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Die Nächte der Aphrodite

Die Nächte der Aphrodite

Titel: Die Nächte der Aphrodite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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unumstößlichen Gewissheit, dass sein Verlangen durch diese Nacht nicht gestillt, sondern geweckt worden war.
    Seine Hand zitterte, als er sie nach der Türklinke ausstreckte. Dann zuckte er zurück, ohne das kühle Messing überhaupt berührt zu haben. Er konnte es nicht. Er konnte Vincent in diesem Zustand nicht gegenübertreten. Das fragile Gleichgewicht, das er mit aller Kraft aufrechterhielt, würde zerschellen wie Glas auf Marmor. Und das konnte er nicht riskieren.
    Henri rieb seine zur Faust geballten Finger und drehte sich um. Mit steifen Schritten ging er den Flur entlang und die Treppe hinunter, um schließlich auf der Cour d'Honneur anzukommen. Elaine umkreiste sichtlich nervös die Kutsche. Sie trug ein elegantes Reisekostüm mit einem breitkrempigen Hut. Zoll für Zoll eine elegante Dame von Welt. Kurz tauchte das Bild vor seinen Augen auf, wie er sie das erste Mal gesehen hatte. Sie war einen weiten Weg in kurzer Zeit gegangen und hatte sich dennoch nicht von sich selbst entfernt. Es gab nicht viele Menschen, die das von sich behaupten konnten. Er zweifelte nicht daran, dass sie in Versailles Furore machen würde. Ihre ungewöhnliche Erscheinung war ein Garant für die Faszination der gelangweilten Adligen am Hof. Sie brauchte nichts weiter zu tun, als unter den Männern zu wählen, die ihr zu Füßen lagen.
    Er griff nach ihrer behandschuhten Rechten und beugte sich mit Grandezza darüber. »Elaine, Ihr seht bezaubernd aus. Ich freue mich darauf, mit Euch zu reisen.«
    »Henri, wie schön, Euch zu sehen.« Kaum verborgene Erleichterung schwang in ihren Worten mit.
    »Habt Ihr etwa gedacht, ich komme nicht?« Er lächelte, obwohl seine innere Anspannung stieg.
    »Ja. Nein. Ich weiß nicht, was ich gedacht habe. Aber ich bin froh, dass wir fahren können.«
    Etienne erschien hinter ihr und räusperte sich. »Alles ist fertig, Euer Gnaden, Mademoiselle Callière. Wenn Ihr einsteigen wollt.« Er ging zum Wagenschlag und öffnete ihn.
    Henri beobachtete Elaine, die umständlich die Röcke um sich zusammenraffte, um einzusteigen. Sie blickte zu der Freitreppe vor dem Haus und senkte dann hastig den Blick, als wäre sie bei etwas Verbotenem ertappt worden. Henri drehte sich um. Die Treppe war leer.
    Er setzte sich ihr gegenüber und streckte seine Beine aus. Etienne schloss den Wagenschlag, um seinen Platz neben dem Kutscher einzunehmen. Die Equipage fuhr mit schwerfälligem Schaukeln an.
 
    Troy verließ seinen Posten hinter dem Fenster und trat auf die Freitreppe hinaus. Er setzte sich auf die Stufen und blickte der Kutsche nach, die einen großen Bogen auf dem Kopfsteinpflaster beschrieb und sich zur schmiedeeisernen Pforte bewegte, bei der eine Allee aus Zypressen begann.
    Er fühlte sich, als zerrten tausend kleine Haken an seinem Herzen. Schmerz füllte jeden Nerv in seinem Körper aus, obwohl er sich gleichzeitig eigenartig betäubt vorkam. Er hatte Elaine verloren. Sie ging aus seinem Leben mit einer Leichtigkeit, die ihn vor Verzweiflung in den Wahnsinn treiben würde. Er vergrub das Gesicht in den Händen und riss an seinen Haaren, bis seine Kopfhaut brannte.
    Wie sollte er ohne sie weiterleben? Wie sollte er nach La Mimosa zurückkehren und weitermachen? Er wusste es nicht. Er wusste nicht einmal, wo er die Kraft hernehmen sollte, aufzustehen und ins Haus zurückzugehen.
    Eine Bewegung hinter ihm ließ ihn aufblicken. Vincent setzte sich eine Stufe weiter unten hin. Er trug nichts als ein weißes, bauschiges Hemd und dunkle Hosen. Keine Strümpfe, keine Schuhe. Sein Haar fiel ihm wirr und ungebändigt auf die Schultern.
    Troy betrachtet sein versteinertes Profil. Er hatte keine Ahnung, warum Vincent der Kutsche nachblickte, als könnte er sie alleine durch seine Konzentration zurückbringen. Zwischen Elaine und Vincent war nichts gewesen, das hatte Troy beobachtet. Da stellten die Blicke und charmanten Tändeleien des Comte de Syra eine weit größere Gefahr dar.
    »Wie kann er einfach so gehen?« In der morgendlichen Stille schnitt Vincents klare Stimme beinahe schmerzhaft in Troys Gedanken. Da er nicht annahm, dass der Junge eine Antwort erwartete, schwieg er.
    »Wie kann er einfach so gehen, nach allem was passiert ist.« Vincent fuhr sich mit gespreizten Fingern durchs Haar. »Nicht einmal ein Abschiedswort war ich ihm wert.«
    Troy hob die Augenbrauen, als er begriff, dass von Henri die Rede war. Sein Augenmerk hatte sich so ausschließlich auf Elaine gerichtet, dass er den Herzog unbeachtet

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