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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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die ihn vielleicht aus dem Koma reißen konnte.
    Ich habe noch nie zuvor einen komatösen Zustand gesehen, der irgendwie dem von Richard ähnlich gewesen wäre. Seine Augen sind fast die ganze Zeit offen, und manchmal sieht es so aus, als folgten sie einem Objekt, das sich durch sein Gesichtsfeld bewegt. Aber sonst gibt es keinerlei Anzeichen dafür, dass er lebt oder bei Bewusstsein wäre. Kein Muskel bewegt sich. Ich habe eine Vielzahl von teils mechanischen, teils chemischen Stimuli angewandt, um ihn aus seinem Koma zu reißen. Nichts wirkte. Darum war ich dermaßen unvorbereitet auf das, was heute geschah.
    Katie war kaum zehn Minuten wieder verschwunden, als ich aus Richtung des Kinderzimmers ein Durcheinander von Geräuschen hörte. Ich ließ Richard vorläufig allein und trat in den Gang. Aber noch ehe ich am Kinderzimmer ankam, war aus dem Lärm eine Art abgehacktes Sprechen in höchst eigenartigem Rhythmus geworden. »Hallo«, sagte eine Stimme, die wie vom Grund eines Brunnens zu dringen schien, »wir kommen friedlich. Euer Mann ist hier.«
    Das kam von dem Prinzen Heinz/Hal, und er stand mitten im Kinderzimmer, als ich eintrat. Die Kleinen waren auf dem Fußboden in respektvollem Abstand von dem Roboter versammelt, außer natürlich Katie. Ihre Erregung war unverkennbar.
    Auf meinen fragenden Blick hin sagte sie: »Ich hab bloß an den Köpfen rumgespielt, und dann hat er auf einmal zu reden angefangen.«
    >Prinz Heinzens< Rede wurde von keinen Körperbewegungen begleitet. Wie seltsam, dachte ich, weil ich mich erinnerte, wie stolz Richard stets darauf gewesen war, dass seine Roboter immer sprach- und bewegungssynchron funktionierten. Das stammt nicht von Richard, sagte eine Stimme in meinem Kopf, aber ich hörte momentan nicht auf sie. Ich hockte mich zu den Kindern auf den Boden.
    »Hallo, wir kommen friedlich. Euer Mann ist hier«, wiederholte Prinz Heinrich ein paar Sekunden später. Und diesmal kroch mir ein unheimliches Gefühl durch den Leib. Die Mädchen lachten immer noch, aber sie hörten damit ganz rasch auf, als sie den Ausdruck in meinem Gesicht sahen. Benjy kroch neben mich und grapschte nach meiner Hand.
    Wir saßen mit dem Rücken zur Tür. Plötzlich hatte ich das Gefühl, es stehe jemand hinter mir. Ich schaute hin — und sah Richard in der Tür stehen. Mit einem Keuchen sprang ich auf und eilte zu ihm hin, als er zusammenbrach und das Bewusstsein verlor.
    Die Kinder schrien und begannen zu weinen. Ich untersuchte Richard hastig, dann versuchte ich sie zu beruhigen. Michael war droben in New York auf seinem Nachmittagsspaziergang, also versorgte ich Richard allein eine Stunde lang auf dem Boden vor der Kinderzimmertür. Ich ließ ihn die ganze Zeit nicht aus den Augen. Sein Zustand war gegenüber vorher, als ich ihn in unsrem Schlafzimmer zurückließ, völlig unverändert. Und nichts deutete darauf hin, dass er dazwischen dreißig, vierzig Sekunden lang bei Bewusstsein gewesen war.
    Als Michael zurückkam, half er mir, Richard ins Schlafzimmer zu tragen. Wir diskutierten über eine Stunde lang, wie es möglich war, dass Richard so plötzlich aus dem Koma erwacht sein konnte. Hinterher las ich sämtliche Angaben über komatöse Zustände in meinen medizinischen Büchern nach. Ich bin überzeugt, dass bei Richard psychosomatische gemischte Probleme die Auslösefaktoren sind. Und ich glaube, der Klang dieser fremden Stimme löste bei ihm eine traumatische Wirkung aus, die temporär die komatösen Faktoren überlagern konnte.
    Aber warum verfiel er so rasch wieder in den Komazustand zurück? Die Erklärung fällt mir schwerer. Vielleicht hatte er seine geringe Energiereserve auf dem Weg durch den Korridor aufgebraucht. Aber das können wir nicht mit Bestimmtheit unterstellen. Ja, überhaupt können wir fast keine der Fragen beantworten, die sich uns heute stellten, darunter auch die, die Katie immer wieder an mich heranträgt: Wer ist es, der da >friedlich< kommt?
    01-05-2209
    Es soll hier festgehalten sein, dass heute Richard Colin Wakefield zum ersten Mal seine Familie erkannte und die ersten Worte sprach. Nahezu eine ganze Woche lang hat er darauf hingearbeitet, auf diesen wundervollen Augenblick, anfangs nur durch Anzeichen in den Augen und mit dem Gesicht, dass er uns erkannt habe, dann durch Lippenbewegungen, als formte er Worte. Heute Morgen hat er mich angelächelt und — beinahe — meinen Namen gesagt. Aber das erste wirklich deutliche Wort war dann >Katie<, und das war heute

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