    »Mir liegt nicht daran, Schuldzuweisungen vorzunehmen»,
     entgegnete Godliman energisch. »Tatsache ist, daß in den wenigen Sekunden, in denen Sie
     Blondie aus den Augen verloren haben, auf dem Leicester Square etwas geschehen ist.«
    »Meinen Sie, daß der Kontakt hergestellt wurde?«
    »Möglicherweise.«
    »Als wir ihn dann in Stockwell wieder erwischten, dachte ich, daß er es einfach für
     den Tag aufgegeben hatte.«
    »Wenn das

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