Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
Vom Netzwerk:
Buttermilchcrepes mit Butter und Ahornsirup«, wiederholte die Stimme. »Sonst noch einen Wunsch?«
    »Einen Apfelsaft und einen Orangensaft dazu«, bestellte Katie nach kurzer Absprache mit Patrick.
    »Sechs Minuten und achtzehn Sekunden«, sagte die Stimme.
    Als das Essen kam, versammelte sich die Familie an dem runden Tisch in der Küche. Die Jüngsten berichteten Nicole, was sie während ihrer Abwesenheit getrieben hatten. Patrick prahlte besonders nachhaltig mit seinem persönlichen Rekord im Fünfzig-Meter-Sprint im Sportraum. Benjy zählte mühevoll bis zehn, und alle applaudierten ihm. Sie waren gerade mit dem Frühstück fertig und räumten das Geschirr vom Tisch, als es an ihrer Tür >klingelte<.
    Die Erwachsenen blickten einander an, und Michael trat an den Kontrollschrank und schaltete den Video-Monitor ein. Vor der Wohnungstür stand der >Adler<.
    »Hoffentlich nicht schon wieder ein Test!«, platzte Patrick heraus.
    »Nein ... nein, das glaub ich nicht«, sagte Nicole und ging hinaus. »Wahrscheinlich bringt er uns nur die Ergebnisse der letzten Experimente.«
    Sie holte tief Luft, ehe sie die Tür öffnete. Gleichgültig, wie oft sie dem Adler nun schon begegnet war, in seiner Nähe stieg jedes Mal ihr Adrenalinspiegel an. Warum? Erschreckte sie sein beeindruckendes Wissen? Oder die Macht, die er über sie alle besaß? Oder ganz einfach die bestürzende Tatsache seiner Existenz?
    Der Adler grüßte sie mit einem Ausdruck, den sie inzwischen als Lächeln definieren gelernt hatte. »Darf ich eintreten?«, fragte er scherzhaft. »Ich möchte mit dir, deinem Mann und Mister O'Toole reden.«
    Nicole starrte ihn an (oder es, fuhr es ihr sofort durch den Kopf), wie sie das immer tat. Er war groß, vielleicht zweieinviertel Meter groß, und vom Hals abwärts von menschlicher Gestalt. Die Arme und der Oberkörper waren allerdings von dichtsitzenden schwarzgrauen Federchen bedeckt — mit Ausnahme der vier Finger an den beiden Händen, die milchweiß und nackt waren. Von der Taille abwärts war der Körper des Adlers fleischfarben, doch war am Schimmer der Oberschicht zu erkennen, dass nicht der Versuch unternommen worden war, menschliche Haut wirklich zu kopieren. Es gab da auch keine Behaarung unterhalb der Taille und weder Geschlechtsteile noch sichtbare Gelenke. Die Füße waren zehenlos. Wenn der Adler ging, traten in der Kniegegend Falten auf, die jedoch wieder verschwanden, sobald er stillstand.
    Das Gesicht war hypnotisch. Zu beiden Seiten eines vorstrebenden, ins Graue spielenden Schnabels lag je ein großes taubenblaues Auge. Beim Sprechen öffnete sich der Schnabel, und aus irgendeiner Art Stimmkasten hinten in der Kehle kam seine perfekte englische Diktion. Die Federn auf dem Kopf waren weiß und kontrastierten mit der grauen Befiederung in Gesicht, Nacken und Rücken. Im Gesicht selbst war das Gefieder recht spärlich und nur stellenweise vorhanden.
    »Darf ich eintreten?«, fragte der Adler noch einmal, als Nicole sich sekundenlang nicht von der Tür bewegte.
    »Aber sicher ... gewiss doch.« Sie trat zurück. »Tut mir leid ... Es ist nur ... ich habe dich so lange nicht gesehen.«
    »Guten Morgen, Mr Wakefield, Mr O'Toole. Hallo, Kinder.« Der Adler schritt ins Wohnzimmer.
    Patrick und Benjy wichen vor ihm zurück. Von den Kleinen schienen sich nur Katie und Ellie nicht zu fürchten.
    »Guten Morgen«, erwiderte Richard. »Und was dürfen wir heute für euch tun?«, fragte er. Der Adler kam nie zu einem Hö fl ichkeitsbesuch, es steckte immer etwas ganz Bestimmtes dahinter.
    »Wie ich deiner Frau bereits an der Tür erklärte«, erwiderte der Adler, »muss ich mit euch drei Erwachsenen sprechen. Könnte Simone sich um die anderen Kinder kümmern, während wir ein Stündchen oder so miteinander plaudern?«
    Nicole hatte bereits angesetzt, die Kleinen ins Spielzimmer zu treiben, als der Adler ihr Einhalt gebot. »Das wird nicht nötig sein. Sie können gern die ganze Wohnung benutzen. Wir vier werden den Konferenzraum drüben nehmen.«
    Aha!, dachte Nicole sofort. Es handelt sich also um was Wichtiges ... Noch nie haben wir die Kinder ganz allein in der Wohnung gelassen.
    Plötzlich war sie sehr besorgt um ihre Sicherheit. »Entschuldigung, Mr Adler«, sagte sie. »Sind die Kinder hier sicher? Ich meine, es kommen da nicht etwa irgendwelche besonderen Besucher oder so was .. .
    »Nein, Mrs Wakefield«, erwiderte der Adler emotionslos, »euren Kindern wird nichts widerfahren.«
    Als die drei

Weitere Kostenlose Bücher