Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman
zu gönnen und sich schon mal auf das heutige Damenprogramm vorzubereiten? Dann wäre alles in bester Ordnung.
Aber das erscheint mir irgendwie unwahrscheinlich. Trotzdem schließe ich noch mal kurz die Augen, auch wenn ich weiß, dass ich aufstehen und nach dem Rechten sehen sollte. Kraftlos rolle ich mich auf die Seite. Noch einmal ganz kurz an die Nacht denken
…
Was habe ich Nella nur ins Ohr geflüstert, dass sie dermaßen über mich hergefallen ist?
Hm, kann mich leider nicht erinnern. Schade, schade, denn das scheint ja ein toller Spruch gewesen zu sein. Mmmhhh
…
Zum Glück hat sie beim Sex nicht wieder diese Luftnot bekommen, das hätte leicht schiefgehen können. Eventuell hätte ich ihr Japsen mit Ekstase verwechselt und nichts dagegen unternommen. Dann wäre sie vielleicht daran gestorben, und es gäbe jetzt einen Untersuchungsausschuss und Professor Schümli wäre
…
Telefon! Nein, schlimmer: Zimmertelefon! Wer kann das sein? Es hat doch niemand diese Nummer. Aber klar, vermutlich meine Ehefrau.
«Mmmmmhhhhja?», sage ich und bin selbst überrascht, wie entspannt ich klinge.
«Paul? Hier ist Birte. Ich muss mit dir reden!»
Entspannung vorbei. Morgens um acht sollte man in einem Hotelzimmer nicht ans Telefon gehen. Niemals. Gute Nachrichten kündigen sich erfahrungsgemäß anders an.
«Muss das jetzt sein?», knurre ich in der Hoffnung, dass mir gleich etwas einfällt, wie ich sie abwimmeln kann. Bis heute Mittag. Oder wenigstens bis ich einen Kaffee getrunken habe.
«Ja, es muss jetzt sein», giftet sie. «Du hattest ja die Möglichkeit, mich zu einem früheren Zeitpunkt zurückzurufen.»
Genervt richte ich mich in den Kissen auf. Ich verstehe kein Wort. Und Vorwürfe auf nüchternen Magen sind ohnehin nichts für Männer.
«Paul!»
«Ja?»
«Es ist wichtig.» Ihre Stimme hat einen ernsten Ton angenommen. «Allerdings musst du mir vorher noch erklären, wer diese Frau war. Du weißt schon, die, die sich gestern am Telefon als deine Ehefrau ausgegeben hat. Willst du mir etwa immer noch erzählen, dass du keine andere hast?»
Du liebe Güte, hatte Birte etwa gestern hier angerufen? Wann? Und warum? Typisch von Nella, mir solche wichtigen Informationen vorzuenthalten.
«Meine Ehefrau?»
«Ganz genau.»
«Ach so
…
ja, meine Ehefrau. Tja, na ja
…
also, das kann ich dir erklären.»
«Super. Ich bin gespannt.»
«Jetzt?!?»
Das geht mir nun doch ein bisschen zu schnell. Außerdem fehlt mir für ein diplomatisches Gespräch irgendwie noch die Hirnaktivität. Der Teil, der Leos Schläge überstanden hat, fühlt sich nach wie vor sehr durchgevögelt an. Kaum benutzbar.
«Paul!»
«Birte, ich
…
also
…
»
Was sage ich denn jetzt?
Das mit uns, das hätte sowieso keine Zukunft gehabt?
Nein, das zieht eine Diskussion nach sich, der ich mich ohne Koffein nicht gewachsen fühle.
Die Wahrheit?
Völlig ausgeschlossen, noch ist das Ganze topsecret, und einer Frau, mit der man im Bett war und die noch dazu Untreue wittert, sollte man niemals ein Geheimnis anvertrauen.
Ich habe mich verliebt?
Völliger Käse, das würde ich mir ja selbst nicht einmal glauben.
«Ich warte», schnaubt Birte, und ich sehe sie förmlich mit den Hufen scharren. Okay, irgendetwas muss ich jetzt wohl sagen. Irgendetwas, das die Sache erklärt. Zumindest vorläufig.
«Das war die
…
äh
…
die P-»
Die Putzfrau, die sich einen Spaß erlaubt hat
, wollte ich eigentlich noch hinzufügen. Zugegeben, das wäre nicht gerade eine preisverdächtige Antwort gewesen. Aber Birte hat noch eine weit abwegigere Theorie, mit der sie mir jetzt ins Wort fällt.
«Eine Prostituierte???», ruft sie erbost. «Also doch! Das habe ich mir doch gleich gedacht, als ich sie am Telefon hatte. Das ist ja wohl das Letzte, Paul!»
Na ja. Etwa genauso unverschämt wie die Annahme, ich hätte so was nötig!
«Jetzt lass mich doch mal ausreden», schimpfe ich. «Es war nämlich
…
»
«Ein Rollenspiel?», quatscht Birte mir erneut dazwischen. «Ist das deine Sexphantasie – mit deiner eigenen Ehefrau zu schlafen?»
Warum kann sie mich nicht einfach ausreden lassen? Auch wenn ich heute erwiesenermaßen noch nicht viel Schlaues von mir gegeben habe, eine Chance sollte sie mir wenigstens geben.
«Nein», sage ich mit der festesten Stimme, die mir unter diesen Umständen zur Verfügung steht, «das hast du falsch verstanden. Also, meine Frau
…
ich meine, die Frau, die du vermutlich am Telefon hattest, also
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