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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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mir bleibt fast keine Zeit! Warum nur habe ich das alles nicht vorgeplant, ehe wir vom Nodus weggingen?
    Während Nicole mit ihrer heftigen inneren Reaktion auf die plötzlich erwachsenen Kinder rang, schwatzte Richard mit den zwei Tiasso-Robotern. Sie beantworteten bereitwi ll ig alle seine Fragen, und er war gebührend von ihren körperlichen und mentalen Fähigkeiten beeindruckt. »Haben alle eurer Art derart umfassende Informationsspeicher?«, fragte er.
    »Nur wir Tiassos verfügen über die detaillierten LangzeitGesundheitsdaten eurer Familie«, erwiderte #009. »Aber alle Humanbioten haben Zugang zu einem weiten Spektrum von Basisdaten. Allerdings wird ein Teil dieses Wissens beim Erstkontakt mit anderen Menschen entfernt. Zu diesem Zeitpunkt werden die Gedächtniseinrichtungen aller Bioten-Typen partiell purgiert. Alle Ereignisse oder Teildaten, die sich auf den Adler, den Nodus oder Begebnisse von eurem Erwachen beziehen, werden nach der Begegnung mit den übrigen Menschen in unseren Speichern gelöscht. Es bleiben aus dieser früheren Periode nur die Daten über eure persönliche körperlich-geistige Verfassung erhalten — und die ausschließlich in den Tiassos.«
    Bereits vor dem letzten Satz hatte Nicole an den Nodus gedacht. »Steht ihr noch in Kontakt mit dem Adler?«, fragte sie plötzlich.
    »Nein.« Diesmal antwortete #017. »Wir dürfen mit Sicherheit annehmen, dass der Adler — oder doch jedenfalls ein Vertreter der Nodal-Intelligenz — periodisch unseren Auftrag überwacht, doch es wird nach dem Verlassen Ramas aus dem Hangar keine direkte Interaktionen mehr geben. Ihr, wir, Rama — wir sind auf uns allein gestellt, bis die Ziele unserer Mission erfüllt sind.«
    Katie stand vor dem großen Spiegel und betrachtete ihren Körper. Auch nach einem Monat wirkte er auf sie noch immer neu. Es war wundervoll, sich selbst zu berühren. Besonders gern strich sie mit den Fingern über ihre Brüste und beobachtete, wie dann von der Stimulation die Brustwarzen sich versteiften. Nachts, unter der Bettdecke, mochte sie das sogar noch lieber, denn dann konnte sie sich überall streicheln, bis ihr Leib sich in Wogen von Erregung warf und sie am liebsten vor Lust aufgeschrien hätte.
    Ihre Mutter hatte ihr das Phänomen erklärt, aber als Katie dann noch einmal und ein d ri ttes Mal darüber hatte sprechen wollen, hatte Nicole ein wenig verklemmt gewirkt. »Weißt du, Masturbation, das ist eine höchst private Sache, Liebes, und geht andere nichts an«, hatte Nicole neulich abends vor dem Essen leise gesagt. »Und Im Allgemeinen spricht man — wenn überhaupt — darüber nur mit seinen allerengsten Freunden.«
    Ellie war da keine Hilfe. Katie hatte ihre Schwester nie, nicht ein einziges Mal dabei gesehen, wie sie ihren Körper erforschte. Vielleicht macht die das überhaupt nicht, dachte Katie. Und drüber reden mag sie jedenfalls auch bestimmt nicht.
    »Bist du in der Dusche fertig?«, hörte sie Ellie aus dem Nebenzimmer rufen. Sie hatten beide ein eigenes Zimmer, mussten sich aber das Bad teilen.
    »Ja«, brüllte Katie zurück.
    Ellie kam herein, züchtig in ein Badetuch gehüllt, und streifte Katie, die völlig nackt vor dem Spiegel stand, mit einem kurzen Blick. Sie setzte zu einer Bemerkung an, hielt dann aber doch lieber den Mund, ließ das Handtuch fallen und trat zimperlich unter die Dusche.
    Katie beobachtete sie durch die transparente Tür der Duschkabine. Erst betrachtete sie Ellies Körper, dann blickte sie wieder in den Spiegel und verglich, so gut es ging, die anatomischen Charakteristika. Sie mochte ihr eigenes Gesicht und ihre Hautfärbung lieber — außer ihrem Vater war Katie weitaus das hellhäutigste Familienmitglied —, aber Ellie hatte einfach eine überragend schönere Figur.
    »Wieso muss ich denn dermaßen wie ein Junge aussehen?«, fragte Katie zwei Wochen später eines Abends Nicole, nachdem sie einen Datenwürfel mit etlichen uralten Modemagazinen durchgeackert hatte.
    »Das kann ich dir nicht genau erklären«, antwortete Nicole und blickte von ihrer Lektüre auf. »Genetik ist was wundervoll Kompliziertes, viel komplexer, als der gute Augustinerpater Gregor Mendel sich das damals vorgestellt hat.«
    Nicole begann zu lachen, denn ihr wurde sofort bewusst, dass Katie sie ja kaum verstanden haben konnte. Also sprach sie in weniger lehrerhaft pedantischem Ton weiter: »Katie, jedes Kind ist eine einzigartige, einmalige Verbindung der Eigenschaften seiner Eltern. Diese

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