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Die Nadel.

Titel: Die Nadel. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follettl
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ihn?«
    »Nein.«
    »’ne tolle Nummer. Saufen? So was hast du noch nicht gesehen. Hat so viel dafür ausgegeben, daß er es sich nicht leisten konnte zu heiraten – vielleicht ganz gut, so wie sich die Dinge entwickelt haben.«
    »Die meisten haben irgend jemanden verloren.«
    »Wenn du nichts vorhast, komm am Sonntag zu uns zum Dinner.«
    »Danke, aber ich arbeite jetzt sonntags.«
    Harris nickte. »Na, dann eben, wenn es dir paßt.«
    Ein Kriminalbeamter steckte den Kopf durch die Tür und wandte sich an Harris: »Können wir das Beweismaterial einpacken, Chef?«
    Harris blickte Bloggs an.
    »Ich bin fertig.«
    »In Ordnung, Jungs, fangt an«, befahl
     Harris.
    »Angenommen, er hat den Kontakt hergestellt, nachdem ich ihn verloren
     hatte, und den hiesigen Agenten hierherbestellt«, sagte Bloggs. »Der hiesige Agent hat
     vielleicht eine Falle gewittert – das würde erklären, weshalb er durchs Fenster
     hereinkam und das Schloß mit dem Dietrich öffnete.«
    »Dann wäre er ein
     verteufelt mißtrauischer Hund«, bemerkte Harris.
    »Vielleicht haben wir ihn
     deshalb nie erwischt. Egal, er schleicht in Blondies Zimmer und weckt ihn auf. Jetzt weiß
     er, daß es keine Falle ist, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Warum bringt er
     Blondie dann um?«
    »Vielleicht sind sie handgreiflich geworden.«
    »Dafür
     gibt es keine Anzeichen.«
    Harris runzelte die Stirn und blickte in seine leere
     Tasse. »Vielleicht hat er rausgekriegt, daß Blondie beobachtet wurde, und hatte Angst,
     daß wir uns den Jungen schnappen und ihn zum Reden bringen würden.«
    Bloggs sagte:
     »Dann wäre er ein Schwein.«
    »Vielleicht haben wir ihn deshalb nie
     gekriegt.«
    »Kommen Sie herein. Setzen Sie sich. MI6 hat
     gerade angerufen. Canaris ist entlassen worden.«
    Bloggs trat ein, setzte sich und
     fragte: »Ist das eine gute oder eine schlechte Nachricht?«
    »Eine sehr
     schlechte«, antwortete Godliman. »Es hätte zu keinem dümmeren Zeitpunkt passieren
     können.«
    »Darf ich erfahren, wieso?«
    Godliman betrachtete ihn mit
     zusammengekniffenen Augen. »Ich denke, daß Sie es wissen sollten. Im Augenblick haben wir
     vierzig Doppelagenten, die falsche Informationen über alliierte Pläne für die Invasion
     in Frankreich nach Hamburg senden.«
    Bloggs pfiff durch die Zähne. »Ich wußte
     nicht, daß es um soviel geht. Ich vermute, die Doppelagenten sagen, daß
     wir in Cherbourg landen, aber in Wirklichkeit ist es Calais, oder umgekehrt.«
    »So
     ungefähr. Anscheinend brauche ich die Einzelheiten nicht zu wissen. Man hat sie mir
     jedenfalls nicht erzählt. Egal, das Ganze ist jetzt in Gefahr. Wir kennen Canaris, wir
     wußten, daß wir ihn getäuscht hatten, und wir hätten ihn weiter täuschen können. Ein
     Neuer wird den Agenten seines Vorgängers vielleicht mißtrauen. Außerdem: Wir hatten ein
     paar Überläufer von der anderen Seite. Sie hätten die Spione der Abwehr hier verraten
     können, wenn die nicht schon vorher entlarvt worden wären. Das ist ein weiterer Grund
     für die Deutschen, unseren Doppelagenten zu mißtrauen.
    Möglicherweise ist auch
     etwas durchgesickert. Tausende von Menschen wissen von unserem Täuschungsmanöver. Es gibt
     Doppelagenten in Island, Kanada und Ceylon – früher auch im Nahen Osten.
    Und
     letztes Jahr machten wir einen schweren Fehler, als wir einen Deutschen namens Erich Carl
     zurückschickten. Wir erfuhren erst später, daß er ein Abwehragent war – ein
     echter. Während seiner Internierung auf der Insel Man könnte er von zwei Doppelagenten,
     Mutt und Jeff, und vielleicht von einem dritten, Tate, gehört haben.
    Wir bewegen
     uns also auf dünnem Eis. Wenn ein anständiger Abwehragent in Großbritannien von Fortitude – das ist der Tarnname für das Täuschungsmanöver – erfährt, ist
     die ganze Strategie in Gefahr. Um es klar zu sagen, wir könnten den Scheißkrieg
     verlieren.«
    Bloggs unterdrückte ein Lächeln. Er konnte sich an Zeiten erinnern,
     in denen Professor Godliman nicht einmal die Bedeutung solcher Wörter gekannt hätte.
    Der Professor fuhr fort: »Ich habe dafür zu sorgen – das hat der Zwanzigerausschuß
     ganz deutlich gemacht –, daß es keine Abwehragenten in Großbritannien gibt.«
    »Letzte Woche wären wir recht sicher gewesen, daß es tatsächlichso ist«, sagte Bloggs. »Jetzt wissen wir, daß es wenigstens einen gibt.«
    »Und
     er ist uns durch die Finger geschlüpft.«
    »Dann müssen wir ihn eben wieder
     aufspüren.«
    »Ich

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