Die Nächte der Aphrodite
erwies. In Zukunft würde er sie nicht mehr überrumpeln, sondern ihr Zeit lassen, sich an ihn zu gewöhnen.
Angespornt durch all diese verlockenden Perspektiven machte er sich daran, die Rechnungen für die Weinbestellungen zu schreiben. Die Zeit verging wie im Flug, und er zuckte zusammen, als er Elaines Stimme hörte.
»Gute Nacht, Troy.« Sie lehnte am Türrahmen und blickte ihn an. Er warf die Feder auf den Tisch und sprang auf. Im schwachen Kerzenschein leuchtete ihr helles Haar wie eine Aureole - zumindest erschien es ihm so. Der genossene Wein vergrößerte Elaines Ähnlichkeit mit ihrer Schwester, und er hatte das Gefühl, dass Marie vor ihm stand und ihn durch ihre dichten Wimpern hindurch ansah.
Er griff nach ihrer Hand und hob sie an seine Lippen. Ihre Haut fühlte sich weich und kühl an, als er seinen Mund darauf presste. Sie zog die Hand nicht weg, sondern sah ihn nur schweigend an. Mehr Aufforderung brauchte er nicht.
Als er sie küsste, öffnete sie bereitwillig ihre Lippen, um seiner Zunge Einlass zu gewähren, und schmiegte sich eng an ihn. Er schloss die Augen, niemals hatte er sich Marie näher gefühlt. Die Intensität des Kusses brannte sich durch ihn hindurch. Er wollte nicht aufhören, er wollte niemals mehr aufhören, diesen süßen, samtigen Mund zu plündern, das leise Stöhnen zu trinken, als wäre es göttlicher Nektar.
Atemlos hob er schließlich den Kopf und öffnete die Augen. Ihr Blick klärte sich langsam und verlor zu seinem Bedauern den träumerischen Ausdruck. »Die Frau, von der du mir erzählt hast ...« Ihre Stimme klang belegt, und er überlegte, was sie meinte. »Die verheiratete Frau, mit der du ein Verhältnis hast ...«, begann sie erneut, und er begriff, dass sie von Ghislaine sprach. »Wenn sie davon erfährt, dass wir ...«
Er ließ Elaine los und trat einen Schritt zurück. »Ich habe diese Beziehung gestern beendet«, unterbrach er sie. »Es gibt niemanden, dem ich Rechenschaft schuldig bin oder der Ansprüche auf mich erheben könnte.«
Freude und Erleichterung breiteten sich auf ihrem Gesicht aus, ehe sie die Maske kühler Gelassenheit darüberstülpen konnte. »Und wie ist es bei dir?«, fragte er. Sie war nicht unberührt gewesen, also musste es einen Mann in ihrem Leben gegeben haben.
»Niemand kann auf mich Anspruch erheben, ich bin nicht verlobt oder verheiratet«, sagte sie ruhig. »Der Mann, der meine Unschuld genommen hat, hat keine weiteren Rechte auf mich.«
Er griff nach ihren Händen. »Also gibt es nur uns beide?«
Elaine nickte.
Troy hielt ihre Hände fest. Am liebsten hätte er sie wieder in seine Arme gezogen und in sein Schlafzimmer getragen. Aber er wollte die Dinge nicht überstürzen. Es war viel geschehen innerhalb der letzten Stunden, Elaine brauchte Schlaf, und sie brauchte Zeit für sich. Er wollte sie nicht in die Enge treiben, sondern ihr Verständnis entgegenbringen.
»Ich bin froh, dass es so ist, Elaine. Der Tag war lang und anstrengend, du bist bestimmt müde. Geh zu Bett, wir sehen uns morgen.«
Sie sah ihn unverwandt an und entzog ihm dann ihre Hände. »Du hast recht, Troy. Morgen ist ein neuer Tag. Ich wünsche dir eine gute Nacht.«
Elaine wälzte sich zum hundertsten Mal im Bett herum. Einerseits war sie müde, andererseits zu durcheinander, um schlafen zu können. Sie verstand die widersprüchlichen Signale nicht, die Troy aussandte. Zwar hatte er sein Verhältnis zu dieser anderen Frau abgebrochen, dennoch lag sie alleine in ihrem Bett, obwohl er sie leidenschaftlich geküsst hatte - ehe er sie wegschickte. Sie fragte sich, wie das alles weitergehen sollte. Armand hatte ihre verzweifelte Suche nach jemandem, der für sie da war, ausgenutzt, und sie hatte sich nur allzu gerne von seinen schönen Worten einlullen lassen. Niemals aber hatte sie bei ihm jene Anziehungskraft gespürt, die sie zu Troy trieb und die alle Vernunft erstickte. Sein Lächeln, sein Körper, seine Kraft und seine Zärtlichkeit wirkten sich auf ihre Grundsätze verheerend aus. Damit nicht genug, machte er sich auch noch Gedanken, wie sie mit allem zurechtkam. Zum ersten Mal in ihrem Leben kümmerte sich jemand um sie und gab ihr nicht das Gefühl, eine Last zu sein, eine Bürde, die niemand tragen wollte.
Ihre Entstellung schien er gar nicht zu sehen. Er liebkoste sie, ohne dabei eine Berührung ihrer zerstörten Haut zu vermeiden. Alles schien plötzlich so leicht und so natürlich, als wäre sie eine ganz normale Frau.
Was ihn wohl
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