Die Nächte der Aphrodite
daran etwas geändert hätte.« Er schwieg und fächelte sich affektiert Luft zu. »Im Grunde kam ich heute in der Überzeugung her, dass ich meinen Verwalter damit beauftragen muss, hier die Zügel in die Hand zu nehmen.«
»Das wird bestimmt nicht nötig sein, Troy kümmert sich um alles. Und er arbeitet hart.« Die Worte rutschten ihr heraus, ehe sie nachdachte. Sie biss sich auf die Lippen. Der Mann hatte sie verraten und ihr Vertrauen schändlich missbraucht - und dennoch verteidigte sie ihn. Sie sollte wirklich ihre Siebensachen zusammensuchen und das Haus verlassen.
Ohne auf eine Erwiderung des Herzogs zu warten, stand sie auf. »Ihr entschuldigt mich, Euer Gnaden, mir fällt gerade ein, dass ich noch einiges zu erledigen habe.«
Er nickte, stand aber nicht auf, wie es nach den Regeln der Höflichkeit angebracht gewesen wäre, hätte er sie als Gleichrangige erachtet. »Tut, als wäre ich gar nicht hier, Mademoiselle Callière. Ich will Euch nicht von Euren Aufgaben abhalten.«
Elaine eilte die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer. Die Kleider und anderen Habseligkeiten hatte sie schnell zusammengepackt, viel war es ja nicht. Sie hoffte, das Haus verlassen zu können, ehe Troy zurückkam. Mit einem Hauch von Bedauern blickte sie sich ein letztes Mal in dem Raum um, der ihr einige Monate lang als Heim gedient hatte. Wehmütige Erinnerungen an die vielen schönen Momente tauchten vor ihrem inneren Auge auf und versuchten, sie in ihren Bann zu ziehen. Aber nichts davon war Wirklichkeit, alles war eine einzige Lüge gewesen. Vom ersten Tag an, von Troys erstem Wort an sie - Lügen, Lügen, Lügen.
Sie riss sich los und verließ das Zimmer. Rasch lief sie die Treppe hinunter und wollte schon an der angelehnten Tür des Salons vorbeihuschen, als sie Troys Stimme hörte. Er war also tatsächlich früher zurückgekommen. Egal. Sie hatte trotzdem nicht die Absicht, ihm noch einmal gegenüberzutreten. Das Einzige, was sie wollte, war, die Tür dieses Hauses so schnell als möglich hinter sich ins Schloss zu werfen. Eilig ging sie weiter.
»... Elaine ist Maries Schwester, ich bitte Euch, Henri, das ist doch lächerlich.«
Troys Worte nagelten sie vor dem Salon fest.
»Lächerlich, mein lieber Troy, ist definitiv der falsche Ausdruck. Eure Schwägerin zu einem Dasein als Köchin zu verdammen und vermutlich noch zu anderen Dingen, von den ich lieber nichts wissen möchte, ist gelinde gesagt unverschämt.« Die Stimme des Herzogs klang spöttisch.
»Sie ist entstellt ...«
»Nicht in dem Ausmaß, dass es sie daran hindern würde, einen passenden Mann zu finden. Wenn Ihr das glaubt, dann versucht Ihr Euch selbst zu täuschen. Und ich frage mich, warum Ihr das tun solltet.«
Ohne auf den Einwurf zu achten, fuhr Troy hörbar gereizt fort: »... sie hat kein Heim, also war es meine Christenpflicht, sie hier aufzunehmen und mich um sie zu kümmern. Eure schmutzigen Gedanken sind in diesem Zusammenhang eine Beleidigung für Elaine und auch für mich. Ich habe kein Verhältnis mit ihr.«
Ein roter Nebel löschte jegliche Vernunft in Elaine aus. Sie vergaß ihr Vorhaben, stieß die Tür auf und stürmte in den Raum. »Wir haben also kein Verhältnis, Troy? Dann sag mir doch, wie deine Bezeichnung für das ist, was wir tun«, schrie sie und ließ ihr Bündel zu Boden fallen. »Ich wusste, dass du ein Lügner bist, und jetzt weiß ich, dass du obendrein ein Feigling bist, Troy de Rossac.« Sie blieb vor ihm stehen und starrte ihn voller Verachtung an. »Ich bin nicht hier, weil ich ein armes, heimatloses Mädchen bin. Ich bin hier, weil ich Maries Schwester bin. Weil du dir jedes Mal, wenn du mich in dein Bett gezogen hast, vormachen konntest, dass ich Marie bin.«
Sein Gesicht wurde kalkweiß. »Das ... das ist nicht wahr ...«, stammelte er.
Am liebsten hätte sie ihn angespuckt, so sehr fühlte sie sich von ihm verletzt. »Und wie es wahr ist. Letzte Nacht bist du in meinem Mund gekommen und hast dabei Maries Namen gestöhnt. Wie sehr du sie liebst.« Sie hatte Mühe, ihre Hand ruhig zu halten und ihm keine Ohrfeige zu verpassen. »Wie konnte ich nur so blind sein? Warum ist mir nicht schon früher aufgefallen, dass es dir immer nur um Marie ging, nicht um mich. Niemals um mich.«
Ihre Augen brannten, und sie wandte sich ab. »Du bist so erbärmlich, so jämmerlich. Du hast nicht einmal den Mumm, dich dazu zu bekennen, mit mir ins Bett zu steigen. Wie konnte ich mich nur ... « in dich verlieben. Sie biss sich auf die
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