Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nächte der Aphrodite

Die Nächte der Aphrodite

Titel: Die Nächte der Aphrodite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
Vom Netzwerk:
oder ich vergesse mich. Glaubst du, deshalb gehe ich nach Versailles? Weil ich einen Mann suche?«
    Er sah sie an. »Bei Marie hat es funktioniert.«
    Sie schlug zu, noch ehe er die letzte Silbe ausgesprochen hatte. Der Schmerz, den ihre Hand auf seiner Wange verursachte, war nichts im Vergleich zum Schmerz, der sein Herz zerriss.
    Ihre Augen schossen Blitze. Er sah, wie sie vor ohnmächtigem Zorn die Finger zur Faust schloss und wieder öffnete. »Ich bin nicht Marie. Aber danke, dass du mich daran erinnert hast.«
    Sie drehte sich um und lief den Flur entlang.
    Troy blickte ihr nach. Er hatte verloren. Endgültig.
 
    »Die ersten Wagen mit den Dienstboten und den Kleidertruhen brechen morgen auf, Euer Gnaden. Sie werden die Appartements im Schloss für unsere Ankunft zurechtmachen.« Vincent blickte auf die Listen in seinen Händen. »Ein zweiter Tross macht sich Donnerstag auf den Weg. Etienne wird mit uns fahren, er möchte ständig zu Eurer Verfügung stehen. Er sagte, dass es bisher immer so ablief. Ich hoffe, das ist in Eurem Sinn.«
    »Vortrefflich.« Henri saß hinter seinem Schreibtisch. Seit er Vincent aufgetragen hatte, sich um die Organisation der Reise nach Versailles zu kümmern, lief alles reibungslos. Außerdem erledigte er die liegengebliebene Korrespondenz nach einer kurzen Unterweisung mehr oder weniger eigenständig. Auf die Frage, wo er denn lesen und schreiben gelernt hatte, gab er eine so ausweichende Antwort, dass Henri nicht nachhakte. Offensichtlich hingen damit Umstände zusammen, über die er nicht reden wollte.
    Auch sonst hielt er sich an sein Versprechen, nie wieder eine Situation heraufzubeschwören, die auch nur den Anflug erotischer Stimmung aufkommen ließ. Er benahm sich so derart neutral, dass Henri manchmal überlegte, ob er sich Vincents Geständnis nicht eingebildet hatte.
    Sein eigenes Verlangen nach dem Mann wurde dadurch nicht gemildert. Noch immer drehten sich seine Tag- und Nachtträume um ihn, aber das Wissen, welche Konsequenzen ein Nachgeben seiner Sehnsucht haben würde, brachte ihn dazu, sich zu beherrschen.
    »Ich bin sehr zufrieden, Vincent. Etienne reist tatsächlich immer mit mir. Dieses Arrangement hat sich sehr bewährt. Allerdings ...« Er räusperte sich. »... wir haben zwar noch nicht darüber gesprochen, aber ich möchte, dass du hier bleibst. Es beruhigt mich ungemein, zu wissen, dass ein vertrauenswürdiger Mann sich um die Angelegenheiten auf Belletoile kümmert, während ich weg bin.« Das war nur die halbe Wahrheit. Den anderen Teil konnte er nicht laut aussprechen. Er wollte Vincent nicht in Versailles haben, weil er dort einiges Aufsehen erregt hätte. Ein derart attraktiver Mann würde Angebote ohne Zahl erhalten und von allen Seiten hofiert werden. Damit konnte er nicht umgehen. Alleine der Gedanke daran ließ ihn vor Eifersucht rotsehen. Vincent gehörte ihm, und wenn er ihn auch nicht besitzen konnte, so wollte er nicht dabei zuschauen, wie andere Männer oder Frauen sich an ihn heranmachten. Und Vincent womöglich dieser Versuchung erlag. Immerhin war er jung und leicht beeindruckbar.
    Etwas an Vincents Haltung veränderte sich unmerklich. »Darüber haben wir wirklich nicht gesprochen, Euer Gnaden. Euer Vertrauen ehrt mich, aber ich denke, ich kann Euch in Versailles von größerem Nutzen sein als hier.«
    Henri verlieh seiner Stimme jene Autorität, für die er bekannt und gefürchtet war, um das Gespräch ein für alle Mal zu beenden. »Da täuscht Ihr Euch. Ich wünsche, dass Ihr hier bleibt, Vincent, die Gründe habe ich genannt, und ich werde darüber nicht diskutieren.«
    Die Stille im Raum ließ sich mit den Fingern greifen und eine Wand aus Eis baute sich vor dem Schreibtisch auf. Vincent straffte sich. »Wie Ihr wünscht, Euer Gnaden.« Seine Verbeugung kam über ein knappes Nicken nicht hinaus. Ohne ein weiteres Wort verließ er den Raum. Die Tür krachte hinter ihm ins Schloss und gab eine deutlichere Stellungnahme ab, als Worte es tun könnten.
 
    Elaine stürzte sich in die Vorbereitungen für das Abschiedsfest. Sie wollte nicht über Troys Weigerung, sie nach Versailles zu begleiten, nachdenken, und sie wollte sich davon auch nicht die Freude verderben lassen. Möglich, dass seine Entscheidung auf seinen festgemauerten Grundsätzen beruhte, aber sie akzeptierte diese Entscheidung nicht. Für die Weinlese könnte sicher eine Lösung gefunden werden, wenn er sich um eine bemühen würde. Und das zog er nicht einmal Erwägung.

Weitere Kostenlose Bücher