Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Speichel. Sie hatte das Gefühl, als könnte sie das alles nicht länger aushalten. Nur, sie spürte keinen Ausweg. Dann schrie sie – als nämlich plötzlich ein Finger in sie eindrang. Und der Finger bewegte sich nicht ziellos, sondern selbstsicher auf die Stelle zu, an der Maria – sie schrie. Wirklich? Laut? Leise? Lange? Und dann überkam sie eine Lust, für die sie keine Worte fand. Und die sie auch nicht benennen wollte, weil sie mit dem Zustand an sich genug zu tun hatte. Sie beugte sich zu dem Mann und schnappte ihn. Küsse. Bisse. Kurz blitzte die Erkenntnis auf, dass er gut roch. Was für ein Glück, sie hatte daran keinen Gedanken verschwendet. Sie nahm seine Brustwarzen in den Mund und krallte sich in seinen Körper. Der Mann seinerseits ließ sich auf den Boden fallen, wobei sich sein Handtuch öffnete. Maria ragte sein Penis entgegen. Sie verharrte. Unsicher sah der Mann sie an, was sie nur aus den Augenwinkeln heraus registrierte, denn ihr Blick war von dem steif erigierten Penis angezogen. Ganz langsam näherte sie sich ihm. Als sie mit dem Gesicht ganz nahe war, sah sie ihn nur an. Der Mann ließ sich wieder zurückfallen und stöhnte auf. Als sie noch immer nichts tat, sah er sie wieder an. Und Maria begann, die Umrisse des Penis mit der Zunge abzufahren, ohne ihn dabei zu berühren. Dabei tropfte einmal kurz Speichel auf die Eichel. Der Penis zuckte. Maria fuhr mit der Zunge den Schaft entlang, spielte mit der Eichel. Und dachte nichts mehr. War nur mehr. Spürte. Roch. Schwelgte. Wie durch Watte registrierte sie, dass irgendwelche Hände – es konnten nicht die des Mannes sein, rein anatomisch – ihren Po streichelten. Das war der letzte bewusste Gedanke für eine lange Zeit.
Maria saß an der Bar und genoss das Prickeln des Mineralwassers. Sie fühlte sich völlig ausgedörrt – und zugleich so lebendig wie noch nie. Sie konnte gar nicht anders, ein permanentes Lächeln umspielte ihren Mund. Die Wrenk machte die Abrechnung und lächelte ihr immer wieder zu. Ruhe und Einverständnis. Hubsi kam zur Bar, bereits angekleidet.
»Eva, es war mir ein Vergnügen. Ich danke.«
Wieder Verbeugung.
»Das Vergnügen war ganz meinerseits.«
Sie lächelten einander an, und es war nicht mehr zwischen ihnen, als hätte er ihr geholfen, den Einkauf in die Wohnung zu tragen. Ein zweiter Mann, dessen Namen Maria nicht einmal kannte, gab ihr die Hand.
»Ja, danke, war echt leiwand.«
»Finde ich auch. Danke ebenfalls.«
Die beiden Männer gingen. Und Maria fühlte sich wie eine Königin. Und so entspannt. Sie hatte das Gefühl, als könnte sie jetzt lange nichts mehr erschüttern. Und sie bereute nichts. Rein gar nichts. Viel mehr war sie zufrieden, weil sie das erste Mal wusste, wie es ist, so richtig befriedigt zu sein. Also stimmte die Sache mit den multiplen Orgasmen doch. Wie viel Mal war sie heute – sie wusste es nicht. Es war auch uninteressant. Es war nur endlich, das erste Mal in ihrem Leben, genug gewesen. Die Wrenk schloss alles ab. Maria ging mit ihr zur Tür. Draußen umarmten sie einander.
»Mach ihr keine Vorwürfe. Wie soll sie wissen, dass du in Phillip verliebt bist, wenn du es selbst nicht einmal weißt?«
Das holte Maria schlagartig in die Realität zurück. Es wollten sich pflichtschuldigst der Zorn über Elsa und die Mutlosigkeit bezüglich des Falles einstellen, aber der Mechanismus wurde durch Marias Entspanntheit unterbrochen. Sie wusste, sie musste all die Probleme lösen. Doch vorher würde sie gut frühstücken gehen, dann sich ausschlafen – und dann die richtige Sicht auf die Dinge haben. Etwas hatte sich verändert. Sie wusste zwar nicht, was das war, aber sie wusste, dass es gut war.
Fünf
Maria schlenderte durch enge Gässchen und Seitenstraßen zum Naschmarkt. Die Morgensonne verzauberte selbst die hässlichsten Häuser in kleine Palais. Kaum jemand war auf der Straße – wie auch, es war halb fünf Uhr morgens. Aber Maria fühlte sich nicht müde. Seltsam. Natürlich, es hatte schon Nächte gegeben, wo sie um diese Uhrzeit noch wach gewesen war, doch da war es wegen dem weit unlustigeren Grund eines Leichenfundes gewesen. – Oder manchmal auch aus einer ungesunden Anspannung heraus. Dieses Nicht-Einschlafen-Können, dieses Die-Nacht-und-den-folgenden-Tag-gleichermaßen-Hassen. Jetzt liebte sie das Vergangene und das Zukünftige. Und sie brauchte einfach keinen Schlaf, weil sie voller – geschenkter Energie war. Das Erlebte glich das Defizit aus und
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