Die Nächte der Aphrodite
musste erfahren, dass ich zu spät kam, weil sie das Land verlassen hat.«
»Eine unglückselige Angelegenheit, in der Tat«, kommentierte der Herzog und kniff die Augen zusammen. »Sinnlos und wertlos.«
Elaine wusste nicht genau, worauf sich die Worte des Herzogs bezogen, deshalb ging sie darauf nicht ein. »Troy machte mir den Vorschlag, als Haushälterin zu bleiben, und ich habe zugestimmt.«
Er musterte sie schweigend und viel zu lange für ihren Geschmack. Zum ersten Mal bemerkte sie den durchdringenden Blick, der den bernsteinfarbenen Augen des Herzogs eigen war und der im krassen Gegensatz zu seiner zur Schau gestellten Arroganz stand.
»Troy erstaunt mich«, bemerkte er schließlich.
Elaine konnte den trockenen Kommentar nicht zuordnen, also wartete sie, dass er eine Erklärung hinzufügte. Was er nicht tat. Stattdessen zog er ein weißes Spitzentaschentuch aus der Jacke und wedelte damit über die Sitzfläche des Lehnsessels, ehe er sich niederließ.
Das Schweigen dauerte an. Schließlich seufzte der Herzog. »Die Limonade, Mademoiselle Callière. Meine Kehle ist nach der langen Fahrt auf der Landstraße so ausgedörrt wie unsere Konversation.«
Elaines Gesicht rötete sich. »Natürlich, Euer Gnaden.« Sie wandte sich ab, aber seine Stimme hielt sie noch einmal zurück. »Bringt auch ein Glas für Euch mit, damit Ihr mir Gesellschaft leisten könnt.«
Während Elaine in der Küche Zitronen presste und den Saft in einen Krug füllte, um ihn mit geläutertem Zucker und Wasser zu vermischen, versuchte sie sich zu erinnern, ob Troy jemals den Namen des Herzogs erwähnt hatte und wenn ja, in welchem Zusammenhang. Allerdings brachten sie ihre Überlegungen zu keinem Ergebnis. Sie war sicher, den Namen Mariasse bis zum heutigen Tag noch nie gehört zu haben.
So stellte sie den Krug und zwei Gläser auf ein Tablett und trug alles hinüber in den Salon. Der Herzog nahm das Glas entgegen und nippte mit spitzen Lippen.
Elaine betrachtete ihn nachdenklich. Alles an ihm erschien ihr nicht nur künstlich, sondern auch maßlos übertrieben. Die wallende Perücke, das weiß geschminkte Gesicht mit den tiefroten Lippen und den kreisrunden Rougeflecken auf den Wangen. Er trug gezählte sechs Schönheitspflästerchen, seine Augenbrauen und die Konturen der Lider waren mit Kohlestift betont.
Als er das Glas zurückstellte, blitzten an seinen langfingrigen Händen zahlreiche Ringe auf, sogar am rechten Daumen trug er zwei. Elaine beugte sich vor und füllte sein Glas nach, doch der Herzog griff nicht danach. Stattdessen schlug er die Beine übereinander. »Nun, Mademoiselle Callière, und wie gefällt es Euch hier im Süden?«, erkundigte er sich ohne spürbares Interesse.
»Ich finde es sehr angenehm«, antwortete sie im gleichen Ton und trank einen Schluck von der Limonade. »Die Lage von La Mimosa ist wunderschön, ich fühle mich hier sehr wohl.«
»Marie hat dem Haus in der kurzen Zeit eine Seele gegeben«, stellte der Herzog fest, und jeder Muskel in Elaines Körper spannte sich bei diesen Worten an.
Sie räusperte sich. »Das habe ich schon gehört. Meine Schwester war diesbezüglich offenbar sehr talentiert.«
Der durchdringende Blick des Herzogs schien jeden ihrer rebellischen Gedanken zu erfassen. Seine Lippen kräuselten sich. »Offenbar war sie das. Allerdings befindet sich das Haus heute in einem weitaus besseren Zustand als bei meinem letzten Besuch während der Weihnachtstage. Und das ist wohl ganz allein Euer Verdienst. Ebenso wie die Tatsache, dass ich Troy nicht aus einem Weinfass fischen muss. Ihr seht mich beeindruckt, Mademoiselle Callière.«
»Er wird bald vom Weinberg zurück sein, Euer Gnaden. In Lassieux ist Wochenmarkt, und er hatte die Absicht ... « Ihre Stimme brach ab, weil sie sich erinnerte, dass sie gerade ihre Sachen hatte packen wollen, als der Herzog so unerwartet erschienen war.
»Troy kümmert sich also um den Weinberg und die Obstbäume?« Ein Anflug von Unglauben mischte sich in seine Worte.
Elaine nickte. »Ja, warum sollte er das denn nicht tun?«
Der Herzog griff in seine Jackentasche und holte einen zierlichen Elfenbeinfächer hervor, den er aufklappte. »Ich war hier, nachdem Tris La Mimosa verlassen hatte. Bei dieser Gelegenheit gewann ich weder den Eindruck, dass Troy sich dieser Aufgabe annehmen wollte noch dass er ihr gewachsen wäre. Obwohl er es seinem Bruder versprochen hatte. Auch bei meinen nachfolgenden Besuchen konnte ich nicht feststellen, dass sich
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