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Die Nadel.

Titel: Die Nadel. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follettl
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sie einmal schändlich von oben herab behandelte, hatte sie geistreich-sarkastisch
     gekontert. Dafür hatte er sie um so mehr geliebt.
    Percival hatte seinen Abschluß
     gemacht, nach dem Weltkriegin einer Public School unterrichtet und bei
     drei Nachwahlen kandidiert. Sie waren beide enttäuscht gewesen, als sie feststellten, daß
     sie keine Kinder bekommen konnten. Aber sie waren glücklich gewesen und hatten sich
     hingebungsvoll geliebt. Ihr Tod war die schrecklichste Tragödie, die Godliman je erlebt
     hatte. Danach war sein Interesse an seiner Umwelt geschwunden, und er hatte sich ins
     Mittelalter zurückgezogen.
    Ihrer beider Verlust hatte ihn und Bloggs einander
     nähergebracht. Der Krieg hatte Godliman wieder ins wirkliche Leben zurückgeführt; er
     hatte in ihm das geweckt, was ihn zu einem großen Redner und Lehrer und zu einem
     Hoffnungsträger der Liberalen gemacht hatte: Elan, Unternehmungsgeist und Leidenschaft. Er
     hoffte, daß auch in Bloggs’ Leben irgend etwas eintreten würde, das ihn vor
     Vereinsamung und Bitterkeit bewahrte.
    Während Godliman über ihn nachdachte, rief
     Bloggs aus Liverpool an, um zu melden, daß die Nadel durch das Netz geschlüpft war und
     Parkin ermordet hatte.
    Godliman, der sich zum Telefonieren auf den Rand des
     Feldbettes gesetzt hatte, schloß die Augen. »Ich hätte Sie in den Zug schicken sollen«,
     murmelte er.
    »Vielen Dank!« sagte Bloggs.
    »Nur weil er Ihr Gesicht nicht
     kennt.«
    »Vielleicht doch«, widersprach Bloggs. »Wir vermuten, daß er die Falle
     bemerkt hat. Mein Gesicht war das einzige, das er beim Aussteigen sehen konnte.«
    »Aber woher sollte er Sie kennen? Oh! Nein, doch nicht vom . . . Leicester
     Square?«
    »Ich verstehe es auch nicht, aber schließlich scheinen wir ihn ständig
     zu unterschätzen.«
    Godliman fragte ungeduldig. »Lassen Sie auch die Fähre
     beobachten?«
    »Ja.«
    »Er wird sie natürlich nicht benutzen – zu
     auffällig. Wahrscheinlich wird er ein Boot stehlen. Andererseits könnte Inverness immer
     noch sein Ziel sein.«
    »Ich habe die Polizei dort oben benachrichtigt.«
    »Gut. Ich glaube nicht, daß wir von irgendwelchen festen Vorstellungen über sein mögliches Ziel ausgehen können. Wir sollten jedenfalls nichts ausschließen.«
    »Ja.«
    Godliman stand auf, nahm den Apparat in die Hand und begann, auf dem Teppich auf und ab zu gehen. »Es muß auch nicht unbedingt er gewesen sein, der auf der verkehrten Seite des Zuges ausgestiegen ist. Nehmen wir also an, daß er vor, in oder nach Liverpool abgesprungen ist.« Godlimans Intellekt arbeitete wieder auf vollen Touren und spielte verschiedene Möglichkeiten durch. »Geben Sie mir den Polizeidirektor.«
    »Er ist hier.«
    Nach einer Pause sagte eine andere Stimme: »Polizeidirektor Anthony am Apparat.«
    »Sind Sie meiner Meinung, daß unser Mann irgendwo da oben bei Ihnen den Zug verlassen hat?« fragte Godliman.
    »Das ist wahrscheinlich, ja.«
    »Gut. Das erste, was er braucht, ist ein Fahrzeug. Ich möchte, daß Sie die Einzelheiten jedes Diebstahls, ob Auto, Boot, Fahrrad oder Esel, egal, aufnehmen, der in den nächsten vierzundzwanzig Stunden in einem Umkreis von hundert Meilen von Liverpool begangen wird. Halten Sie mich auf dem laufenden, aber geben Sie die Informationen an Bloggs, und arbeiten Sie eng mit ihm zusammen, wenn Sie eine Spur verfolgen.«
    »Ja, Sir.«
    »Denken Sie auch an andere Straftaten, die ein Mann auf der Flucht begehen könnte – Diebstahl von Lebensmitteln oder Kleidung, ungeklärte Überfälle, gefälschte Kennkarten und dergleichen.«
    »Jawohl.«
    »Ihnen ist doch klar, Mr. Anthony, daß dieser Mann nicht nur ein Massenmörder ist?«
    »Das nehme ich an, Sir, da Sie sich eingeschaltet haben. Allerdings kenne ich die Einzelheiten nicht.«
    »Es ist eine Sache der nationalen Sicherheit und so wichtig für uns
     alle, daß der Premierminister stündlich mit diesem Büro Kontakt hat.«
    »Ich
     verstehe. Äh, Mr. Bloggs möchte noch einmal mit Ihnen sprechen, Sir.«
    Bloggs
     meldete sich wieder. »Ist Ihnen eingefallen, woher Sie sein Gesicht kennen?«
    »Oh,
     ja – aber es ist belanglos, wie ich vorausgesagt habe. Ich traf ihn zufällig in
     Canterbury Cathedral, wir unterhielten uns über die Architektur. Es zeigt uns nur, daß er
     sehr intelligent ist – er machte ein paar sehr scharfsinnige Bemerkungen.«
    »Wir
     wußten, daß er intelligent ist.«
    »Wie ich sagte, es hilft uns nicht
    

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