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Die Nächte der Aphrodite

Die Nächte der Aphrodite

Titel: Die Nächte der Aphrodite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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anderes Mal.«
    Sie zuckte mit den Schultern und räkelte sich dann provozierend auf den zerwühlten Laken. »Wie du willst, Troy.«
    Ihr Körper war der einer vollerblühten Frau, die alle Facetten der Liebe kannte. Während er sie betrachtete, meldete sich wieder sein Gewissen. Noch immer verstand er nicht, wie es dazu hatte kommen können, dass er im Bett der ehemaligen Geliebten seines Bruders lag. Nachdem Tris mit seiner Frau Marie im letzten Herbst La Mimosa hatte verlassen müssen, blieben Ghislaine und er zurück. Obwohl Ghislaine die Beziehung zu Tris nach dessen Heirat beendet hatte, hörte sie nicht auf, seinen Bruder zu lieben. Ebenso wenig, wie er selbst Marie aus seinem Herzen verbannen konnte. Natürlich hatte sie nichts davon gewusst. Damit hatte er sich wenigstens die Erniedrigung erspart, die ihr Mitleid unweigerlich mit sich gebracht hätte.
    Aber Ghislaine wusste es. Spätestens seit er in ihrer ersten Nacht im Taumel der Lust »Marie« gestöhnt hatte. Es kümmerte sie nicht, denn auch sie schlief nicht mit ihm, sondern mit Tris. So lagen sie zu viert in einem Bett, in das nur zwei gehörten.
    Er wusste, dass die Situation ihn langsam, aber sicher zerstören würde. Und auch wenn Ghislaine es nicht zugab, litt sie ebenso. Das Ganze musste aufhören. Wie oft nahm er sich vor, nicht mehr zum Schloss Plessis-Fertoc zu reiten, aber immer wieder lockte es ihn aus der Einsamkeit von La Mimosa fort, in Ghislaines Bett. Nur auf diese Weise sah er sich imstande, die Sehnsucht nach seinem verlorenen Leben und seiner verlorenen Liebe zu überwinden. Wenn er bei Ghislaine war, konnte er kurz vergessen, dass nichts in seinem Leben so lief, wie es seiner Ansicht nach laufen sollte.
    Für ihn war La Mimosa samt den Weinbergen und Plantagen immer bedeutungslos gewesen - für seinen Bruder Tris dagegen war es der Inhalt seines Lebens. Einzig Marie hatte er mehr geliebt als das Gut. Doch das Schicksal gönnte keinem von ihnen mehr als eine winzige Atempause. Tris musste mit Marie Hals über Kopf das Land verlassen, nachdem er des Mordes an einem königlichen Neffen beschuldigt wurde.
    Und damit fand sich Troy völlig unverhofft in Fußstapfen wieder, die so groß waren, dass er darin ertrank. Er konnte nicht länger seinen geliebten Lebenstraum beweinen, sich nicht länger in Schwermut flüchten, denn er hatte Tris sein Wort gegeben, La Mimosa zu bewahren. Für den unwahrscheinlichen Fall seiner Rückkehr oder für die nachfolgenden Generationen. Der letzte Gedanke lähmte ihn noch immer vor Angst. Er wollte keine Kinder, hatte nie welche haben wollen, und noch viel weniger sehnte er sich nach einer Ehe. Die Bürde dieser Verantwortung stand drohend am Horizont, und er wusste genau, dass er sich ihr irgendwann beugen musste.
    Im Gegensatz zu Tris hatte er sich nie für Frauen interessiert. Da er sein Leben lang davon geträumt hatte, Theologie zu studieren und Priester zu werden, vergrub er sich lieber zwischen Büchern und Schriften, als den Röcken der Umgebung nachzujagen. Erst durch Marie hatte er entdeckt, was körperliches Verlangen bedeutete, und sich gleichzeitig dafür gehasst, seine Liebe mit derart schmutzigen Gedanken zu besudeln.
    Ein paar Tage, nachdem Tris und Marie La Mimosa verlassen hatten, tauchte Ghislaine beim ihm auf. Wie üblich war er betrunken gewesen. Was genau passierte, entzog sich seiner Erinnerung. Aber am nächsten Morgen lag sie neben ihm in seinem Bett und erstickte jede Diskussion mit einem Kuss, der seine Nervenenden versengte.
    Damit hatte es angefangen, und obwohl es keinen Zweifel daran gab, dass Ghislaine sich der Absurdität der Situation ebenso bewusst war wie er, konnten sie nicht damit aufhören, sich aneinander zu klammern.
    Schweigend schlüpfte er in seine Kleider und spürte dabei Ghislaines Blicke auf seinem Körper. Vermutlich verglich sie ihn mit Tris, und vermutlich war er auch hier nur zweite Wahl.
    Er schloss die Knöpfe der Jacke und ging zum Bett, um Ghislaine zum Abschied zu küssen. Sie ließ zu, dass er ihre Wange mit seinen Lippen berührte, und zog dann das Laken über die Brust. »Lebwohl, Troy. Bis ... demnächst.«
    Er nickte und wandte sich mit steifen Schritten zur Tür. Zu seiner Erleichterung war auf dem Flur niemand zu sehen. Natürlich wussten alle im Haus von seiner Beziehung zu Ghislaine, aber trotzdem bevorzugte er es, das Anwesen zu verlassen, ohne jemandem zu begegnen. Tatsächlich gelang es ihm, unbemerkt die Stallungen zu erreichen.

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