Die naechste Frau
selbstbewusster. Oder kam ihr das nur so vor?
Jackie hielt ihrem Blick stand, konnte ihr Lachen nicht mehr länger unterdrucken und platzte los. „Weißt du eigentlich, dass es tierisch Spaß macht, dich aus dem Konzept zu bringen. Du guckst dann immer so konsterniert. Du bist es nicht gewohnt, dass man dir widerspricht, stimmt’s?“
„Keine Ahnung“, antwortete Alex nur. Sie wusste wohl, dass Jackie bereits ihren wunden Punkt gefunden hatte. Sie konnte andere Meinungen schlecht stehen lassen.
Jackie sah sie an und grinste versöhnlich. „Ich tanke also schon mal auf, fürs Wochenende“, sagte sie, als warte sie auf Alex’ endgültige Zustimmung.
„Mach doch“, gab Alex nach. Vielleicht hätte sie ja auch Glück und das Wetter würde sich wider Erwarten nicht halten. Dann wären sie froh, ein Dach über dem Kopf zu haben – in dem Fall eben ein Autodach.
„Tschüß. Ich muss los.“ Alex beugte sich zu ihr für einen flüchtigen Kuss. Jackie jedoch zog sie an ihren Haaren an sich, küsste sie mit einer Intensität, die ihr die Luft nahm.
„Ich freu mich schon“, sagte sie, als sie Alex wieder los ließ.
„Ich mich auch“, stammelte Alex, bemüht, nichts zu vergessen, als sie ihre Sachen zusammenkramte und das Haus durch die Seitentüre verließ.
Jackie hatte sich wirklich verändert. Die Frau war in letzter Zeit irgendwie anders drauf, dachte sie, als sie wenig später im Auto saß und beschleunigte. Sie war wirklich deutlich selbstbewusster geworden.
Wo war ihr das noch aufgefallen? Es war noch nicht lange her. Alex versuchte die Situation ihrem Gehirn wieder zu entlocken. Richtig. Als Alex sie vor den anderen geküsste hatte. Es hatte sie nicht im Geringsten irritiert, im Gegenteil. Sie hatte ihren Kuss so selbstbewusst erwidert, ihre Arme hatten sie mit größter Selbstverständlichkeit umschlossen, als wären sie allein in ihrem Wohnzimmer und nicht von Mitarbeitern umgeben, mitten in der Übergabe.
Stimmt, jetzt wo sie darüber nachdachte, fiel es ihr auf. Das war nicht mehr dieselbe Person, die sich nicht einmal getraut hatte, ihren Kollegen von ihrer Beziehung zu erzählen.
Es freute sie.
Jackie schien zunehmend aufzutauen. Alex war gespannt, was dabei noch alles zum Vorschein kommen würde.
Kapitel 42
Am Samstagmorgen saßen sie lange beim Frühstück. Das Wetter war entgegen Alex’ letzter Hoffnung bestechend schön geblieben. Laut Plan wollten sie eigentlich schon unterwegs sein, aber es hatte heute Morgen Verzögerungen gegeben. Sehr schöne Verzögerungen, wenn man Alex fragte, aber auch jetzt konnte sie kaum ihre Hände von dieser Frau lassen, die ihr in einer karierten Hemdbluse gegenüber saß, unter der sie nichts weiter trug. Alex schaffte es nur mit Anstrengung, ihre Blicke nicht immer auf Jackies Ausschnitt zu werfen, auf die Stelle freier Haut, die sie gerade noch geküsst hatte, nicht weit von der Stelle ihres Halses, in die sie gerade noch leidenschaftlich gebissen hatte, als sie unter ihren Fingern gekommen war. Alex hoffte, Jackie würde keinen allzu großen blauen Fleck davontragen.
Konnte sie von Jackie jemals genug bekommen?
„Wir sind etwas später dran als geplant“, bemerkte nun auch Jackie. Ihre blauen Augen sahen sie liebevoll an.
Ob deine Kinder auch diese Augen hätten? fragte sich Alex plötzlich.
„Was hast du?“
Jackie hatte ihren Blick bemerkt.
„Nichts.“
Es war zu früh, um darüber zu reden. Als nächstes würde sie diese Frau erst einmal fragen, ob sie heiraten wollte, und wenn ja, ob sie, Alex, dann die passende Frau dafür wäre. Vielleicht nächstes Wochenende?
Das Klingeln an der Haustür riss sie aus ihren Gedanken. Ein lautes und kräftiges Rrring.
Sie kannte dieses Klingeln bereits. So läutete nur einer.
„Oh nein. Lass es nicht wahr sein“, stöhnte Alex auf. Jackie sah verwundert auf, hörte an ihrem Tonfall, dass jetzt etwas Unvorhersehbares eingetreten war.
Alex ging zur Haustür, öffnete sie. Warum um alles in der Welt hatte sie sein Auto nicht schon gehört, als es in den Hof gefahren war?
„Guten Morgen, mein Schatz“, schmetterte ihr es an der Haustür entgegen. Ihr Vater stand leibhaftig vor ihr.
„Hallo Liebling“, ihre Mutter küsste sie flüchtig, als sie sich mit Tasche und Trollie an ihr vorbeidrängen wollte.
„Stopp!“ Mehr schaffte sie nicht zu sagen. Alex versperrte ihren Eltern demonstrativ den Weg. Sie bremste damit aber nicht den Redeschwall ihrer Mutter.
„Wir haben gedacht,
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