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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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gewaltigen Elefanten<, und sie würde die verschiedenen Stämme zu dem Haripunchai-Königreich vereinen.
    Chamatevi war erst dreiundzwanzig Jahre alt, als ein alter Wahrsager sie gegenüber den Abgesandten aus dem Norden als die künftige Königin des Haripunchai erklärte. Sie war eine junge, schöne Prinzessin des Mons, des Khmer-Volkes, das später Angkor Wat erbauen sollte. Und Chamatevi war auch äußerst intelligent, eine Seltenheit bei Frauen in jener Zeit, und bei allen am königlichen Hof hochbeliebt.
    Die Mons waren deshalb erstaunt, als sie erklärte, sie wolle auf ihr angenehmes Leben im Überfluss verzichten und nordwärts ziehen, auf einer mühevollen Reise von einem halben Jahr über Berge und durch Dschungel und Sümpfe. Als Chamatevi und ihr Gefolge >auf dem Rücken gewaltiger Elefanten< das fruchtbare Tal erreichten, in dem Lamphun lag, gaben ihre künftigen Untertanen sofort ihre Stammeszwistigkeiten auf und setzten die schöne junge Königin auf den Thron. Sie regierte dann fünfzig Jahre lang mit Weisheit und Gerechtigkeit und hob ihr Reich aus dumpfer, dunkler, Rückständigkeit in eine Zeit des sozialen Fortschritts und künstlerischer Hochblüte.
    Mit siebzig Jahren verzichtete Chamatevi auf ihren Thron und teilte ihr Reich je zur Hälfte zwischen ihren Zwillingssöhnen auf. Sodann erklärte die Königin, sie wolle ihr restliches Leben >Gott< weihen. Sie trat in ein buddhistisches Kloster ein, was den Verzicht auf jeden weltlichen Besitz bedeutete. Dort lebte sie, anspruchslos und in Frömmigkeit, bis zu ihrem Tode mit neunundneunzig Jahren. Mit ihrem Tod war die Haripunchai-Hochblüte zu Ende.
    Auf dem letzten Wandbild im Tempel wird eine asketisch hagere, verschrumpelte Frau in einem Prunkwagen in das Nirwana geführt. Über dem Wagen, in himmlischer Herrlichkeit, thront eine verjüngte strahlendschöne Königin Chamatevi neben ihrem Buddha. Und Nai Buatong Watanabe, auserwählte Marskolonistin, lag auf den Knien im Tempel in Lamphun, in Thailand, Asien, Erde, und ri chtete ein Gebet an den Geist ihres heldenhaften Idealvorbilds aus der fernen Vergangenheit.
    »Liebe Chamatevi« , murmelte sie. »Du hast diese ganzen sechsundzwanzig Jahre hindurch mich bewacht und behütet. Ich werde bald an einen fremden Ort gehen, ganz ähnlich wie du, als du nach Norden zu den Haripunchai kamst. Leite mich mit deiner Weisheit und deiner Erkenntnis, wenn ich nun in diese neue, wundervolle Welt ziehe.«

    3
    Yukiko trug eine schwarze Seidenbluse, weiße Hosen und ein schwarz-weißes Barett. Sie kam durch den Salon, um mit ihrem Bruder zu sprechen. »Also, ich wollte wirklich, du würdest auch kommen, Kenji«, sagte sie. »Das wird die gewaltigste Friedensdemonstration, die die Welt je gesehen hat.«
    Kenji lächelte seine jüngste Schwester an. »Ich würde ja gern kommen, Yuki. Aber mir bleiben nur noch zwei Tage bis zu meiner Abreise, und die möchte ich gern mit Vater und Mutter verbringen.«
    Ihre Mutter trat in diesem Moment auf der anderen Seite in den Raum. Sie wirkte wie gewöhnlich gehetzt. Sie schleppte einen gewaltigen Koffer. »So, nun ist alles anständig gepackt«, sagte sie. »Aber mir wäre es wirklich lieber, immer noch, wenn du es dir anders überlegen würdest. Hiroshima wird das reine Irrenhaus sein. Asahi Shimbun sagt, sie rechnen mit einer Million Demonstranten, davon fast die Hälfte aus dem Ausland!.
    »Danke, Mutter«, sagte Yukiko und nahm sich den Koffer. »Aber du weißt ja, Satoko und ich wohnen im Prince Hotel in Hiroshima. Also, mach dir mal keine Sorgen. Wir rufen dich jeden Morgen an, ehe die Aktionen losgehen. Und Montagnachmittag bin ich ja schon wieder daheim.«
    Die junge Frau öffnete ihren Koffer und suchte in einem Spezialfach herum. Dann zog sie ein mit Diamanten besetztes Armband und einen Saphirring hervor und schmückte sich mit beidem. »Meinst du nicht, du solltest das lieber hierlassen?«, quengelte die Mutter. »Denk doch dran, da sind diese ganzen Ausländer. Dein Schmuck ist vielleicht eine zu große Herausforderung für sie.«
    Yukiko lachte ihr hemmungsloses, freches Lachen, das Kenji so ungeheuer genoss. »Mutter, du bist wirklich eine echte Kummernuss. Du kannst an nichts andres denken, als was für schlimme Sachen passieren könnten.... Wir fahren zu den Feierlichkeiten des dreihundertjährigen Gedenkens an die Atombombe. Unser Premierminister wird da sein, ebenso drei Mitglieder des Zentralrats von COG. Abends werden zahlreiche der weltbesten Musiker

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