Die Nächte der Aphrodite
Nacken, um ihn ansehen zu können. Er fand keine Spur von überschäumendem Glück auf ihren Zügen, nur von tiefer Entschlossenheit. Verzweifelt wartete er darauf, dass sie zu sprechen begann, damit er wusste, was sie von ihm wollte. Natürlich würde er es ihr geben, selbst wenn es ihn umbrachte.
»Ich kann nicht nach Versailles gehen.« Ihre Stimme klang fest. »Ich kann dich nicht verlassen, Troy. Ich habe es versucht, ich habe versucht, mir vorzumachen, dass es das ist, was ich wirklich will. Aber es hat nicht geklappt.«
Troy stand da, als wäre er zu Stein erstarrt. Er kämpfte um Worte und versuchte, Freude zu empfinden, aber Elaines unbewegte Miene verhinderte es.
»Das Einzige, was ich wirklich will, bist du, Troy. Egal, was alles passiert ist, egal wie sehr du mich verletzt hast, das alles zählt nicht, weil ich dich liebe. Ich kann ohne Versailles leben, ich kann ohne Schmuck und ohne teure Kleider leben, aber ich kann nicht ohne dich leben, Troy.«
Er sah sie an, durch ihren Tonfall völlig verunsichert, obwohl ihn die Worte mit wilder Freude erfüllten. Zögernd trat er einen Schritt näher und streckte die Arme nach ihr aus. »Elaine«, murmelte er heiser. In diesem einen Wort lag alles, was er empfand. Sehnsucht, Freude, Liebe ... Glück. Ein unbändiges Glücksgefühl, das ihn ausfüllte wie helles, strahlendes Licht. »Elaine.«
Sie stürzte sich in seine Arme und presste sich an ihn. Ihr Körper zitterte wie im Fieber. »Halt mich fest, Troy. Halt mich ganz fest, und sag, dass alles gut wird. Dass du mich nicht gehen lässt, damit ich einen anderen Mann finde.«
Er stöhnte auf. »Himmel nein, natürlich lasse ich dich nicht fort. Und das Letzte, was ich will, ist, dass du einen anderen Mann erwählst.« Sie hob den Kopf, und er küsste sie wie ein Verdurstender - heiß, hart und tief. »Aber was ich dir bieten kann, ist so wenig, und du hast so viel mehr verdient.«
In ihren Augen glitzerten Tränen. »Liebst du mich?«
Er nahm ihr Gesicht in seine Hände. »Mehr als mein Leben, mehr als alles andere auf der Welt, und wenn du mich lässt, dann werde ich es dir beweisen. An jedem Tag, der da noch kommen mag.«
»Mehr brauche ich nicht, Troy.« Sie lächelte, und endlich breitete sich auf ihrem Gesicht das sanfte, glückliche Strahlen aus, nach dem er gesucht hatte. Sie drehte sich um und blickte über die Schulter zu Henri, der ebenfalls ausgestiegen war und wartend bei der Kutsche stand. »Meine Truhen müssen wieder abgeladen werden, Henri.«
Der Herzog kam näher. »Ihr seid also fest entschlossen, Elaine.«
Troy legte unwillkürlich seine Arme fester um sie, aber sie lächelte nur. »Ja, das bin ich.« Sanft machte sie sich aus der Umarmung los und trat auf Henri zu. »Erst jetzt verstehe ich, was Ihr meintet - jeder sollte eine Wahl haben. Ich habe gewählt: La Mimosa statt Versailles, Troy statt der Zeremonienmeisterin der Aphrodite, Liebe statt funkelnden Juwelen. Es ist meine Wahl, die ich alleine und unbeeinflusst getroffen habe. Aber Ihr seid es, Henri, der mir die Möglichkeit dieser Wahl geboten hat. Und dafür werde ich Euch ewig dankbar sein.«
Der Herzog neigte wortlos den Kopf, und Elaine fuhr fort: »Verzeiht mir die Verzögerung, die mein Entschluss für Euch bedeutet, aber ich muss meinem Herz folgen.«
»Es wird eine lange, einsame Reise werden, und mein Aufenthalt in Versailles wird sich noch anstrengender gestalten, als ich gedacht habe«, sagte Henri larmoyant und wedelte affektiert mit einem Spitzentaschentuch.
»Das tut mir leid, Henri.« Ihre Augen blitzen im Unterschied zu ihren Worten voller Übermut.
»Es tut Euch überhaupt nicht leid, Elaine. Ich werde mich auch nicht damit aufhalten, Euch darauf hinzuweisen, dass sich dieser Kretin hier tief unter Euren Möglichkeiten befindet. Sehr tief unter Euren Möglichkeiten. Aber das wisst Ihr selbst nur zu gut. »Henri wandte sich an Troy, der Elaine wieder an sich gezogen hatte. »Wenn mir auch nur die geringste Klage zu Ohren kommt, dass Ihr Mademoiselle Elaine Kummer bereitet, dann werde ich mich gezwungen sehen, Schritte zu unternehmen, die Euch nicht gefallen, Troy. Glaubt mir, ich kann Euer Leben alleine mit dem Heben meines kleinen Fingers sehr unerquicklich gestalten.«
»Dieser Mühe möchte ich Euch natürlich nicht aussetzen, Henri.« Mit Elaine in den Armen fühlte sich Troy unbesiegbar. Er lächelte den Herzog an und wusste, dass er dabei wie ein Dummkopf aussah. Wie ein glücklicher Dummkopf.
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