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Die Nächte der Aphrodite

Die Nächte der Aphrodite

Titel: Die Nächte der Aphrodite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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Feuer im Herd ist ausgegangen, deshalb ist der Braten nicht völlig verschmort.« Ihre Wangen röteten sich, und sie schaffte es nicht, ihm ins Gesicht zu sehen. Mit einer fahrigen Handbewegung reichte sie ihm das Tranchiermesser.
    »Gut, dann wollen wir essen«, antwortete er und begann, das Huhn zu zerteilen, während Elaine die Teller mit dem Gemüse füllte.
    Um das Schweigen zu brechen, das während des Essens über ihnen lastete, erzählte Troy von der Arbeit bei den Obstbäumen. Elaine nahm den Faden sichtlich dankbar auf und stellte interessierte Fragen. Die Stimmung besserte sich, und als sie bei der Apfeltarte anlangten, herrschte eine gelöste Atmosphäre. Troy half Elaine dabei, das Geschirr in die Küche zu tragen und holte einen Eimer Wasser vom Brunnen.
    Mit einem Glas Wein in der Hand sah er ihr zu, wie sie das Geschirr spülte. Sie hatte eine weiße Schürze über das elegante Kleid gebunden und die Ärmel aufgerollt. Sein schlechtes Gewissen meldete sich wieder. »Du sollst diese schwere Arbeit nicht alleine verrichten, Elaine. Ich habe nicht daran gedacht, was es bedeutet.« Er hatte nur daran gedacht, wie er sie bei sich behalten könnte. »Suzanne hat oft ihre Töchter mitgebracht. Vielleicht solltest du im Dorf fragen, ob jemand dir zur Hand gehen will.«
    Ohne ihre Arbeit zu unterbrechen, erwiderte Elaine. »Ich bin daran gewöhnt, zu arbeiten, Troy, und zwar wesentlich härter als ich es hier tue. Solange es nur darum geht, das Haus in Ordnung zu halten, für die paar Tagelöhner und uns beide zu kochen, werde ich zurechtkommen. Wenn die Zeit der Ernte da ist und mehr Arbeiter hier sind oder wenn du große Gesellschaften geben willst, dann werde ich mich nach Hilfe umsehen, aber im Augenblick ist das nicht nötig.«
    In ihren Worten lag ein unausgesprochener Tadel, den er nicht verstand. Aber wenn sie es so haben wollte, dann sollte es so sein. »Ich bin in meinem Arbeitszimmer und erledige einige Schreibarbeiten.«
    »Wenn ich hier fertig bin, bringe ich den Salon in Ordnung, und dann werde ich beginnen, meine neuen Kleider zuzuschneiden.« Sie sah ihn nicht an, sondern beugte sich über eine Pfanne, um sie kräftig zu schrubben.
    Troy holte die angebrochene Weinflasche und begab sich in sein Arbeitszimmer. Am nächsten Morgen war Zahltag für die Arbeiter, das bedeutete, er musste die Münzen abzählen und bereitlegen. Außerdem gab es noch einige Weinbestellungen, die in den nächsten Tagen auszuliefern waren. Vielleicht sollte er Elaine mitnehmen, damit sie die Nachbarn kennenlernen konnte. Das würde Abwechslung in ihren Alltag bringen.
    In der nächsten Woche musste er damit beginnen, die Weinstöcke zu schneiden und auf Schäden zu kontrollieren. Er seufzte. Davon verstand er noch weniger als von den Obstbäumen. Tris hatte sich immer um alles gekümmert, was mit der Plantage und dem Weinberg zusammenhing. Er selbst hatte hauptsächlich die Auslieferungen und die anfallenden Schreibarbeiten übernommen. François und Nicolas kannten sich zwar in allen landwirtschaftlichen Belangen aus, aber sie blieben wortkarg und erweckten nicht den Eindruck, ihr Wissen teilen zu wollen. Nach längerem Überlegen hatte Troy darauf verzichtet, die beiden deshalb in die Zange zu nehmen, und versuchte stattdessen, sich deren Arbeitsweise so gut es ging abzuschauen. Ob er damit Erfolg hatte, würde die Zukunft weisen.
    Um die trüben Gedanken zu verscheuchen, trank er sein Glas leer und füllte es aufs Neue. Seine Gedanken wanderten wieder zurück zu Marie. Zu den langen Abenden, an denen sie hier bei ihm gesessen hatte, weil er ihr Lesen und Schreiben beibrachte. In diesen Stunden hatte sie nur ihm gehört, und er hatte sich mit jeder Faser seines Herzens in sie verliebt. Er war überzeugt gewesen, dass seine selbstgewählte Maske ausreichte, damit niemand etwas von seinen Gefühlen merkte. Bei seinem Bruder hatte die Verstellung allerdings versagt, und Tris hatte ihn eindrücklich darauf hingewiesen, dass er nicht tatenlos zusehen würde, falls Troy unter seinen Augen ein Verhältnis mit Marie anfing. Was er natürlich niemals getan hätte. Seine Träume und Fantastereien reichten ihm völlig.
    Aber jetzt hatte ihm das Schicksal eine neue Chance gewährt, mit der alle seine Träume wahr werden konnten. Marie war ihm wiedergegeben worden, und diesmal gehörte sie niemandem, sondern war frei, ihr Herz und ihren Körper zu verschenken. Und er würde alles tun, damit er sich dieses Geschenks als würdig

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