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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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Nellas – inzwischen wohl Ex- – Freund dabei war, das Feld zu räumen. Gute Idee, wie ich fand. Offenbar hing er an seinem Leben. So wie ich an meinem. Und ich hing an dem Wunsch, hier bald einen hochdotierten Job anzutreten. Unter Aufbietung meiner letzten Kräfte löste ich mich deshalb von Nellas Saugnapfmund und beschloss, auf der Argumentationsschiene der überschäumenden Hormone weiterzufahren. Schümli schien dafür Verständnis zu haben. Vielleicht also der einzige Ausweg 

    Ich nutzte den Überraschungsmoment, umschlang Nellas Taille, legte besitzergreifend meine Hand auf ihren Hintern und schob sie in Richtung Ausgang. Im Gehen drehte ich mich noch einmal um und rief Professor Schümli zu: «Ein Ehemann muss tun, was ein Ehemann tun muss!» Dabei bemühte ich mich, einen notgeilen Gesichtsausdruck zu machen – was nicht gerade ein Kinderspiel ist, wenn einen mehrere verdutzte Gesichter verständnislos anstarren und einem die Situation außerdem noch so unerotisch erscheint wie ein Seniorentreff in der Sauna.
    «Wir sehen uns dann wie besprochen morgen um 11 Uhr», flötete ich. «Auf Wiedersehen!»
    Den anderen standen die Münder offen. Um das Theater auf die Spitze zu treiben, winkte ich ihnen lässig zu und kniff Nella mit der anderen Hand in den Po. Wie es zu erwarten war, quiekte sie erschrocken, bog den Rücken durch und trabte wie eine paarungswillige Stute vor mir her.
    Mir lief der Schweiß in Strömen. Noch so ein Abend, dachte ich, und ich brauche eine Kochsalzinfusion.
    Wütend manövrierte ich Nella in ein Taxi und sprang auf den Sitz neben ihr. Erst als der Wagen anfuhr, lockerte ich meinen Griff.
    «Bist du total übergeschnappt?», fauchte sie sofort los.
    «Dasselbe wollte ich dich auch gerade fragen», schnauzte ich zurück und hegte spontan den Wunsch, sie übers Knie zu legen. «Du kannst doch vor meinem zukünftigen Chef nicht so ein Theater veranstalten. Was soll der denn jetzt denken?» Genervt starrte ich aus dem Fenster. «Und überhaupt: Was hast du dir dabei gedacht, mich als Golfcrack dastehen zu lassen? Was soll ich machen, wenn Schümli mich zu einem Match herausfordert?»
    Nella kniff die Augen zusammen. Sie sah so aufgebracht aus, dass ich schon befürchtete, sie würde gleich aus dem fahrenden Auto springen. «Hör sofort auf,
mir
für alles die Schuld zu geben. Wer hat denn zwei Stunden lang so ausgesehen, als würde er der Hartmann gleich jeden Tupfen einzeln von ihrem Kleid lecken wollen? Außerdem trifft mich ja nun wirklich keine Schuld daran, dass Leo hier aufgetaucht ist und vor meinen Augen mit dieser 

dieser Schlampe rumgemacht hat. Und dass du, obwohl du Arzt bist, kein Golf spielen kannst, ist auch nicht mein Problem!»
    Eine Weile schwiegen wir, dann weiteten sich plötzlich Nellas Augen. Sie schlug sich die Hände vors Gesicht und fing an zu schluchzen. «Jetzt

chhchrr

bin ich

chrrrehahhh 

ganz allein hier

chhhrrr

Wo soll ich denn jetzt

chhchchr 

schlafen?» Wie ein Häufchen Elend saß sie neben mir, weinte, röchelte und versuchte dabei gleichzeitig, würdevoll auszusehen. Ich war beeindruckt.
    Das Letzte, was ich dann von ihr hörte, ehe ich ihr erneut meine Hände vor den Mund hielt – diesmal, um der Schnappatmung entgegenzuwirken –, war der Wunsch, ich möge sie in ein Obdachlosenasyl bringen.
     
    «Jetzt hör schon auf, mich so anzustarren.» Nella hat sich mittlerweile im Bett aufgerichtet. «Ich weiß, dass ich schrecklich aussehe. Was ist mit mir passiert? Und was machst
du
hier?»
    «Also 

genau genommen ist dies
mein
Zimmer, und die Frage ist nicht, was
ich
hier mache, sondern was
du gestern
getan hast.»
    Nella scheint sich nicht zu erinnern. «Keine Ahnung, was du meinst.»
    «Na, dann helfe ich dir mal auf die Sprünge: Du hast etwas zu tief ins Glas geschaut. Sehr tief, um genau zu sein. Du warst so betrunken, dass du mich gebeten hast, mit dir zu schlafen.»
    «Bitte?!?»
    «Na ja, du hast gesagt, du seist einsam und allein auf dieser Welt. Keiner würde dich mehr lieben, weswegen du höchstwahrscheinlich niemals heiraten würdest, sondern als alte Jungfer sterben müsstest.»
    Fassungslos starrt Nella mich an. «Und in welchem Teil dieses Satzes glaubst du, ich hätte dich gebeten, mit mir zu schlafen?»
    Herrje. Die Strumpfhosendiskussion Teil 2. «Also 

ehrlich gesagt: in allen.»
    Sie rollt mit den Augen und lässt sich zurück in die Kissen plumpsen. Kein guter Plan.

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