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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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vorgehabt, als direkt nach ihrer Heimreise bei Schümli anzurufen und die ganze Sache auffliegen zu lassen.
    Herzlichen Dank, meine Liebe. Ich wünschte, du wärst hier, dann würde ich vor deinen Augen die lila Spackenbotten verbrennen!

[zur Inhaltsübersicht]
22. Nella
    Montagnachmittag
    11  Uhr  45 . Puh, geschafft. Jetzt erst mal einen Dinkelpfannkuchen, bevor ich meine Nachmittagsschicht im
Fashion-Café
antrete.
    Mein Besuch bei Dr. Rosen war gar nicht so schlimm wie befürchtet. Nur etwas eigenartig 

    «Na, junge Dame, wo drückt denn der Schuh?», fragte der Senior mit großväterlichem Lächeln, als ich in seinem Sprechzimmer Platz genommen hatte. Neugierig blickte er mich an, und ich war zunächst etwas sprachlos. Er sah so nett und ahnungslos aus, und irgendwie schien es mir gar nicht angebracht, gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Immerhin galt es, ein hochbrisantes Thema zur Sprache zu bringen. Eines, das ein bisschen Fingerspitzengefühl erforderte. (Bezüglich meines Einleitungssatzes hatte ich mich für Variante zwei entschieden, wollte aber
Schwein
durch
Idiot
ersetzen.)
    «Ich 

äh 

also, ich habe da ein Problem.» Schön den Ball flach halten, dachte ich, und lieber erst mal mit etwas Harmlosem beginnen. Dann würde ich langsam – gaaanz zwanglos – auf den eigentlichen Grund meines Besuchs zu sprechen kommen.
    Leider fiel mir auf die Schnelle nichts Harmloses ein.
    Dr. Rosen bemerkte mein Zögern. «Einfach heraus mit der Sprache», ermunterte er mich, ohne zu ahnen, dass er damit eine persönliche Katastrophe heraufbeschwor. «Sonst kann ich Ihnen nicht helfen, Frau 

äh 

Johannsen.» Dann sah er mich irgendwie merkwürdig an. «Johannsen?»
    Ich überlegte, ob das tatsächlich eine Frage gewesen sein sollte. Stand so etwas nicht normalerweise in der Karteikarte?
    Als könnte er meine Gedanken lesen, schaute er tatsächlich irritiert in seine Unterlagen. Nach einem kurzen Moment, den er sich schweigend in das Papier vertiefte, runzelte er plötzlich die Stirn.
    Oh mein Gott, die Karteikarte!, schoss es mir mit einem Mal durch den Kopf. Ob Paul dort vielleicht kompromittierende Notizen über mich gemacht hatte?
    «Sie leiden unter Flugangst?», fragte Dr. Rosen nach einer gefühlten Ewigkeit. «Komisch 

»
    Na, das ging ja gut los. Daran war schließlich gar nichts komisch. Das war eine todernste Angelegenheit. «Deswegen bin ich aber eigentlich gar nicht hier. Der Flug liegt außerdem bereits hinter mir.»
    «Ach ja? Wo sind Sie denn gewesen, wenn man fragen darf?»
    «Ich? Äh 

also 

in Genf.»
    Es war zu befürchten, dass – wenn es in diesem Stil weiterginge – nie eine angemessen zwanglose Atmosphäre zustande kommen würde.
    «Soso 

», sagte Dr. Rosen, und es klang wie
Jetzt geht mir ein Licht auf
. «In Genf waren Sie.» Er senkte den Blick und vertiefte sich erneut in die Karteikarte. Sichtbar nervös sah er dann wieder hoch. «Beruflich, nehme ich an.»
    Ich war verwirrt. Wie kam er nur auf die Idee? Aber egal. Möglicherweise empfand er dieses kryptische Geplauder als zwanglos, so dass ich mich demzufolge auf dem richtigen Weg befand und schon sehr bald mit meinem wahren Anliegen herausrücken könnte.
    «Also 

ich habe da neuerdings so ein Ziehen. Genauer gesagt ein schmerzhaftes Ziehen. Fast ein Stechen», versuchte ich die Unterhaltung ein bisschen mehr in Richtung Arzt-Patienten-Gespräch zu lenken. Das schien mir sichereres Terrain zu sein. Irgendwie berechenbarer. «Etwa hier», sagte ich und deutete auf mein gebrochenes Herz.
    «Soso», machte Dr. Rosen nun schon zum zweiten Mal. In seinem Blick lag etwas Vorwurfsvolles. «Könnte das mit Ihrem Beruf zusammenhängen? War vielleicht einer Ihrer Kunden ein bisschen grob, während des 

äh 

» Er verstummte.
    Einer meiner Kunden?
    Die Konversation verlief leider weiterhin unberechenbar. Ich hatte nach wie vor nicht die leiseste Ahnung, worauf er hinauswollte. «Also, ich habe eigentlich hauptsächlich weibliche Kundschaft. Die sind nie 

grob

    Dr. Rosen riss die Augenbrauen in die Höhe. «Ach, wirklich?», platzte es aus ihm heraus. «Dann war Paul wohl eine Ausnahme?»
    Von da an wurde mir die Unterhaltung langsam etwas unheimlich. Wie kam er nur auf Paul? Und was für ein Problem hatte er mit meinem Beruf? Allerdings hatte er mit seiner Anspielung auf Paul nicht nur ins Schwarze getroffen, sondern dem Gespräch auch noch eine hilfreiche Wende

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