Die Nächte der Aphrodite
Lippen. Diese Genugtuung würde sie ihm nicht geben. »Ich habe meine Sachen gepackt. Ich werde gehen. In dieser Minute. Und ich werde dich vergessen haben, noch ehe die Tür hinter mir ins Schloss fällt.«
Sie bückte sich nach dem Bündel.
»Darf ich fragen, wohin Ihr Euch wenden wollt, Mademoiselle Callière?«, erkundigte sich der Herzog im Plauderton. Er hatte der Auseinandersetzung mit gehobenen Brauen gelauscht.
Elaine zuckte mit den Schultern. »Weg, weit weg von hier.«
Troy fing sich und trat ihr entgegen. »Elaine, bleib, denk doch nach. Wo willst du denn hingehen?«
»Ich werde einen Platz finden.« Sie warf den Kopf in den Nacken. »Oder bin ich zu hässlich, um für jemand anders die Beine breit zu machen? Für jemanden, der Marie niemals gesehen hat?«, fragte sie schneidend und hasste sich dafür, ihre Gefühle so unverhüllt zu zeigen. »Glaubst du, niemand würde mich um meiner selbst willen begehren?«
»Elaine ...«, fing Troy an und fuhr sich durchs Haar. Die Geste drückte Verwirrung und Hilflosigkeit in einem Maße aus, dass Elaine die Finger ineinander krampfte, um sich nicht davon berühren zu lassen.
»Mademoiselle Callière, ich mache Euch ein Angebot.« Der Herzog stand auf und schlenderte zu ihnen hinüber. »Kommt mit mir, und ich verspreche, dass Euch die Männer zu Füßen liegen werden. Ihr werdet wählen können und Euch nicht damit zufrieden geben müssen, zweite Wahl oder Lückenbüßer zu sein.«
Elaine drehte sich zu ihm um und verschränkte die Arme vor der Brust. »Was seid Ihr, Euer Gnaden? Ein Magier, der mich in eine Schönheit verwandelt oder der Männer mit Blindheit schlägt?«
»Keines von beiden, Mademoiselle Callière. Ihr braucht nur den richtigen Rahmen und den richtigen Mann, der Eure Schönheit erkennt.«
Sie zog die Brauen zusammen. »Meint Ihr damit etwa Euch selbst?«, fragte sie trocken. »Soll ich Euer Bett wärmen?«
Die Lippen des Herzogs kräuselten sich. »Nein«, sagte er. »Was nicht daran liegt, dass ich Euch nicht für anziehend halte. Aber meine Lust und mein Bett teile ich nur mit einigen wenigen Auserwählten.«
»Männern«, stieß Troy hervor. »Sagt es Ihr doch. Erzählt Ihr von Euren widernatürlichen Vorlieben, Henri.«
Elaine blickte Troy verächtlich an. »Die Vorlieben des Herzogs können nicht widernatürlicher sein als deine. Eine Frau zu verführen, weil sie die Schwester deiner großen Liebe ist. Das ist nicht nur widernatürlich, das in höchstem Maße verabscheuungswürdig.«
Sie wandte sich wieder an den Herzog. »Wenn ich Euer Angebot annähme, welche Aufgabe habt Ihr mir zugedacht?«
Er verbeugte sich leicht und klappte den Fächer auf. »Ihr seid mein Gast auf Belletoile, so lange Ihr wollt. Und Ihr erlaubt mir, Euch nach allen Regeln der Kunst zu verwöhnen. Alles andere wird sich ergeben.«
Unschlüssig trat Elaine zum Fenster. Sie war zwischen zwei Fronten geraten. Der Herzog mochte sich als Freund des Hauses sehen, aber ganz sicher war er nicht der Freund ihres Schwagers. Abneigung strahlte von Troy aus wie die Hitze von einem flackernden Kaminfeuer. Er hasste den Herzog.
Und der Herzog wusste es. Deshalb hatte er ihr auch das Angebot gemacht. Um Troy zu ärgern und ihm eins auszuwischen.
Elaine schloss die Augen und seufzte unhörbar. Wenn sie einfach wegging, würde Troy sie innerhalb weniger Tage vergessen haben. Am Wissen, dass sie sich unter dem Schutz des von ihm verhassten Herzogs von Mariasse befand, würde er jedoch lange zu kauen haben. Ebenso, wie sie vermutlich lange damit zu kämpfen haben würde, zu vergessen, dass sie sich in ihn verliebt hatte.
Sie öffnete die Augen und wandte sich dem Herzog zu. »Ich bin einverstanden, Euer Gnaden. Ich freue mich darauf, Gast auf Belletoile zu sein.«
Troy machte einen schnellen Schritt auf sie zu, packte sie an den Schultern und drehte sie zu sich herum. In seinem Gesicht vermischten sich Ärger, Überraschung und ... Sorge. »Elaine, das kannst du nicht tun. Du kannst nicht mit diesem abartigen Ungeheuer gehen. Du kennst ihn nicht. Du weißt nicht, wozu er fähig ist.«
Sie wand sich aus seinem Griff und stellte sich neben den Herzog. »Nach dem, was du mir angetan hast, kann mich nichts mehr überraschen. Leb wohl, Troy.«
Er wollte Elaine wieder an den Schultern festhalten, aber der Herzog trat vor sie. »Meine Kutsche wartet draußen, Mademoiselle Callière. Nehmt schon einmal Platz, ich erledige das hier.«
Ohne sich noch einmal umzudrehen, ging
Weitere Kostenlose Bücher