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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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Langsam geraten wir nämlich in Zeitdruck, schließlich sind wir um 11 Uhr mit Professor Schümli verabredet. Das heißt, ich und der Hartmann-Idiot sind mit ihm verabredet, um nach Cologny zu fahren, wo sich Schümlis Klinik befindet. Für Nella ist eine Shoppingtour mit den Ehefrauen geplant. Denn nach dem katastrophalen Verlauf des gestrigen Abends ist sie mir schließlich einen weiteren Tag Show schuldig. So sehe ich es jedenfalls. Außerdem sind ihre Pläne mit Leo ja wohl gestern Abend hinfällig geworden.
    «Also, Liebling», versuche ich, Lockerheit zu demonstrieren, obwohl in meiner Seele ein Kettensägenmassaker tobt. «Möchtest du zuerst ins Bad, oder soll ich den Anfang machen? Wir müssen uns beeilen, schließlich bist du in einer Stunde schon zum Damenprogramm verabredet.»
    «Damenprogramm? Was denn für ein Damenprogramm?» Meine verkaterte Ehefrau hat offenbar andere Pläne. «Spinnst du? Ich werde nirgendwohin gehen. Ich reise ab! Und zwar sofort.» Sie reißt die Decke weg und starrt auf meine Unterhose. «Hier bleibe ich keine Sekunde länger. Wozu auch?»
    Ob sie nun der Anblick meiner beulenden Unterhose so traurig macht oder ihr inzwischen doch ein paar Erinnerungen hochgekommen sind – ich weiß es nicht. Auf jeden Fall fängt Nella plötzlich wieder an zu schluchzen.
    «Wie 

Wie kann Leo mir nur so etwas antun?» Sie sieht mich an, als könnte ich es ihr erklären. «Wieso tut ihr Männer so etwas?» Dann kramt sie unter einem der Kissen dieses Buch hervor, das sie überall mit rumschleppt, und ihr Handy. «Hier! Acht SMS hat er diese Nacht geschickt.» Ihr Tonfall wird zynisch. «Es tut mir sooo leid – Ich kann das erklären – Lass uns treffen – Ich liebe nur dich – Bla bla bla. Das hätte er sich doch vorher überlegen müssen.» Sie zieht die Nase hoch. «Bestimmt denkt der Idiot, er bräuchte heute nur mit ein paar Rosen vor der Tür zu stehen, und alles wäre wieder gut.»
    Also, mir passt es eigentlich ganz gut in den Kram, dass Nella nun keine Verpflichtungen mehr in Genf hat. Jetzt kann sie sich voll und ganz auf ihre Rolle als Arztgattin konzentrieren. Weshalb sie aber unter keinen Umständen das Handtuch werfen und abreisen darf. Ich brauche sie hier, wenigstens noch einen Tag. Am liebsten allerdings zwei.
    «Sieh mal, Nella», sage ich deshalb in einem Tonfall, in dem ich normalerweise Patienten rate, eine Therapie zu machen, «bleib doch einfach noch ein paar Tage hier und denke in Ruhe über alles nach. Wann geht dein Rückflug?»
    «Sonntag», knurrt sie.
    «Siehst du. Dann amüsierst du dich bis Sonntag mit den Ärztedamen, spielst meine Frau, und als kleines Dankeschön 

» Ich greife nach meinem Portemonnaie auf dem Nachttisch. «

 darfst du dir hiermit auch etwas Schönes kaufen.» Mit Gönnermiene überreiche ich ihr meine Kreditkarte. «Nur lass uns jetzt bitte ein bisschen beeilen.»
    Nella starrt abwechselnd mich und die Plastikkarte an, und ich ahne bereits Fürchterliches.
    «Nein», sagt sie im Tonfall eines Patienten, der glaubt, Therapie sei nur etwas für Gestörte. «Niemals.»
    «Jetzt gib deinem Leo doch wenigstens eine Chance, die Sache zu erklären. Natürlich nicht gleich heute.»
Denn da ist ja das Damenprogramm vorgesehen
, denke ich und füge schnell hinzu: «Aber vielleicht am Sonntag. Kurz bevor du abreist.»
    Nella schnaubt verächtlich. «Weißt du, Paul, deine verordnete Medizin war schon nicht besonders hilfreich. Aber deine Tipps», sie macht eine Pause und schüttelt resigniert den Kopf, «sind noch schlimmer. Von Frauen hast du wirklich keine Ahnung.»
    «Also 

ich finde, das kannst du so pauschal nicht sagen.»
    «Oh doch. Und ich sage dir noch etwas: Ich. Reise. Ab!»

[zur Inhaltsübersicht]
12. Nella
    Samstagnachmittag
    16  Uhr  05 . «Zahlen Sie bar oder mit Karte?» Ist definitiv mein neuer Lieblingssatz! Zu Hause hat der mir ja, ehrlich gesagt, immer ein bisschen Angst eingejagt, weil ich nie wusste, ob die Abbuchung auch wirklich erfolgen würde. Das ist bei mir nämlich leider nur eine Fifty-Fifty-Chance. Ganz oft steht im Display des Lesegeräts:
Zahlung nicht möglich
, was ich dann regelmäßig auf den blöden Magnetstreifen schiebe. Megapeinlich, denn so ein Quatsch haben die natürlich schon tausend Mal gehört, die Verkäufer. Geht mir in meinem Laden ja auch nicht anders. Also, was mir da schon für Lügen aufgetischt wurden – unglaublich!

    Mit Pauls Karte fühle ich mich jedenfalls

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