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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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ganz gediegen zum Essen ausführen. Und zum Nachtisch würde ich ihr noch ein Paar Schuhe von Louis Trenker oder wie auch immer kaufen.
    «So, Dr. Rosen, sind Sie bereit?» Schümli steckt den Kopf durch den Türspalt. «Wollen wir gleiccch hier bleiben? Ist so schön gemütliccch und ungezwungen.»
    Klar, denke ich. Hier lässt es sich prima feiern. Vermutlich gibt es hinter einer Reihe Lexika sogar einen versteckten Knopf, mit dem man eine Minibar hervorschwenken kann.
    «Sehr gern», sage ich souverän und lasse mich gleich darauf lässig in das Chesterfield-Sofa gleiten. Ja, so einen hundertjährigen Cognac, den könnte ich jetzt gut vertragen.
    Aber ich will Schümli nicht den Spaß an dieser Phase des Wettbewerbs verderben, deshalb verkneife ich mir jegliche Mimik. Auch wenn mich das viel Kraft kostet, denn am liebsten hätte ich ihn schon beim Eintreten an mich gerissen. Doch anscheinend sind große Gesten nichts für ihn. Lieber versucht er, mich noch ein bisschen zappeln zu lassen und mich dadurch nebenbei daran zu erinnern, wer hier das Sagen hat. Damit kann ich umgehen.
    «Mein lieber Paul», eröffnet er das Gespräch, und ich bin zunächst überrascht, plötzlich von ihm geduzt zu werden. Aber klar, das ist natürlich so üblich unter Partnern. Soll ich ihn jetzt auch einfach duzen? Irgendwie will mir aber noch kein lockeres
Ja, Matthias?
über die Lippen kommen.
    Schümli macht eine Pause, in der ich vergeblich versuche, in seinem Gesicht die Freude über unsere bevorstehende Partnerschaft abzulesen. Momentan fehlt dafür jeglicher Anhaltspunkt, der Kerl hat sich verdammt gut im Griff. Genau genommen sieht er sogar ein bisschen besorgt aus. Geradezu betroffen.
    «Kommen wir zu Ihnen, Paul», beginnt er seinen Vortrag. «Wissen Sie eigentliccch, dass Sie der Grund sind, weswegen iccch nun diesen ganzen Wettbewerb von neuem starten und die Praxiseröffnung naccch hinten verschieben muss?»
    Wie bitte?
Anstelle von Glücksgefühlen lösen seine Worte absolute Verwirrung in mir aus. Wie ein hypnotisiertes Kaninchen schüttele ich den Kopf. Erst schnell, dann langsam. Zum Schluss presse ich noch ein leises «Nein» hervor und versuche es wie eine Frage klingen zu lassen.
    Was meint er denn bitte schön mit
diesen Wettbewerb von neuem starten
? Hat er sie noch alle?
    Schümli lässt sich jetzt immerhin zu einem Lächeln hinreißen.
Ein gutes Zeichen?
    «Sie haben das wirkliccch prima gemacccht.»
    Es ist ein gutes Zeichen!
    «Allerdings verstehe iccch nicccht, warum Sie das getan haben.»
    Möglicherweise doch kein gutes Zeichen.
    Seine rätselhafte Art bereitet mir langsam Kopfschmerzen und lässt gewisse Zweifel aufkommen. Ganz zu schweigen von seinen Worten. Die machen mir sogar Angst.
    Ich versinke noch etwas tiefer in meinen Hypnosezustand. Kann der Mann nicht einfach klar und deutlich sagen, was er will? Bisher hörte sich das Ganze irgendwie nicht so doll an, aber da täuscht man sich ja auch gerne mal. «Äh 

also, ich verstehe ehrlich gesagt nicht 

»
    «Mein Reden», sagt Schümli. Bis eben stand er noch lässig an seinen Schreibtisch gelehnt, nun geht er nervös ein paar Schritte auf und ab. «Iccch verstehe nämliccch auccch niccchts. Aber iccch muss Ihnen ein Kompliment maccchen, Paul: Fast hätte iccch Ihnen geglaubt.»
    Oh-oh, ein eindeutig schlechtes Zeichen!
    Ich ahne Fürchterliches.
    «Glauben Sie mir», fährt er fort, «iccch bedauere das genauso wie Sie. Aber im Gegensatz zu Ihnen habe iccch so etwas wie ein Gewissen. Und zwar ein ziemliccch schleccchtes. Nein, iccch muss miccch korrigieren: Iccch
hatte
ein ziemliccch schleccchtes. Jetzt bin iccch froh, dass die Saccche nun ein für alle Mal bereinigt wurde.» Er hat den Schreibtisch inzwischen umrundet und sieht mir fest in die Augen. «Mein Junge, iccch hätte Sie wirkliccch gern zum Partner gehabt, aber mir sind die Hände gebunden.»
    Ich hätte Sie gern zum Partner gehabt?
Das klingt jetzt sogar wie ein sehr schlechtes Zeichen. Genau genommen klingt es wie eine Absage.
    Aber warum?
    Schümli zieht einen Aktenkoffer unter dem Schreibtisch hervor, platziert ihn vor sich auf der Arbeitsplatte und lässt die Schlösser aufschnappen. Langsam greift er sich das oberste Papier.
    «Sie sind gar nicccht verheiratet», startet er seine finale Ansprache, «nicccht mal eine feste Freundin haben Sie. Ledigliccch eine Affäre mit Ihrer Arzthelferin.» Schümli macht eine Pause und sieht mich vorwurfsvoll an. «Und das Fräulein Nella

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