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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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einem in Luxusgüter investierten Vermögen wieder erweichen.
    Nein, Nella und ich werden uns nicht versöhnen. Und das ist auch gut so.
    Ich will diesen Job, mehr als alles andere. Ich habe ein klares Ziel vor Augen. Und wenn ich, um dieses Ziel zu erreichen, eine gewisse Opferbereitschaft an den Tag legen muss – und diese Opferbereitschaft sechs weitere Monate Sex mit Birte Morgenroth bedeutet –, dann werde ich mich in mein Schicksal fügen. Kein Problem. In diesem Fall würde selbst ich sagen: Es gibt Schlimmeres.
    Für Nella ist folglich gar kein Platz in meinem Leben.
    Warum kann sie mir nicht einfach dankbar sein? Immerhin hatte sie hier, durch mich, ein paar schöne Tage in Genf. Sie hat Restaurants kennengelernt, die sie mit ihrem Leo vermutlich niemals besucht hätte, da er – wie wir inzwischen wissen – exklusive Lokalitäten lieber mit anderen Frauen aufsucht. Sie hatte hervorragenden Sex. Auch etwas, das ihr mit ihrem
Leoliebling
an diesem Wochenende verwehrt geblieben wäre. Und dann – hoho! – nicht zu vergessen: das teure Kleid. Und die Schuhe! Ich finde wirklich, ein wenig Dankbarkeit wäre durchaus angemessen.
    Stattdessen legt sie dieses schulmädchenhafte Verhalten an den Tag. Und genau aus diesem Grund sind ungebundene Frauen nichts für mich: Sie sind so pflegeintensiv. Eine halbe Stunde habe ich ja bereits jetzt damit vertrödelt, mir über Nella Gedanken zu machen, dabei gibt es ja nun wirklich haufenweise wichtigere Probleme zu bewältigen. Bernd Morgenroth, zum Beispiel. Was der alles über mich wusste, ist geradezu unheimlich. Vom Zusammentreffen mit den Schümlis bis hin zu meiner dringend benötigten Ehefrau war dem Kerl offenbar alles bekannt. So viel kann Birte eigentlich gar nicht über mich gewusst haben. Woher auch? Aus meinem Computer?
    Also, ich bin ja vielleicht kein Held im Internet, aber ein geheimes Passwort habe ich natürlich sehr wohl. Das erfordert schon mein Beruf. Und bei dem Passwort handelt es sich weder um meinen Geburtstag noch um den Namen unseres Rauhaardackels, ich bin ja nicht blöd. Unmöglich also, dass Birte es geknackt hat. Eventuell hat sie meinem Vater also doch nicht alles erzählt. Nur, woher hatte ihr Mann dann seine Informationen? Er war ja wirklich nicht schlecht informiert. Und er machte nicht den Eindruck, als würde er lange zögern, sein Wissen gegen mich einzusetzen. Nicht umsonst sagt man, dass Geld den Charakter verdirbt.
    Sein Plan sieht folgendermaßen aus: Ich soll mich möglichst schnell wieder mit Birte versöhnen und mich zu Hause das kommende halbe Jahr, bis zu meinem voraussichtlichen Amtsantritt in der Schweiz, um seine Frau kümmern und sie vor allem von ihren Scheidungsplänen abhalten. Keine Ahnung, wie das gehen soll. Aber erst wenn seine Kohle spurlos versteckt ist, bin ich wieder ein freier Mann. Und falls alles reibungslos abläuft, würde er den Schümlis auch nichts erzählen. Aber nur dann.
    Toller Plan. Leider ergeben sich daraus für mich folgende Probleme:
    Ich habe gerade erst mit seiner Ehefrau Schluss gemacht. Wie soll ich ihr jetzt klarmachen, dass das nur ein Witz war?
Selbst wenn sie mir verzeihen und mich zurücknehmen sollte – wie bringe ich sie dazu, die Scheidung noch ein bisschen aufzuschieben?
Wie bekomme ich Nella aus meinem Kopf?
    So gesehen liegt ein ordentliches Stück Arbeit vor mir.
     
    «Ach, wie schade, Ihre Gattin ist bereits abgereist?», heuchelt der blöde Hartmann Bedauern, als wir uns am Mittag in Schümlis neuen Räumlichkeiten über die Renovierungspläne beugen. «Gab es Probleme? Ist sie doch ernsthaft erkrankt?»
    «Nicht der Rede wert», erwidere ich knapp.
    «Und trotzdem ist sie gleich auf und davon?» Der Typ lässt nicht locker. «Ich meine, sollte nicht ihr Flieger ohnehin heute Abend gehen? Es muss doch etwas Gravierendes passiert sein, wenn sie sich so zeitig aufmacht. Geht denn so früh überhaupt schon eine Maschine nach Hamburg?»
    Das darf doch wohl nicht wahr sein. Was geht den denn das an? Der Idiot muss aber auch überall seine hässliche Nase hineinstecken. Überall. Am liebsten würde ich ihn jetzt mit einem ähnlich satten Lendentritt überraschen, wie Nella es heute Morgen bei mir getan hat. Aber vor Professor Schümli ist ein solches Verhalten natürlich inakzeptabel. Also verdränge ich alles, was mir an niederträchtigen Reaktionen in den Sinn kommt, und sage übertrieben freundlich: «Es handelt sich um eine Familienangelegenheit, Herr Hartmann. Und ich

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