Die nächste Begegnung
des Tages in seine Gedanken ein und erregten ihn aufs Neue. Nai Buatong Watanabe, die neben ihm in dem schmalen Doppelbett lag, merkte sehr wohl, dass ihr Mann wach war.
»Du bist ganz sicher, Liebster, dass wir die echte Nicole des Jardins gesehen haben, nicht wahr?«, fragte sie leise, nachdem Kenji sich zum x-tenmal herumgewälzt hatte.
»Ja«, antwortete er. »Aber Macmillan glaubt es nicht. Er bestand darauf, dass ich diese Bemerkung—dieses Statement — mache über die Möglichkeit, dass es sich um eine perfekte Kopie handeln könnte. Er hält alles an dem Video für Schwin del..
»Nach der Diskussion heute Nachmittag«, sprach Nai nach einer Weile weiter, »konnte ich mich auf einmal wieder an den ganzen Tratsch und Aufruhr vor sieben Jahren erinnern, den es damals über Nicole und King Hen ry gab. Die Regenbogenpresse war voll davon. Aber ich habe da etwas vergessen. Wie konnte denn der garantierte Beweis erbracht werden, dass Hen ry tatsächlich der Vater von Genevieve war? Der König war da doch bereits tot, oder? Und hält nicht das britische Königshaus sämtliche Genominformationen strikt geheim?«
»Lopez benutzte die Genomdaten von Eltern und Geschwistern von Menschen, die in die königliche Familie einheirateten. Dann wies Dr. Lopez vermittels einer von ihm selbst entwickelten Datenkorrelationstechnik nach, d as s Hen ry , damals während der Olympiade von 2184 in Los Angeles noch Prince of Wales und Thronerbe, mit dreimal höherer Wahrscheinlichkeit als Vater von Nicoles Kind in Frage kam als jede andere zu der Zeit in Los Angeles anwesende männliche Person. Und nachdem Darren Higgins auf dem Sterbebett bekannte, dass Hen ry und Nicole bei der Olympiade eine Nacht zusammen verbracht hatten, erlaubte die königliche Familie einem Genetikspezialisten Einsicht in ihre Genomdatei. Der Experte gelangte mit über jeden vernünftigen Zweifel erhabener Sicherheit zu dem Schluss, dass Hen ry der Vater von Genevieve sein musste.«
»Was für eine erstaunliche Frau«, sagte Nai.
»Das war sie wahrhaftig«, pflichtete Kenji ihr bei. »Aber was veranlasst dich gerade jetzt zu einer derartigen Bemerkung?«
»Da auch ich eine Frau bin«, sagte Nai, »bewundere ich sie dafür, dass sie ihr Geheimnis für sich behielt und ihre Prinzessin als Single aufzog, viel mehr als für alles andere, was sie geleistet hat.«
8
Eponine erspähte Kimberly in einer Ecke des verrauchten Raumes und setzte sich neben sie. Sie nahm die Zigarette, die ihre Freundin ihr reichte, und inhalierte gierig.
»Ach, ist das schööön«, sagte Eponine leise, stieß den Rauch in kleinen K ri ngeln aus und blickte ihnen nach, wie sie langsam zu den Ventilatoren hinaufdrifteten.
»Also, du fährst ja vielleicht auf Tabak und Nikotin ab«, flüsterte ihr Kimberly von der Seite her zu, »aber ich weiß, dass du Kokomo absolut göttlich finden würdest.« Die Amerikanerin saugte heftig an ihrer Zigarette. »Ich weiß, du wirst es mir nicht glauben, Eponine, aber es ist tatsächlich besser als Sex..
»Nicht für mich, mon amie«, erwiderte Eponine warm und freundlich. »Ich habe schon genug Laster. Und ich könnte nie, nie was unter Kontrolle behalten, was wirklich noch doller wäre als Sex.«
Kimberly Henderson lachte so heftig, dass ihre langen blonden Locken auf ihren Schultern tanzten. Sie war vierundzwanzig, ein Jahr jünger als ihre Kollegin aus Frankreich. Sie saßen im >Rauchsalon< neben der Damendusche. Es war ein winziger quadratischer Raum von knapp vier Metern Seitenlänge, in dem sich gerade ein Dutzend Frauen gegenseitig im Stehen oder Sitzen bedrängten. Alle rauchten Zigaretten.
»Das hier erinnert mich an das Hinterzimmer im >Willie's< in Evergreen gleich bei Denver«, sagte Kimberly. »Während 'ne Hundertschaft oder mehr von diesen Cowboys und Landpomeranzen herumhüpften oder sich an der Bar volllaufen ließen, verzogen sich acht oder zehn von uns in Willies Heiligtum, ihr >Büro<, wie sie das nannte, und haben uns dort mit Kokomo ganz wundervoll aufgedröhnt.«
Eponine blickte angestrengt durch den Rauch in Kimberlys Gesicht. »Immerhin werden wir hier in dem Loch nicht von den Männern belästigt. Die sind absolut unmöglich, die sind noch schlimmer als daheim die Typen im Strafdorf in Bourges. Diese Kerle haben den ganzen Tag nichts als 'nen Eck im Sinn.«
»Na, das ist doch nur zu verständlich«, sagte Kimberly lachend. »Zum ersten Mal seit Jahren stehen sie nicht unter ständiger Bewachung. Als Toshios
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