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Die naechste Frau

Die naechste Frau

Titel: Die naechste Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanne Hipp
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konfrontiert werden? Wenn ich erklären müsste, warum ich es nicht ertragen kann, dass sie auf mir liegt, dass sie in mich eindringt? Weißt du, was in mir abgeht, wenn es trotzdem passiert? Dann läuft dieser Film wieder, und ich habe wieder diese Scheiß-Angst, spüre den Ekel in mir hochsteigen, habe wieder seinen Geruch in der Nase, höre ihn, wie er stöhnend auf mir liegt. Ich halte das nicht mehr aus! Vielleicht will ich das alles einmal hinter mir lassen. Ich kann es nicht mehr ertragen. Und weißt du wie ich das schaffe? Es fickt mich einfach niemand. Und es legt sich niemand auf mich. Es geht auch so. Ich kann Sex auch so erleben, ohne, dass diese Scheiße in mir hochkommt. Ich mach’s den Frauen einfach, ich bin die Aktive. Und nur ich. Es gibt Frauen genug, die das genießen. Und wenn es jede Nacht eine andere ist, es ist mir scheißegal, hörst du?“ Mit diesen Worten drehte sie sich um, nahm ihre Motorradschlüssel vom Haken und stürmte hinaus. „Leck mich doch!“
    Alex hörte wie sich das Garagentor öffnete, hörte das bullige Starten eines Motors, und die Geräusche, die ein Motorrad machte, das schnell von einem Gang in den nächsten hoch geschaltet wurde, sich anschließend mit hoher Geschwindigkeit entfernte.
    Fahr langsamer. Bitte.
    Es war der erste klare Gedanke, als ihr Gehirn wieder einsetzte. Alex schenkte sich wie betäubt eine Tasse Kaffee ein, setzte sich auf die Arbeitsfläche ihrer Küche und nippte daran. Sie brauchte jetzt etwas Zeit zum Nachdenken.
    Erstaunlich, wie sich Jackie alles gemerkt hatte, was sie ihr erzählt hatte! Sie wussten beide nicht viel voneinander, aber von den wenigen Brocken, die Alex über ihre Kindheit erzählt hatte, war bei Jackie doch alles hängen geblieben. Und alles, was sie sagte, war irgendwie beängstigend wahr.
    War Alex ein verwöhntes Kind gewesen?
    Wahrscheinlich. Auf jeden Fall hatte sie es bedeutend besser gehabt als Jackie in ihrer Kindheit.
    Sie schämte sich. Es war nicht sonderlich schwer unter diesen Bedingungen zu dem zu werden, was sie heute war: eine selbstbewusste, starke Frau. Die dazu noch ganz normal beziehungsfähig war mit Ansprüchen und Erwartungen an eine Beziehung, an die Frau ihres Lebens schlechthin. Auch Sex war für sie immer etwas Schönes, Befreiendes und Kreatives gewesen, zumindest meistens. Abgesehen von den wenigen Malen, wo sie schlechten Sex hatte, aus welchen Gründen auch immer.
    Alex rechnete nach. Es waren vier Frauen gewesen. Vier, bevor Jackie kam. Es hätten wesentlich mehr sein können, die Frauen liefen ihr nach, aber sie hatte nie Interesse an einem kurzweiligen Vergnügen gehabt. Ihre Verhältnisse zu Frauen waren immer auf etwas Längeres angelegt gewesen, immer der ehrliche Versuch gewesen, eine langfristige Beziehung aufzubauen.
    War sie einfach nur langweilig? Aber zu etwas anderem wäre sie gar nicht in der Lage gewesen. Sie merkte, wie die neuen Eindrücke sie überforderten.
    Sie musste sich für einen Augenblick ablenken. Alex stand auf, schaltete den Fernseher ein, suchte einen Nachrichtenkanal. Sie fand einen, setzte sich aufs Sofa und lauschte dem Nachrichtensprecher.
    Sie legte die Beine hoch. Jackie würde sich wieder abregen, bestimmt. Alex blickte auf die Uhr. Sie gab ihr zwei Stunden. In der Zeit könnte sie aufräumen, etwas kochen, den Kaminofen anmachen.
    Sie musste Jackie ja Recht geben, wenn sie ihr Verhalten auch nicht nachvollziehen konnte. Aber wer konnte das schon, der nicht ähnliche Erfahrungen gemacht hatte? Konnte sie, Alex, denn etwas dafür, dass ihre Eltern traumhafte Eltern waren, die sie Kind geliebt und umsorgt hatten und auch heute noch liebten?
    Alex trank ihren Kaffee aus und stürzte sich in die Hausarbeit. Sie ertappte sch dabei, dass sie immer wieder auf ihre Armbanduhr sah.
    Jackie blieb weg. Kein lautes Motorengeräusch näherte sich dem Haus.
    Wo war sie? Hoffentlich war ihr nichts passiert. Es war nie gut, sich emotional aufgewühlt aufs Motorrad zu setzten. Wie sie sich jetzt wohl fühlte?
    Alex spürte, dass sie ihr fehlte. Sie seufzte. Es tat ihr ja bereits leid, wie konnte sie es sich anmaßen, ihre häufigen Partnerinnenwechsel zu kritisieren? Sie konnte doch gar nicht nachvollziehen, was Jackie durchgemacht hatte, warum kam sie dann mit Vorwürfen?
    Weil sie eifersüchtig war, auf die vielen, die bereits mit Jackie geschlafen hatten?
    Ja, natürlich. Allein der Gedanke, die Hand einer anderen Frau würde Jackie anfassen, zärtlich zu ihr sein,

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