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Die Naechte der Venus

Die Naechte der Venus

Titel: Die Naechte der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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wollte er nicht die Genugtuung geben, ihn zittern zu sehen.
    Am Ende des Ganges stießen sie eine Tür auf und schoben ihn in einen kahlen, nur von einer Fackel erleuchteten Raum. Eine Ratte huschte quiekend zur Tür hinaus, als die Menschen eintraten.
    In die Decke war ein eiserner Ring eingelassen, zwei Ketten hingen herab. Dorthin trieben sie ihn mit Schlägen der flachen Seite ihrer Speere. Sie trafen seine Hüfte, seinen Rücken und einmal auch seinen verletzten Arm. Der Schmerz trieb Widar Tränen in die Augen. So gut er konnte, blinzelte er sie fort.
    Seine Handgelenke wurden an die Ketten gefesselt, die so kurz waren, dass er die Arme hoch über den Kopf heben musste.
    »Was soll das?« Er konnte die Frage nicht zurückhalten.
    »Du wirst es sehen«, lachte die eine Wache.
    »Und merken«, ergänzte die andere.
    Sie ließen ihn allein. Er versuchte eine einigermaßen bequeme Stellung zu finden, aber es war unmöglich. Wenn er seine Arme hoch hielt, taten ihm die Schultern weh, und wenn er sie hängen ließ, schnitten die Fesseln schmerzhaft in seine Handgelenke.
    Nachdem er eine lange Zeit verstrichen wähnte, öffnete sich die Tür seiner Zelle wieder. Eine Gestalt trat ein, wie er sie noch nie im Ludus Magnus gesehen hatte. Er selbst war groß und kräftig, aber der andere überragte ihn bestimmt um Haupteslänge. Die Tür war zu niedrig für ihn, er musste den ganzen Oberkörper nach vorne beugen, als er hereinkam. Er trug nichts weiter außer einem Lendenwickel und einer fleckigen Lederschürze. In der Hand hielt er eine Peitsche.
    Ohne ein Wort zu sagen, und ohne Widar mehr als einen kurzen Blick zuzuwerfen, zog er die Fesseln mit Hilfe eines Rollensystems noch strammer. Widar musste die Arme hochrecken, konnte mit den Zehen gerade noch den Boden berühren. Der Hüne gab ein zufriedenes Grunzen von sich.
    Die beiden Wachen, die ihn gebracht hatten, kamen in Begleitung eines Hauptmannes – erkennbar an seinem roten Umhang mit gleichfarbigem Helmbusch – wieder herein.
    »Lasst mich«, keuchte Widar. »Ich habe nichts getan.«
    »Nichts getan. Ihr Germanen seid ein lustiges Volk«, amüsierte sich der Hauptmann. »Fangen eine Prügelei an und nennen das nichts getan. Orso, fünfundzwanzig Hiebe.«
    Der Hüne entrollte die Peitsche. Widar spannte alle Muskeln an, biss die Zähne zusammen und wartete auf den ersten Hieb – aber nichts geschah. Stattdessen steckten die Wachen die Köpfe zusammen und begannen eine geflüsterte Unterhaltung. Orso stand wartend daneben. Als das Flüstern kein Ende nehmen wollte, entspannte sich Widar. Offensichtlich sahen sie ein, wie ungerecht sie waren, wenn sie ihn bestraften.
    In diesem Moment fuhr die Peitsche klatschend über seinen Rücken. Er zuckte zusammen, und die Fesseln rissen schmerzhaft an seinen Handgelenken. Um nicht zu schreien, biss er sich auf die Lippen. Die Wachen setzten ihr Gespräch fort, als wäre nichts gewesen.
    Mit angespannten Muskeln wartete Widar auf den zweiten Schlag, der wieder nicht kam. Aber er würde sich nicht noch einmal täuschen lassen. Zischend fuhr die Peitsche durch die Luft – nur der Schlag blieb aus.
    Endlich beendeten die Wachen ihre Unterhaltung. Hörbar atmete Widar ein.
    »Du willst was sagen, Germane?«
    »Tribates hat angefangen. Wird er bestraft?«, brachte er mühsam heraus. Er hatte eigentlich nichts mehr sagen wollen.
    »Der Germane fragt doch tatsächlich, ob wir Tribates bestrafen.« Der Hauptmann lachte und schlug sich auf den Oberschenkel, als wäre das ein besonders guter Witz.
    »Wir bestrafen doch nicht den ersten Gladiator des Ludus Magnus«, echote einer der Männer.
    Der zweite Schlag klatschte wie aus dem Nichts auf seinen Rücken. Er hatte das Zischen der Peitsche nicht gehört. Gleich darauf kam der dritte Hieb. Diesmal spürte er, wie seine Haut aufplatzte und Blut seinen Rücken herunterlief.
    Die Schläge folgten schnell aufeinander. Wie Messer schnitten die dünnen Riemen in seine Haut. Bei neun Schlägen hörte er auf zu zählen. Er gab sich keine Mühe mehr, seine Handgelenke zu entlasten, sondern hing mit seinem ganzen Gewicht in den Fesseln.
    Der grausame Schmerz ließ nur noch einen Gedanken zu: Die Römer bestraften ihn und nicht den eigentlichen Schuldigen.
    Orso hatte ihm je einen Schlag auf den rechten und linken Oberschenkel gesetzt, aber er schien an Widars Rücken mehr Gefallen zu finden, der kaum noch wiederzuerkennen war. Widar merkte es nicht einmal, als die Schläge aufhörten. Erst

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