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Die Nächte der Aphrodite

Die Nächte der Aphrodite

Titel: Die Nächte der Aphrodite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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Wenn ich unglücklich bin, dann nur durch meine eigene Unfähigkeit, deine Liebe rechtzeitig zu würdigen.« Er trat auf Elaine zu und griff nach ihren Händen. »Ich wünsche dir Glück. Ich wünsche dir, dass du einen Mann findest, der es wert ist, dass du ihm deine Liebe schenkst. Ich will, dass du glücklich bist, Elaine, auch wenn dein Glück mein Unglück bedeutet. Geh nach Versailles und finde ihn, diesen Mann, werde glücklich und vergiss, dass du mich jemals gekannt hast.«
    Elaine sah ihn an. Seine Hände hielten die ihren, und sie spürte, wie Wärme in sie floss. Die Aufrichtigkeit ihn seinem Gesicht war nicht gespielt. Er liebte sie und gab sie dennoch frei, damit sie ihr Glück finden konnte.
    Ihre Kehle wurde eng. »Auch ich habe Gelegenheit gehabt nachzudenken. Ich weiß jetzt, dass du mich nicht absichtlich verletzen wolltest, Troy. Was du getan hast, hätten viele Menschen in deiner Situation getan. Ich trage dir nichts nach, das sollst du wissen. Ich möchte, dass wir als Freunde auseinander gehen.«
    Er hob ihre Hände an seine Lippen. »Ich danke dir, Elaine. Du hast ein großes Herz. Ich wünsche dir, dass du jemanden triffst, der das erkennt und zu schätzen weiß.«
    Damit ließ er ihre Hände wieder los, verbeugte sich und verließ das Zimmer. Elaine blieb zurück. Sie fühlte sich einsamer als je zuvor.

28
 
    Henri saß in der Mitte der Tafel. Die milde Nacht wurde von Fackeln und Kerzen erhellt, die sich im Tafelsilber und Porzellan spiegelten. Die Lichter im Bassin des Neptunbrunnens gaben der Umgebung etwas Märchenhaftes, das die Tafel samt Gästen in ein Land jenseits der Wirklichkeit entführte.
    Gaultiers Menü hatte eine neue Steigerung erfahren, in jedem Gang war ein Stück Blattgold verarbeitet worden, gleichgültig, ob es sich um Consommé, Gänseleberparfait oder Rinderbraten handelte. Die Gäste aßen staunend, und das Staunen der Gäste ging weiter, als auch der Wein in den Gläsern mit feinem Goldstaub überpudert serviert wurde.
    Nach dem Dessert stieg die Comtesse de Grange ohne viel Federlesen auf den Tisch. Sie ging mit kokett schwingenden Hüften auf der Tafel entlang und kickte dabei mit ihren hochhackigen Seidenschuhen immer wieder Gläser und Geschirr zu Boden. Ihr Kleid war so geschneidert, dass sie einen Teil nach dem anderen ohne Schwierigkeiten ablegen konnte. Sie tat es mit graziösen, aufreizenden Bewegungen, die die Gäste zu anfeuernden Rufen animierten.
    Henri sah sich nach Elaine um und entdeckte sie neben dem Neptunbrunnen. Der Comte de Syra unterhielt sich mit ihr, aber nach Elaines Körpersprache zu urteilen, verschwendete er nur seine Zeit.
    Henris Blicke streiften Vincent, der ihm leicht versetzt gegenübersaß. Seine geröteten Wangen verrieten, dass er dem Wein mehr zugesprochen hatte als gewöhnlich. Dafür wirkte Troy geradezu erschreckend nüchtern.
    Die Comtesse blieb direkt vor ihm stehen, und er kam nicht umhin, an den bestrumpften Beinen entlang nach oben zu blicken. Ihre haarlose Scham war mit Blattgold überzogen, ebenso wie die Brustwarzen samt Aureolen. Als sie völlig nackt war, legte sie sich auf den Tisch. Alles, was ihr dabei in die Quere kam, fegte sie mit Händen und Füßen zu Boden.
    Einige Männer machten sich sofort über sie her, andere widmeten sich ihren Begleiterinnen, und binnen weniger Minuten nahm auf dem Tisch und dem Rasen eine ausschweifende Orgie ihren Lauf. Henri zog seine Taschenuhr heraus. Zu seiner Erleichterung war es bereits kurz vor Mitternacht.
    Das Feuerwerk beeindruckte ihn über alle Maßen. Es hatte erst zweimal vorher auf Belletoile stattgefunden, und er genoss das Bild der bunten Spiralen und des Sternschnuppenregens wie ein kleines Kind. Seine Augen suchten Vincent, um diesen Moment mit ihm zu teilen, aber er konnte ihn nirgends entdecken. Elaine lehnte an einer überlebensgroßen Brunnenfigur, Troy lag ausgestreckt in der Wiese und blickte zum Himmel. Keiner von ihnen wirkte glücklich.
    Als die letzten Feuerwerkskörper verloschen waren, erhob sich Henri und machte sich auf den Weg zu seinen Räumlichkeiten. Er plante, morgen so früh als möglich aufzubrechen, um die ersten kühlen Stunden des Tages zu nutzen.
    Er betrat sein Ankleidezimmer, warf die Perücke achtlos beiseite und trat an den Waschtisch, um sein Gesicht mit einem feuchten Tuch von der Schminke zu befreien. Als er nach dem Klingelzug greifen wollte, um Etienne zu rufen, fiel sein Blick auf den Türspalt zum angrenzenden Schlafzimmer,

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