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Die Nächte der Aphrodite

Die Nächte der Aphrodite

Titel: Die Nächte der Aphrodite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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Elaine zu Tür.
    Der Herzog klappte seinen Fächer zusammen, während er Troy ansah. »Ihr seid ein noch größerer Narr, als ich befürchtet habe.«
    Im Gesicht seines Gegenübers zuckte ein Muskel in der Wange. »Für Eure Schwester reichte es allemal.«
    Die Hand des Herzogs, die den Fächer in der Jackentasche verstaute, hielt für einen Wimpernschlag in der Bewegung inne. Dann zupfte er die Spitzen seiner Manschetten zurecht. »Ghislaine verfügt nicht nur über ein großes Herz, sondern auch über das Talent, mit Schwachsinnigen zurechtzukommen. Mir dagegen geht dieses Talent gänzlich ab, deshalb rate ich Euch, haltet Euch von mir fern, Troy, denn ich könnte meine Erziehung vergessen und in Euch nichts weiter als ein widerliches Insekt sehen, das ich aus lauter Ekel von meinem Kammerdiener zertreten lasse.«

11
 
    Die vierspännige Kutsche, die im Hof wartete, bot einen derart imposanten Anblick, dass Elaine unwillkürlich ihre Schritte verlangsamte. Die Sonnenstrahlen brachten den smaragdgrünen Lack und die vergoldeten Verzierungen zum Glänzen. Ein livrierter Reitknecht war damit beschäftigt, das Wappen zu polieren, das die Tür schmückte. Als er Elaine bemerkte, öffnete er mit einer Verbeugung den Schlag und klappte das Treppchen herunter.
    Elaine murmelte ein Dankeswort und stieg in die Kutsche. Das Interieur erfüllte alle Erwartungen, die das Exterieur weckte. Auf dem Boden lag ein orientalischer Teppich, die Sitzbänke waren mit dunkelgrünem Leder bezogen und die Wände mit zartgelbem Brokat tapeziert. Zahlreiche Kissen lagen bereit, von der Decke baumelten drei Laternen und unter dem mittleren Fenster befand sich ein Klapptischchen, in dessen Oberfläche ein Schachbrett eingelassen war.
    Auf La Mimosa hatte spürbarer Wohlstand geherrscht. Etwas, das Elaine nachvollziehen konnte, selbst ohne diesbezügliche Erfahrungen. Doch der Überfluss, der sie so plötzlich umfing, überstieg ihr Vorstellungsvermögen. Er machte ihr Angst. Wenn schon die Kutsche des Herzogs so aussah, wie sah dann erst sein Haus aus? Wie sollte sie jemals in diese Welt passen? Sie war nichts weiter als eine einfache Bauerntochter mit einem entstellten Gesicht, die keine Ahnung hatte, wie sich die Angehörigen des Hochadels benahmen, wie sie sprachen, womit sie sich beschäftigten.
    Unbewusst drückte sie sich in eine Ecke der Kutsche und schlang die Arme um sich selbst. Worauf hatte sie sich da nur eingelassen? Was hatte der Herzog mit ihr vor? In einem Punkt musste sie Troy recht geben - sie wusste von ihrem Gönner nichts. Es gab keinen Grund, ihm zu vertrauen. Allerdings gab es auch keinen Grund, ihm zu misstrauen.
    Der Wagenschlag schwang auf und der Herzog setzte sich ihr gegenüber. Die Schminke auf, seinem Gesicht machte es schwer, eine Gefühlsregung zu entdecken, aber trotzdem erschien es ihr, als wäre er verärgert.
    Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Sie kroch tiefer in ihre Ecke. Die Kutsche fuhr an, umrundete den Brunnen und bewegte sich zum weit geöffneten Tor. Unwillkürlich blickte Elaine aus dem Fenster zum Eingang des Hauses. Sie wusste nicht, ob sie sich wünschte, dass Troy dort stand und ihr zum Abschied nachsah. Aber der Gedanke war müßig, denn er tat es ohnehin nicht.
    Der Herzog hatte den Kopf an die gepolsterte Rückenlehne gelehnt und die Augen geschlossen. Seine Lippen waren so fest zusammengepresst, dass sich die Falten zu beiden Seiten seines Mundes tief in sein Gesicht gruben. Zwischen seinen Augenbrauen stand eine senkrechte Kerbe. Also hatte sie sich nicht getäuscht, er war tatsächlich verstimmt.
    Während sie überlegte, was sie sagen sollte, spielten ihre Finger rastlos mit dem Bündel auf ihrem Schoß. Vielleicht bereute er sein Angebot bereits. Vielleicht sollte sie beim nächsten Halt ohne weiteres Aufhebens verschwinden. Troy brauchte es ja nicht zu erfahren, sie hätte ihr Ziel trotzdem erreicht - ihm etwas Stoff zum Nachdenken zu liefern. Wenn sie sich einfach davonmachte, musste sie sich auch nicht damit herumschlagen, sich in einer Welt zurechtzufinden, in die sie nicht gehörte.
    »Denkt nicht einmal daran, Mademoiselle Callière. Ich habe Euch meinen Schutz angeboten und alleine der Gedanke, mich hinterrücks zu verlassen, stellt eine Impertinenz sondergleichen dar. Außerdem wäre es dumm. Und ich will nicht glauben, dass Ihr Euch mit Troy de Rossacs Dummheit angesteckt habt.«
    Der Herzog sprach ruhig, ohne dabei die Augen zu öffnen. Erst als Elaine erschrocken Luft

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