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Die Nadel.

Titel: Die Nadel. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follettl
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solide Identität aufzubauen – vielleicht sogar auch zwei. Die Arbeit für den
     Geheimdienst macht aus ihm einen noch größeren Einzelgänger, als er ohnehin schon
     war. Als der Krieg ausbricht, glaubt er, die Berechtigung zum Töten zu haben.« Er
     betrachtete das Photo auf seinem Schreibtisch. »Ein hübscher Kerl!«
    Es war ein Bild der Leichtathletikmannschaft des Jägerbataillons 10,
     Hannover. Faber stand in der Mitte und hielt einen Pokal in der Hand. Er hatte eine hohe
     Stirn, kurzgeschorenes Haar, ein langes Kinn und einen kleinen Mund, den ein schmaler
     Schnurrbart zierte.
    Godliman gab das Bild an Billy Parkin weiter. »Hat er sich sehr
     verändert?«
    »Er sieht etwas älter aus, aber das könnte an seinem
     . . . Auftreten liegen.« Er sah sich die Photographie nachdenklich an. »Sein Haar ist
     jetzt länger, und der Schnurrbart ist verschwunden.« Er schob das Bild über den
     Schreibtisch zurück. »Aber er ist es, kein Zweifel.«
    »Es gibt noch zwei weitere
     Punkte in seiner Akte, beides Mutmaßungen«, sagte Godliman. »Erstens wird angenommen,
     daß er 1933 zum Geheimdienst ging – das ist die übliche Vermutung, wenn es plötzlich
     und ohne erkennbaren Grund keine Akte über einen Offizier mehr gibt. Der zweite Punkt
     betrifft ein Gerücht, das durch keine zuverlässige Quelle bestätigt wurde: Er soll für
     ein paar Jahre unter dem Namen Vassilij Zankov ein enger Berater Stalins gewesen
     sein.«
    »Das ist unglaublich«, meinte Bloggs. »Ich kann’s mir nicht
     vorstellen.«
    Godliman zuckte die Achseln. »Irgend jemand hat Stalin dazu
     überredet, die Elite seines Offizierskorps hinrichten zu lassen, während Hitler seine
     Macht ausbaute.«
    Bloggs schüttelte den Kopf und wechselte das Thema. »Was
     unternehmen wir jetzt?«
    Godliman dachte nach. »Sergeant Parkin muß zu uns
     versetzt werden. Er ist der einzige, der die Nadel tatsächlich gesehen hat. Außerdem
     weiß er zuviel. Wir können ihn unmöglich wieder an die Front zurückschicken: Er könnte
     gefangengenommen und verhört werden und alles verraten. Zweitens, lassen Sie einen
     erstklassigen Abzug von diesem Photo machen; ein Retuschierkünstler soll die Haare länger
     machen und den Schnurrbart verschwinden lassen. Dann können wir Kopien davon
     verteilen.«
    »Sollen wir eine Großfahndung auslösen?« fragte Bloggs zweifelnd.
    »Nein. Zunächst müssen wir vorsichtig sein. Wenn es in allen Zeitungen steht,
     erfährt er davon und verschwindet. Senden Sie das Photo im Moment nur an alle
     Polizeidienststellen.«
    »Ist das alles?«
    »Ich glaube schon. Wenn Ihnen
     nicht noch etwas einfällt.«
    Parkin räusperte sich. »Sir?«
    »Ja.«
    »Ich würde lieber zu meiner Einheit zurückgehen. Ich bin eigentlich kein
     Schreibstubenhengst, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Sie haben keine Wahl,
     Sergeant. In diesem Stadium spielt ein italienisches Dorf mehr oder weniger keine Rolle –
     aber durch diesen Faber könnten wir den Krieg verlieren. Das ist mein voller Ernst.«

ZWEITER TEIL – KAPITEL 11
    aber war zum Angeln
     gefahren. Er lag ausgestreckt auf dem Deck eines dreißig Fuß langen Bootes, genoß den
     Frühlingssonnenschein und fuhr mit etwa drei Knoten durch den Kanal. Eine Hand hielt
     lässig das Ruder, die andere eine Angelrute, deren Leine im Wasser hinter dem Boot
     herschleppte.
    Er hatte den ganzen Tag noch nichts gefangen.
    Er angelte nicht
     nur, sondern beobachtete auch Vögel – beides aus Interesse (er wußte inzwischen recht
     viel über die blöden Vögel) und als Vorwand dafür, daß er einen Feldstecher
     trug. Heute morgen zum Beispiel hatte er das Nest eines Eisvogels gesehen.
    Die Leute
     im Verleih in Norwich hatten ihm das Boot mit Freuden für zwei Wochen vermietet. Die
     Geschäfte gingen schlecht: Sie hatten jetzt nur noch zwei Boote, und eines davon war seit
     Dünkirchen nicht mehr benutzt worden. Faber hatte um den Preis gefeilscht, aber nur der
     Form halber. Am Ende hatten sie noch einen Spind voller Konserven dazu gegeben.
    In
     einem Geschäft in der Nähe hatte er Köder gekauft, die Angelausrüstung hatte er aus
     London mitgebracht. Die Leute hatten ihm gesagt, daß er schönes Wetter erwischt habe, und
     wünschten ihm Petri Heil. Nicht einer hatte seine Kennkarte sehen wollen.
    So weit,
     so gut.
    Die eigentlichen Schwierigkeiten standen ihm noch bevor. Denn es war nicht
     nur schwierig, die Stärke einer Armee zu erkunden, zunächst mußte man sie einmal
    

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