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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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Hotelzimmer angerufen und eine Prostituierte habe sich am Telefon als deine Frau ausgegeben.»
    Das darf doch wohl nicht wahr sein! Also, Birte kann was erleben! Wie kam sie nur auf einen derartigen Schwachsinn?
    Kurz schweige ich, um mir die Information in ihrer vollen Tragweite bewusst zu machen. Dann drehe ich endgültig durch.
    «Du meinst, Vater hat Schümli erzählt, dass ich mit einer Nutte reise?», belle ich. «Wann war das?» Inzwischen stehe
ich
kurz vor einem Schwächeanfall. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich die Antwort verkraften werde.
    «Ich glaube, am Samstag.» Mutter überlegt einen Moment. «Ja, es muss früher Abend gewesen sein, als die beiden telefoniert haben.»
    Mir sackt der Blutzuckerspiegel in den Keller. Du liebe Güte! Den ganzen Abend im
Kaashuus
hat Schümli sich vermutlich innerlich kaputtgelacht und meine jämmerlichen Versuche, der Geschichte mit Nella und Leo einen Sinn zu geben, wie eine Aufführung genossen! Was muss das für ein Spektakel für ihn gewesen sein. Und am folgenden Tag hat er mich noch mal in seiner Klinik arbeiten lassen, nur um mich 24 Stunden später nach Hause zu schicken? Unfassbar.
    «Und Schümli hat sich nach 35 Jahren, die er Vater nicht gesehen hat, tatsächlich immer noch so schuldig gefühlt, dass er mich abserviert hat?» Die ganze Sache stinkt doch.
    «Keine Ahnung. Aber du hast ja wohl diese Bedingung, die er an seinen neuen Partner stellt, nicht erfüllt.»
    Die Ehefrau 

Natürlich. Mein Vater hat mir also so oder so die Tour vermasselt.
    Ich bin inzwischen dermaßen außer mir, dass ich für logische Schlussfolgerungen etwas länger brauche. Wie unglaublich peinlich! Das kann mein Vater gar nicht wiedergutmachen. Niemals!
    «Paul, bitte versteh deinen Vater doch.» Wieder scheint Mutter meine Gedanken lesen zu können. «Er wusste sich nicht anders zu helfen. Er wünscht sich inzwischen so sehr, dass du die Praxis, die er aufgebaut hat, weiterführst. Und zwar nach deinen Vorstellungen. Er hat ja anhand von Schümli gesehen, dass Anti-Aging-Medizin durchaus ihre Berechtigung hat. Und dass Schümli dich so gelobt hat, hat deinen Vater natürlich unendlich stolz gemacht.»
    Wie schön für ihn. Dann ist seine heile Welt ja wieder in Ordnung.
    Vorausgesetzt, ich spiele mit.
    Meiner Mutter scheint allerdings noch etwas auf der Seele zu liegen. «Diese 

diese 

» Sie sieht peinlich berührt aus. «Also, diese Prostituierte, mit der du in Genf warst, ist das 

»
    « ICH WAR NICHT MIT EINER PROSTITUIERTEN IN GENF !» Ich werde gleich wahnsinnig. Als wäre mein Elend nicht schon schlimm genug, wollen mich alle immer mit dem Rotlichtmilieu in Verbindung bringen!
    Mutter sieht ziemlich verwirrt aus – und gleichzeitig sehr erleichtert. «Also, ich frage ja nur deshalb, weil bei dem Gespräch zwischen Professor Schümli und deinem Vater der Name Nella fiel. Der kommt ja nicht so häufig vor. Und als Frau Johannsen neulich in seiner Sprechstunde war und von ihrem Genf-Urlaub berichtete, da hat er natürlich zwei und zwei zusammengezählt. Und da 

»
    «Und da was?» Bei dem Gedanken, das Nella meinen Vater in der Sprechstunde aufsucht, werde ich erst argwöhnisch und dann besorgt. Er hat sie für eine Prostituierte gehalten! Scheiße. «Was wollte Nella denn überhaupt von Vater?»
    Meine Mutter kaut auf der Unterlippe. Kein gutes Zeichen.
    «Ehrlich gesagt, weiß ich das gar nicht. Er wollte sie nur schnell wieder loswerden und hat sie überwiesen.» Sie schüttelt den Kopf. «Also, ich habe mir ja gleich gedacht, dass an dieser Geschichte etwas nicht stimmen kann. Frau Johannsen ist doch so eine nette junge Frau. Und so hübsch!»
    Als wären das Eigenschaften, die auf eine Prostituierte nicht zutreffen können, denke ich ketzerisch. Aber ich halte meinen Mund. Ich habe genug eigene Probleme und kann jetzt nicht auch noch für das horizontale Gewerbe eine Lanze brechen.
    Mutter greift nach ihrer Tasche und dem Mantel. «Lass uns jetzt gehen. Aber vergiss nicht, Paul, dieses Gespräch hat nie stattgefunden», sagt sie und erhebt sich. «Morgen, wenn du deinen Vater wieder besuchst, wirst du ihn ein bisschen wegen seines Gesundheitszustands bemitleiden, und er wird dir das mit der Praxis sagen. Vorausgesetzt, er nimmt nicht wieder zu viele Pillen!» Sie kichert und sieht irgendwie sehr glücklich aus. «Perfekt, oder? Du kannst ab sofort machen, was du möchtest, und ich werde mit deinem Vater die freie Zeit genießen.

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