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Die Nächte der Aphrodite

Die Nächte der Aphrodite

Titel: Die Nächte der Aphrodite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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Höhepunkt schließlich über ihn hereinbrach, traf ihn völlig unvorbereitet. Sein Körper bäumte sich noch einige Male unkontrollierbar auf, ehe er auf Vincent sank und regungslos liegen blieb.
    Arme umfingen ihn und hielten ihn fest. Er spürte Vincents Atem auf seinem Gesicht und streichelnde Fingerspitzen auf seinem Rücken. »Ich liebe dich, Henri. Ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt.«
    Henri blieb mit geschlossenen Augen liegen, zu schwach, die nötige Distanz zu schaffen, und zu schwach, sich den zärtlichen Händen zu entziehen. Vincent hatte ihm klargemacht, dass er sich nur an eine Regel halten würde - nämlich keine Regeln zu befolgen. Natürlich konnte er ihm das nicht durchgehen lassen, aber jetzt war nicht die Zeit, dieses Ziel zu verfolgen. Als er sich von Vincent rollte, ging dieser zur Waschschüssel. Er hatte wohl einen zweiten Höhepunkt gehabt, denn auch Henris Brust wies klebrige Spuren auf.
    Vincent kam mit einem feuchten Tuch zu ihm und reinigte ihn mit kaum verborgener Zärtlichkeit. Danach streckte er sich neben ihm aus. »Ich wusste nicht genau, was mich erwartet, aber dass es so unglaublich ist, das hätte ich mir nie träumen lassen. Ich danke Euch, Euer Gnaden.«
    Vincents Gesicht leuchtete von innen heraus. Er sah so jung und glücklich aus, dass Henri ein Seufzen unterdrückte. Jérôme s wütender Abgang fiel ihm wieder ein.
    »Vincent, du bist jung und leicht zu beeindrucken ...«
    »Wollt Ihr mich deshalb nicht mit nach Versailles nehmen?«, unterbrach ihn Vincent.
    Der Themenwechsel irritierte Henri, deshalb sprach er seinen ersten Gedanken aus. »Versailles ist ein Ungeheuer, das alle verschlingt.« Dann begriff er. »Du hast das inszeniert, damit ich dich mitnehme.«
    Vincent räkelte sich mit einem schelmischen Ausdruck auf dem Gesicht. »Habe ich Erfolg damit?«
    Henri unterdrückte den Impuls, einfach ja zu sagen. Was ihn überraschte, denn meistens erlosch sein Interesse nach einer konsumierten Leidenschaft recht rasch. Aber der Gedanke, mehr solcher stürmischer Begegnungen zu erleben, besaß durchaus seinen Reiz. Dann meldete sich die Stimme der Vernunft. »Vincent, im August feiere ich meinen vierzigsten Geburtstag. Ich bin fast zwanzig Jahre älter als du. Jahre, in denen ich Dinge getan und gesehen habe, die ich heute lieber vergessen würde. Zynismus trübt meine Sicht, und den Glauben an das Gute habe ich längst verloren. Von großen Gefühlen ganz zu schweigen.«
    »Ihr wollt mir sagen, dass Ihr mich nicht liebt«, fasste Vincent zusammen.
    Henri nickte. »Exakt.«
    »Nun, ich habe es gehört. Nehmt Ihr mich mit nach Versailles?« Vincent wirkte völlig unbekümmert und nicht, als wäre soeben sein Lebenstraum zerstört worden. Vertrauensvoll blickte er zu Henri auf, der seufzte. »Versailles ist eine Kloake von menschlichem Neid, Missgunst und Eitelkeit, verborgen unter einem dünnen Glanz aus Gold und Purpur. Es bringt das Schlimmste in den Menschen zum Vorschein und vernichtet alles, was rein und unschuldig ist. Ich will dich dem nicht aussetzen.« Mehr war er nicht bereit vor sich selbst und Vincent zuzugeben.
    »Warum nehmt Ihr dann Elaine mit?«
    »Elaine hat dort die Gelegenheit, einen passablen Ehemann zu finden, deshalb nehme ich sie mit.«
    Vincent runzelte nachdenklich die Stirn. »Ich könnte mir einen Gönner suchen, um Euch von meiner Gegenwart zu erlösen. Jetzt, da ich weiß, dass Ihr meine Gefühle nicht erwidert.«
    »Nein.« Das Wort zerschnitt die Luft wie ein Peitschenschlag.
    Erst als sich ein zufriedenes Lächeln auf Vincents Gesicht ausbreitete, begriff Henri, dass er mit offenen Augen in eine Falle getappt war. »Du wirst dort nicht das finden, was du suchst«, versuchte er sein Verhalten zu kaschieren. »In Versailles wechselt man Liebhaber öfter als Hemden. Man reicht sie mit Empfehlungen weiter, heute in dieses Bett, morgen in ein anderes.«
    »Und auf Belletoile ist es anders? Ihr werdet mich nicht an d'Aubigny oder einen anderen weiterempfehlen, wenn Ihr meiner überdrüssig seid?« In seinen glitzernden Augen lag eine unübersehbare Herausforderung.
    Henri versuchte das Gefühl abzustreifen, in die Enge getrieben worden zu sein. »Wenn ich mich richtig erinnere, suchen meine Liebhaber selbst nach neuen Weidegründen, weil sie mein mangelndes Engagement nur eine begrenzte Zeit ertragen.«
    »Nun ja, wir haben ja bereits festgestellt, dass Ihr von Narren umgeben seid.« Der Spott in Vincents Worten war mit etwas

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