Die naechste Frau
sicher, spätestens ab diesem Augenblick hatte Robert Jackie in sein Herz geschlossen.
Und tatsächlich. Nicht viel später fragte er: „Wie kommt meine Schwester zu so einer attraktiven Frau?“
„Wir arbeiten in derselben Einrichtung“, erklärte Jackie.
„Da hat sie ja wieder mehr Glück als Verstand.“
Wenn Alex nicht genau gewusst hätte, dass er schwul war, hätte sie angenommen, er versuchte mit ihr zu flirten.
Hey, das ist meine Frau.
Aber auch ihr Vater schien von Jackie eingenommen zu sein. Sie bemerkte immer wieder seinen bewundernden Blick, als er sie ansah, oder sein Blick sie sie wie zufällig streifte. Jackie konnte einen umwerfenden Charme an den Tag legen. Mein Gott, das hätte sie gar nicht gedacht.
Alex ging hinein zu ihrer Mutter.
„Das ist ja mal eine Hübsche. Wo hast du die denn kennen gelernt?“, fragte ihre Mutter sofort, als sie ins Zimmer trat.
„Wir arbeiten zusammen.“ Sie sah den Anflug von Sorge in ihren Augen. „Diesmal keine Geschäftsführerin. Mach dir keine Sorgen. Sie ist meine Wohnbereichsleitung für den dementen Bereich. Eine ausgesprochen fähige Kraft.“
Ihre Mutter seufzte und sagte voller Inbrunst: „Endlich mal was Handfestes. Das freut mich aber. Nein, so eine tolle Frau aber auch. Und dann noch diese Augen“, schwärmte sie.
„Ja, nicht? Die haben mich auch von Anfang an fasziniert.“
„Und ihre Haare und dieses interessante Tattoo am Hals. Weißt du was?“, kicherte sie fast verlegen, „ich finde sie ausgesprochen sexy.“
Alex lachte. „Schön, dass du mir das nachempfinden kannst.“
Sie schüttelte den Kopf. Oh, ihre Eltern. Irgendwie waren sie immer diese Späthippies geblieben. Etwas abgehoben, aber durchaus liebevoll. Sie lächelte ihre Mutter an, zum ersten Mal, seit sie gekommen war.
„Komm, lass uns wieder nach unten gehen, zu den anderen.“
Als sie die Treppe hinabstiegen, bot sich ihnen im Wohnzimmer ein Anblick, der Alex vor Überraschung erst mal einen Augenblick verharren ließ, obwohl sie dachte, für heute könnte sie nichts mehr aus der Bahn bringen. Die Terrassentür stand weit offen. Draußen am Tisch saßen bereits ihr Vater, ihr Bruder und Jackie, lachend ins Gespräch vertieft. Jeder hielt bereits eine Flasche Bier in der Hand. Beim Näherkommen sah Alex auch Schnapsgläser herumstehen. Eine Flasche Korn prangte daneben.
„Leute, es ist früher Morgen“, war ihr letzter Versuch, Ordnung in dieses Wochenende zu bringen, das zunehmend aus dem Ruder lief.
„Kind, es ist halb elf. Zeit für einen Frühschoppen. Außerdem mussten wir ja mit irgendetwas anstoßen.“ Robert lachte, nahm sein Glas und stieß mit der Frau ihres Lebens an. „Stimmt’ s Jackie?“
„Stimmt, Reinhard“, antwortete die Frau ihres Lebens.
„Ich bin Robert“, sagte ihr Bruder, als sein Glas Jackies berührte. „Auf die Familie!“
Alex fragte sich, wo das enden sollte, wenn man Samstag früh bereits auf die Familie trank. Sie nahm sich vor, alles, was ab jetzt kommen würde ganz entspannt hinzunehmen.
Reg dich nicht auf. Reg dich einfach nicht auf.
„Setzt euch doch, Mädels“, rief ihr Vater.
Sie holten sich Stühle von drinnen, setzten sich mit dazu. Jackie schenkte Alex einen Korn ein, prostete ihr grinsend zu und sah zu, wie Alex ihn in einem Zug hinunter kippte. Sie grinste noch mehr.
Unter dem Tisch spürte Alex Jackies Hand, wie sie für einen kurzen Augenblick zärtlich ihren Schenkel entlangstrich.
Alex ertappte sich bei dem Gedanken, wie schön es wäre, mit ihr allein zu sein. Jackie sah sie an, als könne sie ihre Gedanken erraten.
Wieder mahnte ihr Blick: „Reiß dich zusammen.“
Sie machten keinen Ausflug mehr an diesem Tag. Stattdessen grillten sie im Garten, lachten, erzählten, spielten Karten, sahen mit Jackie Fotoalben von früher an, klärten sie auf über alles Wissenswerte dieser Familie.
Es wurde ein anstrengender Tag. Alex und ihre Mutter machten abends als Erste schlapp. Es war erst zehn Uhr, aber Alex konnte nicht mehr. Sie fiel ins Bett und war eine Sekunde später eingeschlafen. Jackie vertrug wesentlich mehr, sie blieb mit den beiden Männern noch bis spät in die Nacht sitzen.
Alex nahm im Halbschlaf war, wie sie zu ihr unter die Decke kroch. „Du bist kalt. Iiih, geh weg!“
Jackie lachte und ließ sie in Ruhe. Sie roch nach Bier und Schnaps. Alex dachte noch, dass sie so schon länger nicht mehr gerochen hatte. Das letzte Mal war damals gewesen, als sie Jackie aus ihrer
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