Die Naechte der Venus
wie die ehrbare Tochter eines Handwerkers aus.
Domitian lag mit geschlossenen Augen auf der cline. Er war mit einer Untertunika bekleidet, und über sein Gesicht war ein feuchter Lappen gebreitet. Offenbar hatte er nicht gehört, wie sie hereingekommen war, denn er regte sich nicht. Bei seinem Anblick vergaß sie sofort alles, was sie ihm eben noch hatte sagen wollen. Der Imperator sah aus, als ginge es ihm nicht gut. Sie eilte an seine Seite und nahm ihm das Tuch vom Gesicht.
»Törichtes Mädchen, was ...«
Als er sie erkannte, setzte er sich mit einem Ruck auf. Hastig schlang er die Arme um ihren Leib.
»Ich habe sieben Tage auf dich gewartet und kein Knabe und kein Mädchen hat mich abgelenkt.«
»Kein Bettsport?«, neckte sie ihn.
Er musste ausgehungert sein. Ihr Körper reagierte sofort auf diese Nachricht und schmiegte sich enger an ihn. Ihre Lippen pressten sich auf seinen Nacken.
»So lange dauert es eben, einen Boten nach Baiae zu schicken und mich herzulocken.«
»Was hast du überhaupt da gemacht?«
»Alle Welt ist im Sommer dort. Du hättest auch kommen sollen, spiegelglatte See, es ist nicht so heiß wie in Rom und die Sonne versinkt blutrot im Meer.«
»Mit wem warst du da?«
»Du hättest kommen und es dir gut gehen lassen sollen.« Auf seine Frage ging sie nicht ein.
»Vor allen Dingen gibt es keinen Senat.«
Domitian wandte sich an die Sklavin, die immer noch in der Ecke stand. »Geh ins Haus. Schnell!«
Ihre nackten Füße platschten über den Boden, als sie aus dem Pavillon lief und durch den Park zur Villa floh.
»Ich habe Munio und Glabrio hinrichten lassen. Sie hatten sich gegen mich verschworen, und ihre Enttarnung habe ich dir zu verdanken.«
»Mir?«
»Bei dem Gastmahl, als wir sie so geschickt ausgehorcht haben.«
Caelia konnte sich nicht erinnern, dass Glabrio bei dem Gastmahl gewesen war oder etwas gesagt hätte, das ihn als Verräter entlarvte – und Munio war nicht da gewesen, aber ab einem gewissen Zeitpunkt konnte sie sich sowieso nur an Lust und Leidenschaft erinnern. Deshalb nickte sie und ließ ihre Hand über Domitians Rücken gleiten. Aber offenbar war er noch nicht fertig mit dem, was er sagen wollte, denn er rückte von ihr ab.
»Ich bin überzeugt davon, dass die beiden nur Teil einer Verschwörung waren. Ich muss wissen, wer noch dazu gehört. Du musst mir noch einmal helfen.«
»Noch ein Gastmahl?« Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Sieben Tage ohne Bettsport und dann ein Gastmahl, das ließ Freuden ganz spezieller Art erwarten.
»Nein, so leicht werden sie sich nicht noch einmal überführen lassen. Das, was ich dir jetzt zeige, hat außer dir noch niemand gesehen.« Domitian zog unter einem Kissen ein Pergament hervor. Er entrollte es, und zum Vorschein kamen zwei Spalten mit Namen.
Alles Senatoren, soweit sie erkannte. Er hatte die Liste mit eigener Hand geschrieben. Einige Namen waren in der einen Spalte durchgestrichen und in die andere gesetzt worden.
»Sind das alles Verschwörer?«
Auf der Liste standen etwa ein Sechstel der Senatoren, schätzte sie.
»Die Verdächtigen. Bei denen in der linken Spalte bin ich mir sicher, bei den anderen könnte es sein.«
Die linke Spalte war wesentlich länger als die rechte und kein Name war durchgestrichen. Caelia überflog die Liste. Sie entdeckte Marcus Rufius in der rechten Spalte. Der jüngere Plinius war von rechts nach links gewandert, der Prätorianerpräfekt Norbanus stand auch in der linken Spalte, ebenso die Brüder Narcissus, Primus und Secundus genannt, und Murius Albanus, der als der reichste Mann Roms galt. Nervas Name war in der rechten Spalte durchgestrichen, aber er tauchte auf der linken Seite nicht wieder auf.
»Ich sollte sie alle ohne Unterschied hinrichten lassen. Das wäre allen übrigen eine Lehre.«
»Ohne Gerichtsverfahren?«
Domitian fasste ihre Frage als Vorschlag auf.
»Du verstehst mich. Man müsste sie alle zur gleichen Zeit verhaften und hinrichten lassen, am besten Kreuze entlang der Via Appia.«
Er erwärmte sich für seine Idee, stand von der cline auf und ging im Pavillon hin und her. Die Hände hatte er zu Fäusten geballt und Röte überzog sein Gesicht. Seine Schritte waren wieder federnd und kraftvoll. Das war der Domitian, den sie kannte, nicht der müde Mann, den sie im Pavillon angetroffen hatte.
In ihr erwachte die Lust auf ihn. Sie wollte nicht mehr von der Liste sprechen, keine Namen von rechts nach links schieben. Sie wollte – Caelia leckte
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