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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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durchgeführt habe, glühte er vor Stolz. Wie anders als andre Menschen ist doch mein Mann! Er fühlt sich so viel wohler bei seiner Mathematik und Technik als im Umgang mit Menschen.
    Auch Michael ist Richards Ruhelosigkeit der letzten Zeit aufgefallen. Er hat ihn sogar ermuntert, mehr Spielzeug für Simone zu bauen, wie diese großartigen Puppen, die er während meiner letzten Schwangerschaftsmonate vor Katies Geburt anfertigte. Sie sind noch immer Simones Lieblingsspielzeug. Sie laufen selbsttätig herum und reagieren auf ein Dutzend von Wortbefehlen. In einer seiner besonders übersprudelnden Phasen programmierte Richard eines Nachts TB zur Interaktion mit den Puppen. Simone wurde fast hysterisch vor Lachen, als >The Bard> (Michael beharrt darauf, Richards textsprudelnden Roboter bei vollem Namen zu nennen: William Shakespeare!) ihre drei Puppen allesamt in eine Ecke drängte und sie dann mit einem Medley der Liebessonette überschüttete.
    Aber in den vergangenen zwei Wochen hat nicht einmal TB Richard aufheitern können. Er schläft nicht gut, was bei ihm ungewöhnlich ist, und er zeigt an nichts sein sonstiges leidenschaftliches Interesse. Sogar unser regelmäßiges, abwechslungsreiches Sexleben hat ausgesetzt, also ringt er wohl wirklich mit seinen inneren Dämonen. Vor drei Tagen verzog er sich früh am Morgen (es war auch in Rama kurz nach dem Morgengrauen — ab und zu laufen unsre Erduhr im Bau und die Rama-Uhr draußen synchron) und blieb über zehn Stunden droben in NewYork. Und als ich ihn fragte, was er dort gemacht habe, antwortete er: auf der Mauer gesessen und auf die Zylindrische See gestarrt. Dann wechselte er das Thema.
    Beide Männer sind überzeugt, dass wir inzwischen allein sind auf unsrer Insel. Richard ist kürzlich zweimal in die Vogel- Höhle eingedrungen, aber beide Male am Rand des vertikalen Tunnels, außer Reichweite des Wachpanzers geblieben. Einmal stieg er sogar bis zum zweiten Horizontalschacht hinab — wo ich damals meinen Meistersprung machte —, entdeckte aber kein Anzeichen von Leben. Die Höhle der Achtbeinspinnen hat inzwischen ein kompliziertes Doppelgitter zwischen Deckel und erstem Absatz. Die letzten vier Monate hindurch hat Richard die Region um die Höhle der Oktos erneut elektronisch überwacht; er gibt zwar zu, dass seine Monitordaten einige Unklarheiten enthalten könnten, behauptet aber, dass er allein durch direkten Augenschein mit Bestimmtheit sagen könne, dass die Gitter seit langem nicht mehr geöffnet worden sind.
    Vor ein paar Monaten haben die Männer das Segelboot zusammengebaut und es dann zwei Stunden lang auf dem Zylindermeer gecheckt. Simone und ich winkten ihnen vom Ufer aus zu. Aus Furcht, dass die Krabbenbioten das Boot als >Sperrmüll< einordnen könnten (was offenbar beim andren Boot der Fall war — wir haben nie rausgefunden, was damit passierte —, damals kehrten wir ein paar Tage nach unserm Entkommen aus der Nuklearraketenformation an die Stelle zurück, wo wir es zurückgelassen hatten, aber es war weg) . Die Männer zerlegten das Boot wieder und brachten es zu sicherer Aufbewahrung in unseren Bau.
    Richard hat bereits mehrmals gesagt, er möchte gern südwärts über die See segeln und herausfinden, ob es da irgendwo eine Stelle gibt, an der man das fünfhundert Meter hohe Kliff ersteigen kann. Wir haben nur sehr magere Informationen über den südlichen Halbzylinder Ramas. Abgesehen von den Daten, die das erste Kosmonautenteam der Newton in den wenigen Tagen der Biotenjagd erbrachte, beschränkt sich unsre Kenntnis der Region auf die groben Mosaikbilder, die aus den ersten Aufnahmen der Newton-Drohnen in Realzeit ausgearbeitet wurden. Bestimmt wäre es faszinierend und aufregend, den Süden zu erforschen. Vielleicht könnten wir sogar entdecken, wohin all die Oktos verschwunden sind. Aber wir dürfen zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Risiko eingehen. Die Familie hängt entscheidend von den drei erwachsenen Mitgliedern ab, und der Ausfall eines jeden von uns wäre verheerend.
    Ich glaube, Michael O'Toole ist mit dem Leben, wie wir es uns in Rama aufgebaut haben, recht zufrieden, besonders seitdem uns Richards Großcomputer so viel mehr Informationen zugänglich gemacht hat. Wir können jetzt das gesamte enzyklopädische Material abrufen, das an Bord des Militärtrakts der Newton gespeichert war. Michaels derzeitiger >Studienkomplex<, wie er einen Freizeitplan bezeichnet, ist die Kunstgeschichte. Im letzten Monat war er in seinen

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